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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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gemeinsam achtzig Prozent der Anteile.«
    »Wer ist der Käufer?«
    Anna Fjóla lächelte. »Auf dem Papier ist es eine ziemlich einfache Transaktion. Ein paar tausend Euro werden über den Tisch gereicht, und schon hat Kleifar neue Besitzer. Und damit Jónas Valur sich an ein warmes Plätzchen in der Nähe seines Sohnes zurückziehen kann, werden die neuen Besitzer ihm in aller Stille einige große Villen in Portugal überschreiben. Das ist der eigentliche Preis für die Firma. Die neuen Besitzer bekommen zu einem guten Preis ein etabliertes Exportunternehmen für Pökelfisch in Island, und Jónas Valur erhält den Gegenwert dafür, ohne sich über Währungsbeschränkungen Gedanken machen zu müssen.«
    »Und woher weißt du das alles?«
    »Ich bitte dich. Nach beinahe zwanzig Jahren kenne ich Jónas Valur so gut wie meinen Ehemann – womöglich noch besser. Jónas Valur ist nie in der Lage gewesen, sich ein Passwort oder einen Benutzernamen zu merken. Wenn ich diese Informationen nicht immer zur Hand hätte, würde die Firma schon morgen nicht mehr arbeiten können. Ich rufe seine E-Mails ab, kontrolliere die Kontoauszüge, alle, sogar die, von denen er annimmt, sie seien geheim.«
    »Und wann soll das über die Bühne gehen?«
    »Es ist schon seit einigen Monaten im Gange. Jónas Valur glaubt, ich bekomme nicht mit, was direkt vor meiner Nase vor sich geht. Seine Freunde Bjarki und Hallur sind ebenfalls mit von der Partie, außerdem noch Ólafur Jacobsen.«
    »Der Anwalt.«
    »Ja, er ist ein widerlicher Mensch. Bjarki Steinsson hat schon das ganze letzte Jahr die Zahlen manipuliert, damit die Firma weniger Gewinn abwirft, sodass der niedrige Kaufpreis nicht verdächtig erscheint. Hallur Hallbjörnsson hat arrangiert, dass die Hafenbehörde das Bürogebäude kauft. Der Hafen braucht es zwar nicht und kann es sich eigentlich auch gar nicht leisten, aber man sollte nie unterschätzen, wozu Jónas Valur seine Freunde bringen kann.«
    »Und was geschieht mit dir? Wirst du nicht für die neuen Besitzer arbeiten?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Anna Fjóla mit einem schmallippigen Lächeln. »Sie wollen keine alte Frau, die ihnen sagt, wie sie ihre Geschäfte führen sollen. Kleifar wird offiziell nicht mehr existieren und könnte sogar zahlungsunfähig werden, wenn Bjarki Steinsson seinen Job gut gemacht hat. Das Unternehmen wird Teil einer Holdinggesellschaft werden. Es besteht kein Anlass, sich wegen der Entlassung einer alten Frau Gedanken zu machen.«
    »Ein weiterer schneller Besuch bei Jónas Valur wäre vielleicht angebracht«, überlegte Gunna nachdenklich.
    Anna Fjóla trank den Rest ihres Tees aus, stellte die Tasse energisch ab und stand auf. »Dann solltest du nicht zu lange warten. Alle Verträge sind unterzeichnet, und ich glaube nicht, dass ihn noch viel in Reykjavík hält.«
    Sie marschierte mit aufeinandergepressten Lippen und hoch erhobenem Kopf aus dem Café. Gunna blieb zurück und fragte sich, was wohl in dem dicken Umschlag sein mochte, der jetzt dort lag, wo zuvor ihre Handtasche gestanden hatte.

16. KAPITEL
    Freitag, der Sechsundzwanzigste
    Gunna fuhr die wenigen Kilometer zum Polizeirevier von Keflavík, wo sie Bjössi an seinem üblichen Raucherplatz neben der Hintertür antraf. Er unterhielt sich gerade mit Helgi. Als sie parkte, drückte Bjössi seine Zigarette aus, schüttete die letzten Kaffeetropfen aus seinem Becher und ließ ihn am kleinen Finger baumeln.
    »Guten Morgen, meine Herren. Wie geht es dir an diesem wunderschönen Tag, Bjössi?«, sagte Gunna zur Begrüßung.
    »Ich bin müde, meine Füße sind kalt geworden, meine Haare fallen aus, ich hasse meinen Job, und es wird bald wieder regnen. Abgesehen davon geht es mir gut«, brummte Bjössi, während sie gemeinsam das Gebäude betraten. Gedämpfte, wütende Schreie waren von irgendwoher zu hören.
    »Was ist das für ein Lärm, Bjössi? Findet dort drin eine Chorprobe statt?«
    »Von wegen Chor. Du weißt genau, was das ist«, erwiderte Bjössi grimmig.
    »Ach, ist das unser Freund?«
    »Als Freund würde ich ihn nicht gerade bezeichnen. Er ist nicht der Klügste, würde ich sagen. Er gehört dir.«
    Der Lärm wurde lauter, als sie sich den Zellen näherten, und das Hämmern gegen die Stahltür hallte durch das ganze Gebäude.
    »He, halt verdammt noch mal die Schnauze, ja?«, schrie Bjössi und schlug mit der Faust gegen die Tür. Er öffnete die Türklappe, damit Gunna in die Zelle blicken konnte. »Willst du wirklich dort

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