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Kalter Zwilling

Kalter Zwilling

Titel: Kalter Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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blasse Gesicht schon einmal gesehen? Bastian legte einen Arm um sie und führte sie von dem Burschen weg.
    Plötzlich waren sie auf der roten Etage der psychiatrischen Klinik. Bastian versuchte, eine Frau davon abzuhalten, die letzte Tür auf dem Gang zu öffnen. Die Frau drehte sich um und mit Erschrecken bemerkte Anna, dass es ihre Mutter war. Die Tür flog auf und eine Gestalt stürzte sich auf sie. Anna schrie. Im letzten Moment zerrte Bastian ihre Mutter beiseite, sodass der Schlag des Verrückten ins Leere ging. Grüne Augen in einem blassen Gesicht blickten sie an und musterten sie ausgiebig.
    Schweißgebadet wachte Anna auf. Sie richtete sich in ihrem Bett auf, atmete schwer und begriff erst einen Moment später, dass sie sich in der Sicherheit ihres eigenen Schlafzimmers befand. In diesem Moment fiel ihr der Name wieder ein: Adrian Helmhold. Verstört fragte sie sich, wieso sie von ihm träumte.
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    XIII.
    Vor fünfhundert Jahren
     
     
    Bastian Mühlenberg träumte von Anna. Es war derselbe Traum, den er bereits vor einigen Tage durchlitten hatte. Immer wieder öffnete sich jene Tür in einem Gang mit weißen Wänden und dem Boden, der wie dunkles Wasser wirkte. Anna war diesmal hinter ihm. Das beruhigte ihn, denn so wusste er sie in Sicherheit. Die Tür öffnete sich und ein lautes Klopfen schreckte ihn aus dem Schlaf. Verwirrt blickte Bastian sich um. Marie schlief fest neben ihm. Die Morgendämmerung hatte bereits eingesetzt. Jemand hämmerte ohne Unterlass gegen die Haustür. Schnell schlüpfte er in seine Kleider und nahm in einem Satz die Treppenstufen ins Erdgeschoss. Wernhart stand vor der Tür.
    »Die alte Jonata ist tot.«
    »Was?«, Bastian war schlagartig wach.
    »Jemand hat sie erwürgt. Ein Nachbar hat die Alte tot in ihrer Hütte gefunden. Er wunderte sich, warum seit Tagen kein Gezeter mehr zu hören war und dann hat er nachgeschaut.«
    Bastian lief sofort los. Er musste einfach nur die Wendelstraße entlanglaufen, am Feldtor vorbei in Richtung Norden. Kurz vor dem Krötschenturm erblickte er auf der anderen Seite der Gasse einen der beiden Zwillinge. Er überlegte kurz, ob er August oder Christan vor sich hatte, verwarf diese Frage jedoch sofort, als er sich Jonatas Hütte näherte.
    Bereits am Eingang kam ihm ein widerlich süßer Verwesungsgeruch entgegen. Wernhart, der dicht hinter ihm war, fluchte und wich zurück. Bastian hielt sich ein Leinentuch vor das Gesicht, doch der Gestank kroch immer noch in seine Nase, wie ein Insekt auf der Suche nach Nahrung. Er betrat die Hütte und sah den Leichnam, der verdreht auf dem Rücken lag. Bastian spürte die Übelkeit in sich aufsteigen, als ihm klar wurde, dass Jonata schon länger tot sein musste. Da sie keine Angehörigen mehr hatte, wurde sie nicht sofort vermisst. Der Tierfraß war nicht zu übersehen. Teile des Gesichtes fehlten bereits und er musste näher herangehen, um die deutlichen Würgemale an Jonatas Hals zu erkennen. Bastian suchte den Boden nach Blutspuren ab, doch das Stroh war sauber.
    »Meinst du, das war der Bucklige?«, fragte Wernhart mit gepresster Stimme aus dem Hintergrund. Offenbar hatte auch seine Nase sich immer noch nicht an den Gestank gewöhnt.
    Bastian zuckte mit den Schultern. »Jonata hat ihn mehrfach beschuldigt. Angeblich ist er nachts um den Krötschenturm geschlichen und hat Tierkadaver abgelegt. Einen Grund, sie zum Schweigen zu bringen, hatte er sicherlich.«
    Bastian dachte nach. Der Name Gilig Ückerhoven kam immer wieder ins Spiel, egal, ob es um Mord oder die Münzfälschungen ging. Pfarrer Johannes hatte schon in der Nacht, als sie aus dem Kloster Brauweiler zurückkehrten, damit gerechnet, dass Bastian Gilig in den Juddeturm werfen würde. Er erinnerte sich nur allzu gut an den verständnislosen Blick von Johannes, als er den Buckligen hatte laufen lassen.
    »Hast du eigentlich ein Auge auf den Bruderältesten Reinhard Nolden?«
    Wernhart nickte. »Ja, aber er hat sich völlig unauffällig verhalten. Nicht ein einziges Mal habe ich ihn im Hafen gesehen und Säcke voller Münzen hatte er auch nie bei sich.«
    Bastian kratzte sich am Kopf. »Ich werde den Arzt Josef Hesemann bitten, sich Jonata noch einmal anzusehen. Vielleicht entdeckt er irgendetwas, das wir übersehen haben. Wir sollten uns derweil in Giligs Haus umsehen. Möglicherweise finden wir etwas, das ihn des Mordes überführt.«
     
     
    ...
     
     
    Das Haus von Gilig war viel zu groß für einen einzigen Bewohner. Sie

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