Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
erkennen, das Blut schoss ihm ins Gesicht. »Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten.«
»Das sind meine Angelegenheiten.« Helgi lehnte sich zurück und verschränkte die Arme, genau wie Ommi. Sofort nahm Ommi die Arme herunter und beugte sich vor.
»Hör mal, Mann, ich habe bloß eine Pause gebraucht. Ich war schon zu lange da drin, und mir war nach einer Pause zumute. Das ist alles.«
»Ich glaube dir nicht. Jemand wie du tut das nicht. Du hattest nicht mal mehr ein Jahr vor dir, jetzt wirst du deutlich mehr aufgebrummt bekommen. Außerdem wirst du nach Litla-Hraun geschickt statt ins behagliche alte Kvíabryggja.«
Der Anwalt hüstelte. »Äh, ich muss dich darauf aufmerksam machen, dass du meinem Mandanten nicht drohen darfst.«
»Drohen?«, fragte Helgi.
»Ja, du hast ihm zu verstehen gegeben, dass seine Haftstrafe verlängert wird. Bislang wurde ihm nichts nachgewiesen.«
Helgi schüttelte den Kopf.
»Was hast du vor einer Woche in Keflavík gemacht?«, warf Gunna ein.
»In Keflavík? Ich war nicht einmal in der Nähe.«
»Wenn du uns nicht sagen kannst, wo du zu dem Zeitpunkt warst, müssen wir davon ausgehen, dass du in Keflavík warst. Wir haben entsprechende Zeugenaussagen.«
Helgi warf Gunna einen kurzen Blick zu. Sein Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Ommi verzog das Gesicht.
»Willst du, dass ich meinen verdammten Terminkalender checke?«, spottete er.
»Ja bitte. Ich würde zu gerne wissen, wie es dazu kam, dass Óskar Óskarsson mit einem gebrochenen Kiefer, ein paar ausgeschlagenen Zähnen, vier gebrochenen Rippen, gebrochenen Fingern und Blutergüssen am ganzen Körper im Krankenhaus gelandet ist. Möchtest du dazu etwas sagen?«
»Damit habe ich nichts zu tun, aber er hat es sicher nicht besser verdient.« Ommi grinste.
»Kannst du mir das bitte genauer erklären, Ómar?«, erwiderte Gunna ruhig.
»Naja, Skari war immer schon ein Trottel. Er hat sich ständig mit den falschen Leuten eingelassen. Früher oder später musste ihm jemand eine Tracht Prügel verpassen. Es war nicht das erste Mal.«
»Und ganz zufällig wird an jenem Tag jemand in der Nähe gesehen, der dir bemerkenswert ähnlich sieht. Schwere Körperverletzung ist eine ernste Sache. Du solltest dich auf einige zusätzliche Jahre im Gefängnis einstellen.«
»Verdammt noch mal, komm schon, Mann, pfeif sie zurück!«, forderte Ommi seinen Anwalt auf.
»Ich muss meinem Mandanten zustimmen«, sagte er mit seidenweicher Stimme. »Offensichtlich hat diese Angelegenheit nichts mit dem vorliegenden Fall zu tun. Daher möchte ich dich bitten, deine Fragen auf diesen Fall zu beschränken.«
»Ich versichere dir, dass sehr wohl ein Zusammenhang besteht«, entgegnete Gunna. »Aber wir können auch später darauf zurückkommen. Helgi, kannst du bitte fortfahren?«
Helgi lehnte sich wieder zurück und verschränkte die Hände vor dem Bauch. »Erzähl mir etwas über Svanhildur Mjöll Sigurgeirsdóttir.«
»Über wen?«, fragte Ommi. »Kenne ich nicht.«
»Über Svana Geirs.«
»Svana?«
»Wann hast du sie zuletzt gesehen oder mit ihr gesprochen?«
Ommi runzelte die Stirn und starrte Helgi böse an. »Vor Jahren, Mann. Wir hatten irgendwann in den Neunzigern mal was laufen. Das ist Schnee von vorgestern.«
»Gut. Erzähl mir von deiner Beziehung zu Svana.«
Ommi pfiff durch die Zähne. »Das ist schon so lange her. Wie ich schon gesagt habe, wir waren mal zusammen und hatten Spaß miteinander.«
»Wo und wann habt ihr euch kennengelernt?«
»Vermutlich in irgendeinem Club. Wann das war, verdammt, ich weiß es nicht mehr. Könnte 1996 gewesen sein, bevor sie bekannt wurde. Was soll das alles?«, fragte er ungehalten. »Warum willst du das wissen?«
»Wie lang wart ihr zusammen?«, fragte Helgi höflich und ignorierte Ommis Fragen.
»Herrje, ein paar Monate … aber das ist ewig her. Wir waren fast noch Kinder.«
Helgi nickte, als wäre das genau die Information, nach der er gesucht hatte. Gunna unterdrückte ein zufriedenes Lächeln und behielt Karl Einar Bjarnason im Blick und beobachtete gleichzeitig Ommis Reaktionen auf Helgis Fragen.
»Welcher Art war deine Beziehung zu Svanhildur Mjöll? Habt ihr zusammengelebt?«
»Nein. Sie teilte sich eine Wohnung mit Elma und dem anderen Mädchen aus der Band. Ich war öfter da.«
»Wo hast du gewohnt?«
»Du willst wissen, wo ich im Jahr 1996 gewohnt habe? Was soll das alles? Willst du sie mit dieser Scheiße weitermachen lassen?«, fragte Ommi seinen Anwalt
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