Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
wir haben einen Fehler gemacht, und in Wirklichkeit könnte er der Mörder sein?«
»Ich weiß es nicht«, gab Helgi zu. »Die Chefin glaubt es anscheinend, auch wenn sie es nicht offen ausgesprochen hat.«
»Wie ist sie denn so, das Mädel? Du meine Güte, zu meiner Zeit wäre es undenkbar gewesen, unter einer Frau zu arbeiten.«
»Sie kann sich durchsetzen, und sie hat Erfolge vorzuweisen«, erklärte Helgi. »Vor etlichen Jahren gab es einen Skandal, als sie ein Mitglied des Stadtrats wegen Trunkenheit am Steuer angehalten hat. Der Bursche hat sich schrecklich aufgeregt, da hat sie ihm Handschellen angelegt. Als sie einen Blick in seinen Wagen warf, entdeckte sie einige Briefchen mit Koks.«
»Ach, sie war das!« Thorfinnur Markússon lachte laut. »Daran erinnere ich mich! Das war ein ganz schöner Wirbel. Normalerweise wird so was in aller Stille geregelt, aber darauf wollte sie sich nicht einlassen. Ich weiß nicht mehr, wie der Mann hieß, aber die Sache hat seiner politischen Laufbahn ein Ende gesetzt.«
»Das muss etwa fünfzehn Jahre her sein, es war, bevor ich zur Polizei kam.«
»Es war eindrucksvoll«, sagte Thorfinnur Markússon. »Sie war so stur wie ein Maulesel und sagte, der Mann hätte sie beschimpft und beleidigt. Sie war nicht bereit, einzulenken. Gerüchten zufolge hat er sie als fette, hässliche Schlampe bezeichnet und gedroht, er würde sie vor Gericht bringen, wenn sie nicht einlenken würde. Wie ist es denn, für sie zu arbeiten? Ist sie wirklich eine fette, hässliche Schlampe?«
»Sie ist in Ordnung«, erwiderte Helgi. »Sehr direkt, sie hält nichts von Versteckspielchen. Sie möchte einfach, dass die Arbeit erledigt wird.«
Thorfinnur zog den Haken wieder aus dem Wasser, legte die Angelrute ans Ufer und zündete sich eine Zigarette an. Helgi hatte den Eindruck, dass der Nebel dichter wurde. Die kümmerlichen Bäume auf der anderen Seite des Sees waren hinter einem grauen Schleier verschwunden, der alles einhüllte und ihre Stimmen dämpfte.
»Und was ist mit –?« Thorfinnur deutete mit den Händen eine kurvenreiche Figur an und grinste.
»Sie ist kein Hungerhaken und hat einen ordentlichen Vorbau. Ich wette, man kann jede Menge Spaß mit ihr haben.«
»Wenn ich dir einen Rat geben darf, Helgi, du solltest Arbeit und Vergnügen streng trennen. Selbst wenn sie tolle Sachen in der Bluse hat, die einen Mann jeden Abend glücklich machen würden, ist es das nicht wert.«
Helgi fühlte sich ausgesprochen unwohl in seiner Haut und trat vom einen Bein aufs andere. Thorfinnur Markússon grinste breit, als er seine Verlegenheit bemerkte.
»Hör auf, ja? Ich bin doch nicht von gestern.«
»Man könnte glauben, du stehst auf sie, Helgi«, frotzelte Thorfinnur.
»Ich bin zum zweiten Mal verheiratet, da wäre so ein Blödsinn so überflüssig wie ein Kropf«, grummelte er. »Lass uns über Sindri Valsson reden. Gibt es etwas, an das du dich erinnerst?«
Der pensionierte Chief Inspector blies Rauch aus der Nase und überlegte kurz, bevor er den Kopf schüttelte.
»Mir fällt spontan nichts ein. Ich erinnere mich vage an ihn. Irgend so ein junger Typ, ziemlich arrogant. Aber jetzt, wo du fragst, fällt mir auf, dass damals alles auffallend gut zusammengepasst hat, ein völlig eindeutiger Fall. Der lange Ommi hat sofort ein Geständnis abgelegt, nachdem du ihn gefasst hattest. Aber dieser Sindri, naja, wir haben bestimmt einige Dutzend Leute vernommen und ihre Aussagen zu Protokoll genommen, aber ich erinnere mich nicht, dass dieser Sindri dabei irgendwie besonders aufgefallen wäre.«
»Was war mit dieser Sängerin?«
»Du meinst die Sängerin der Band, die an dem Abend gespielt hat? Wer könnte die vergessen! Sie hatte Titten wie reife Pfirsiche und Beine bis zum Hals, fantastisch. Schade, dass das arme Mädel so beschränkt war«, sagte Thorfinnur und tippte sich mit dem Finger an die Schläfe. »Wie heißt es so schön, prächtige Fassade und nichts dahinter. Moment mal! Ist sie diejenige, die ermordet wurde?«
Helgi nickte. »Richtig.«
»Gibt es eine Verbindung zu damals?«, fragte Thorfinnur Markússon scharf.
»Keine Ahnung. Wir haben langsam das Gefühl, dass es so sein könnte, aber wir haben noch nichts Konkretes. Gunna will der Sache auf den Grund gehen. So, ich muss mich wieder auf den Weg machen. Es war schön, dich wiederzusehen, Chef. Ich komme in ein oder zwei Tagen noch mal vorbei, vielleicht fällt dir ja noch was ein.«
»Tu das, Helgi. Es tut gut, hin und
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