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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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Stimme.
    »Laut Melderegister wohnt Jón Jóhannsson unter dieser Adresse«, antwortete Gunna. Ihre Anspannung ließ spürbar nach. »Wie du siehst, müssen wir ihn äußerst dringend sprechen.«
    »Aber hier wohnt niemand, der so heißt«, sagte die Frau. »Nur wir wohnen hier, Smári und ich. Er ist zur Arbeit gefahren.«
    »Ich denke, wir sollten uns mal im Haus umsehen«, sagte Gunna entschlossen und trat in den Flur.
    Drinnen betrachtete sie den Stapel Umzugskartons im Wohnzimmer und die Haufen von Habseligkeiten. Offensichtlich war das Paar erst vor Kurzem eingezogen. Helgi, Steingrímur und die anderen beiden Polizisten bewegten sich schnell durch das Haus und überprüften jedes Zimmer, bevor sie in den Flur zurückkehrten. Gunna stand neben der Frau, deren behelfsmäßiger Turban allmählich verrutschte und nasse Locken enthüllte.
    »Vielleicht ist die Post dort drüben für den Mann, der vor uns hier gewohnt hat«, meinte die junge Frau und zeigte auf eine Kommode.
    Helgi nahm den Stapel Umschläge und überflog sie kurz.
    »Briefe für Linda Örvarsdóttir und Jón Jóhannsson«, sagte er.
    »Wir wohnen noch nicht lange hier«, jammerte die Frau.
    »In dem Fall möchten wir uns bei dir entschuldigen«, sagte Gunna.
    »Braucht ihr uns noch?«, fragte Steingrímur. Inzwischen trug er seine halb automatische Waffe wieder über der Schulter.
    »Wir sind fertig, danke, Jungs«, erwiderte Gunna. »Tut mir leid wegen des blinden Alarms, aber hoffentlich brauchen wir euch bald wieder. Lieber heute als morgen.«
    »Kein Problem. Wir haben zwei Teams in Bereitschaft, wenn ihr ihn findet«, brummte Steingrímur. Seine Kollegen und er verschwanden beängstigend schnell und geräuschlos.
    Gunna wandte sich erneut an die Frau, die das Handtuch aufgegeben hatte und ihre nassen Haare herunterhängen ließ.
    »Wann seid ihr hier eingezogen?«
    »Erst vor wenigen Tagen. Wir haben noch nicht alles ausgepackt.«
    »Das sehe ich. Habt ihr den vorherigen Besitzer nicht getroffen, als ihr das Haus gekauft oder gemietet habt?«
    »Es war eine Zwangsenteignung. Wir haben es von der Bank gekauft und hatten das Glück, es zu einem guten Preis kaufen zu können. Ich glaube, der vorherige Besitzer ist vor einigen Wochen ausgezogen.«
    Gunna nickte.
    »Gut. Tut mir leid, dass wir dir Unannehmlichkeiten bereitet haben. Wir gehen jetzt, aber wir wären dir dankbar, wenn du uns sagen könntest, über welche Bank der Verkauf abgewickelt wurde.«

***
    Schweren Herzens parkte Jón den Lieferwagen in der Nähe des Zentrums von Kópavogur. Dann ging er zu Fuß in Richtung Zentrum und machte dabei einen Umweg – um Zeit totzuschlagen, aber auch, weil er nicht damit rechnete, noch einmal durch Kópavogur spazieren zu können.
    Er umrundete die moderne Kirche, lehnte sich an das Geländer der Brücke über die Hauptstraße und betrachtete den Verkehr. Danach schlenderte er an den Geschäften auf der Hamraborg Straße vorbei, blickte ins Schaufenster der Bäckerei und spielte mit dem Gedanken, noch irgendwo in Ruhe einen Kaffee zu trinken. Als er an die Schrotflinte unter seiner Jacke dachte, entschied er sich dagegen. Stattdessen überquerte er die Straße und ging durch die Glastür der Bank, wenige Sekunden, nachdem sie um halb zehn aufgesperrt worden war.
    »Ich habe einen Termin mit Hrannar Antonsson«, teilte er einem Kassierer kurz angebunden mit. Der Mann unterdrückte ein Gähnen und versuchte zu lächeln.
    »Ich bin nicht sicher, ob er schon im Haus ist. Wenn du Platz nehmen möchtest, frage ich nach.«
    Jón brummte zustimmend und ließ sich auf einem Sessel nieder, von dem aus er sowohl die Türen als auch den Schreibtisch im Blick hatte, an dem sein persönlicher Kundenberater mit diesem albernen rosa Hemd normalerweise saß. Es war warm in der Bank. Die Sonne, die auf die Fenster schien, würde dafür sorgen, dass es später unerträglich heiß werden würde.
    »Er wird in zehn Minuten eintreffen«, sagte eine Stimme hinter ihm. Jón hatte gar nicht bemerkt, dass der gähnende Kassierer zurückgekehrt war.
    »Oh. Das ist okay. Wahrscheinlich bin ich ein bisschen früh dran«, entschuldigte Jón sich.
    »Kein Problem. Er kommt dann gleich«, sagte der junge Mann und verschwand wieder.

***
    Unverzüglich wurde eine Fahndung nach Jón Jóhannssons weißem Lieferwagen eingeleitet. Nach der Rückkehr von ihrem enttäuschenden Ausflug zu dem Haus in Hafnarfjördur machte Helgi sich sofort daran, den Aufenthaltsort des Mannes

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