Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
aufgebracht. Der zuckte lediglich mit den Schultern.
Helgi nahm ein Blatt Papier in die Hand und tat so, als würde er es aufmerksam studieren.
»Dem Einwohnermeldeamt zufolge warst du in der Hraungata 19 in Hvalvík gemeldet, bis du ins Gefängnis gewandert bist. Ich nehme an, du hast nicht wirklich dort gewohnt?«
»Dort wohnt meine Mum. Ich war ewig nicht mehr da.«
»Wie lange hat deine Beziehung zu Svanhildur Mjöll gedauert?«
»Einige Monate.«
»Warum habt ihr sie beendet?«
»Keine Ahnung. Weil ich genug hatte.«
»Nicht, weil du gewalttätig warst? In deiner Akte ist die Rede von Gewalttätigkeit gegenüber Frauen.«
»Fang jetzt nicht damit an. Es ist lange her, und es ist nur einmal passiert.«
Helgi musterte Ommi und versuchte abzuschätzen, wie sehr ihn diese Art der Befragung, deren Sinn er nicht verstand, unter Druck setzte. »War es nicht so, dass Svanhildur dich sitzen gelassen hat, weil du sie geschlagen hast?«
»Nein! Ich habe mit ihr Schluss gemacht. Und ich habe sie niemals geschlagen, obwohl ich es gerne getan hätte.«
»Warum das?«, mischte Gunna sich ein.
Ommi schüttelte den Kopf. »Sie hatte einen an der Klatsche. Sie konnte einen wahnsinnig machen, wollte dies, wollte das. Und immer alles sofort. Vielleicht ist sie inzwischen ruhiger geworden. Mir tat dieser arme Kerl leid, den sie geheiratet hat. Sie hat ihn um den kleinen Finger gewickelt und dann abserviert, als er kein reicher Fußballer wurde.«
»Du meinst Sigmundur Björnsson?«
»Ja. Was ist mit ihm passiert? Er ist einfach verschwunden, nachdem Svana ihn nicht mehr wollte.« Ommi sah Helgi in die Augen, als wollte er ihn herausfordern. »Warum stellst du mir diese ganzen Fragen über Svana?«
»Du hattest ein Verhältnis mit Svana, und Óskar Óskarsson ebenfalls«, sagte Helgi. »Ihr wart mal die besten Freunde, was ist vorgefallen?«
»Ja. Skari und ich. Wir waren eng befreundet, und wir haben immer die abgelegten Freundinnen des anderen ausprobiert. Ich hatte Svana zuerst. Dann hat Skari es eine Zeitlang mit ihr versucht. Wir waren Kumpel. Wir haben diese Dinge geteilt, wie Kumpel das tun.«
»Aber jetzt seid ihr keine Freunde mehr, Skari und du«, stellte Helgi fest. »Warum nicht? Wo warst du letzten Donnerstag?«
»Ich kann mich nicht erinnern.«
»Gib dir Mühe. Wir haben Aufnahmen einer Überwachungskamera, die dich an der Tankstelle an der N1 in Keflavík zeigen, und zwar kurz bevor Óskar Óskarsson ins Krankenhaus kam.«
»Ja?«
»Ja, Ommi. Was ist zwischen Skari und dir vorgefallen? Ihr wart seit dem Kindergarten eng befreundet. Seid in derselben Straße aufgewachsen. Dann seid ihr gemeinsam nach Reykjavík gezogen, als Hvalvík euch nicht mehr groß genug war. Ihr wart beide in allerhand kriminelle Aktivitäten verwickelt, Autodiebstahl, Drogen verhökern, Schulden eintreiben für Benni Sól–«
»Ich habe nie für Benni gearbeitet«, unterbrach Ommi.
»Doch, das hast du. Der Mann hat uns selbst erzählt, dass ihr Botengänge für ihn erledigt habt.«
Der Anwalt hüstelte diskret, und Helgis Stimme wurde härter. »Du und Skari. Was ist schiefgelaufen?«
»Scheiße, Mann. Wir haben uns einfach zerstritten. Das soll vorkommen.«
»Worüber? War es wegen Svana?«
»Naja, ich glaube schon«, gab Ommi zu. »Zum Teil war es wohl wegen ihr. Skari hatte es nicht mehr drauf, er wurde zu weich.«
»Wann hast du sie zuletzt gesehen?«, wiederholte Helgi.
»Svana? Verdammt, ich weiß es nicht. Ich habe sie nicht mehr oft gesehen, nachdem sie im Fernsehen Karriere gemacht und diesen Gewichtheber geheiratet hatte. Sie war sich zu fein geworden, um noch mit ihren alten Freunden zu reden.«
»Wann hast du sie also zuletzt gesehen?«
»Keine Ahnung. Bevor ihr mich eingebuchtet habt.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Natürlich bin ich sicher«, fauchte Ommi.
»Ihr habt meinem Mandanten jetzt wiederholt dieselben Fragen gestellt«, schaltete der Anwalt sich ein und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken.
»In dem Fall wäre es hilfreich, wenn du uns erklären könntest, wie deine Fingerabdrücke in Svanhildur Mjölls Apartment kommen. Sie waren nicht älter als eine Woche, als wir sie genommen haben.«
Ommis Gesicht wurde hart, und der Anwalt zog überrascht die Augenbrauen hoch.
»Ommi, Óskar Óskarsson liegt im Krankenhaus von Keflavík. Kristbjörn Hrafnsson, dir besser bekannt unter dem Namen doofer Diddi, wurde in die Notaufnahme gebracht. Als die Beamten ihn fragten, was passiert sei,
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