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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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doch Angst, das sehe ich dir an. Aber gut, ich respektiere das. Doch ich könnte dir helfen, etwas lockerer zu werden.«
    »Ich soll lockerer werden«, sagte er mit hochgezogenen Brauen. »Das ist nicht dein Ernst, vor allem, dass ausgerechnet du das sagst …«
    »O ja, ausgerechnet ich! Natürlich, ich bin wieder die Böse, diezu nichts zu gebrauchen ist. Warte, ich hole die zehn Euro und dann möchte ich bitte wieder allein sein… Und um dich zu beruhigen, ich kenne mich mit Voodoo und schwarzer Magie nicht aus. Aber manchmal wünschte ich es.«
    »Marianne, so hab ich das nicht gemeint. Aber jetzt mal im Ernst – seit Richard dich verlassen hat, hast du dich total verändert. Warum?«
    »Willst du mir jetzt eine Predigt halten?! Nun gut, Richard hat mich wegen so einer gottverdammten Schlampe mit riesigen Titten verlassen. Riesige Titten und kein Hirn, du kennst sie auch. Aber das ist doch genau das, worauf ihr Männer steht! Ihr wollt keine Frauen, die eine eigene Meinung haben, ihr wollt, dass wir immer noch am Herd stehen, die Beine breit machen, wenn euch danach ist, und die Klappe halten. Stimmt’s oder hab ich Recht?« Sie lachte wieder auf, trank von ihrem Rotwein und kippte den Rest aus der Flasche ins Glas.
    »Meinst du nicht, du übertreibst ein wenig? Was Richard gemacht hat, heiße ich nicht gut, vor allem war der Zeitpunkt sehr ungünstig gewählt …«
    »So, was wäre denn deiner Meinung nach der richtige Zeitpunkt gewesen? Nachdem das Kind zur Welt gekommen wäre? Toll, dann hätte ich jetzt zwei Bälger am Hals. Aber zum Glück ist es von alleine abgegangen, nachdem dieser Schweinehund mir das von der Neuen um die Ohren gehauen hat!« Sie griff nach dem Glas mit dem Weinbrand, hielt es in der Hand und sah ihr Gegenüber an. Die Selbstsicherheit, die sie für einen kurzen Moment zu haben schien, war verflogen. Er registrierte ab jetzt jede Regung in ihrem Gesicht. Er fragte sich, wann sie wohl trinken würde und wie schnell das Mittel Wirkung zeigte. Mit einem Mal fing sie an zu schluchzen und stellte das Glas zurück.
    Er schob das Glas in die Mitte des Tisches, stand auf, kniete sich neben sie, legte einen Arm um ihre Schulter und sagte: »Es ist doch gut, es ist doch alles gut. Weinen hilft immer. Und wenn ich dir helfen kann …«
    »Warum ist das Leben bloß so ungerecht? Warum? Und warum musstest ausgerechnet du heute kommen?«
    »Was meinst du damit?«
    Sie wischte sich die Tränen ab, sah ihn an und legte ihre Arme um seinen Hals. »Ich fühle mich so beschissen, und da kommst du und … Verdammt noch mal!« Sie presste die Lippen aufeinander, ließ ihn los, sprang auf und rannte erneut ins Bad. Sie knallte die Tür hinter sich zu und schloss ab.
    Er meinte zu wissen, was in ihr vorging, aber das würde ihn nicht von seinem Vorhaben abhalten, dazu hatte er es zu akribisch geplant. Ein Blick auf die Uhr, gleich halb neun. Es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis Miriam nach Hause kam. Der Zeitplan musste jedoch eingehalten werden. Als sie auch nach zehn Minuten noch nicht wieder aus dem Bad zurück war, klopfte er leise an die Tür. Er vernahm nur ein leises Rascheln.
    »Marianne, bitte, komm wieder raus. Sonst hole ich die Polizei, weil ich Angst habe, dass du dir etwas antust. Das kannst du doch nicht wollen, oder?«
    Keine Antwort.
    »Also gut, dann rufe ich an.«
    Er wartete noch einen Moment, hörte, wie sie sich schnäuzte, der Wasserhahn aufgedreht wurde. Als sie herauskam, trug sie ein kurzes schwarzes Kleid, schwarze Strümpfe, Highheels und war geschminkt wie ein Vamp.
    »Da bin ich wieder«, sagte sie mit einem unergründlichen Lächeln. »Tut mir Leid, was ich gesagt und getan habe. War nicht so gemeint. Verzeih mir.«
    »Es gibt nichts zu verzeihen. Komm, setz dich und trink noch etwas. Du siehst übrigens großartig aus. Wieso hast du dich umgezogen?«
    »Einfach so«, entgegnete sie mit Unschuldsmiene und wieder diesem eigenartigen Lächeln. »Weißt du, ich habe keine Freundin und keinen Freund, zumindest keine richtige Freundin und keinen richtigen Freund. Aber manchmal wünsche ich mir schon, jemandenzu haben, mit dem ich über alles sprechen kann. Doch da ist niemand, nicht einmal Miriam. Und dann heul ich dir die Ohren voll, und es interessiert dich gar nicht.«
    »Das stimmt nicht. Mich interessiert immer, was in andern Menschen vorgeht und was sie bewegt. Du unterschätzt mich.«
    »So, was geht denn in mir vor?«
    »Du hast dich in mich verliebt«, erwiderte er

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