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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Menschen vor, die so etwas tun?«
    »Keine Ahnung. Du hast gesagt, die Polizei war schon bei dir. Was haben die denn gewollt?«
    »Es war nur eine Kommissarin, die mit Miriam sprechen wollte. Ich hab ihr gesagt, sie soll morgen wiederkommen.«
    »Ich habe mich noch gar nicht mit Miriam unterhalten können. Wie hat sie es denn aufgenommen?«
    »Miriam!«, seufzte sie auf und verdrehte die Augen. »Miriam redet doch kaum noch mit mir. Sie lebt so sehr in ihrer eigenen Welt …«
    »Marianne, bitte«, unterbrach er sie, »das ist doch wohl nachvollziehbar. Erstens steckt sie mitten in der Pubertät, und zweitens …«
    »Was und zweitens?«
    »Entschuldige bitte, aber du lebst auch in deiner Welt.«
    »Na und?! Was hat mir dieses Leben schon gebracht? Ich schufte mich seit fünf Jahren ab, damit ich Miriam wenigstens einigermaßen etwas bieten kann, aber trotzdem ist es kein Leben. Siefährt nach Frankreich und bekommt alles bezahlt, weil ich das Geld nicht habe. Ich …«
    Du schuftest dich also ab, dachte er. Und wovon hast du dir diese sündhaft teure Einrichtung leisten können? Wer hat sie dir geschenkt?
    Als sie nicht weitersprach, sagte er: »Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Wahrscheinlich erniedrigt, beleidigt, gedemütigt, und vermutlich bist du auch wütend. Aber das alles bringt dir nichts. Du solltest mehr aus dir rausgehen. Warum suchst du dir nicht jemanden …«
    »Damit ich wieder eins auf die Nase kriege, wie damals von Richard?! Nein, danke, ich komme ganz gut allein zurecht. Und Miriam hat ihre Freundinnen, sie ist im Reitclub, was will sie mehr?«
    »Ich will dir jetzt nicht zu nahe treten, aber nicht jeder Mann ist schlecht. Es wird immer wieder nach dir gefragt, und so wie du aussiehst, könntest du ganz leicht einen Mann finden.«
    Sie lachte nur auf und nahm einen Schluck von ihrem Wein. »Was glaubst du, wie viele Männer mir in den letzten Jahren schon Angebote gemacht haben! Ich kann sie kaum zählen. Aber entweder waren sie verheiratet oder nur auf ein schnelles Abenteuer aus. Nein, ich mag einfach nicht mehr … Möchtest du jetzt auch einen Cognac, ich brauch nämlich einen. Und dann will ich bitte nicht mehr über dieses leidige Thema reden.«
    Sie stand auf, holte zwei Gläser und den billigen Weinbrand aus dem Schrank und goss sie halb voll. Dabei hatte sie richtigen Cognac, doch den trank sie mit anderen, besonderen Leuten. Sie schüttete die braune Flüssigkeit in einem Zug hinunter und schenkte sich gleich nach. Er ließ sein Glas stehen, beobachtete sie, die herabgezogenen Mundwinkel, die Hände mit den langen, schmalen Fingern, den unlackierten Nägeln.
    »Entschuldige mich, aber ich muss mal kurz für kleine Mädchen.«
    Er sah ihr nach, hörte, wie der Schlüssel gedreht wurde, stand leise auf und zog vorsichtig den Telefonstecker aus der Buchse. Erwollte in den nächsten Minuten nicht gestört werden. Sie hatte ihr zweites Glas Weinbrand noch nicht angerührt. Er nahm das Fläschchen aus seiner Hosentasche, schraubte den Verschluss ab und gab ein paar Tropfen des Inhalts in das Glas, dann hörte er die Spülung, das Rauschen des Wassers. Sie blieb länger als erwartet auf der Toilette, und als sie zurückkam, hatte sie sich gekämmt, etwas Lippenstift und ein wenig Rouge aufgelegt, den Lidstrich nachgezogen, wodurch ihre Augen größer und mit einem Mal feuriger wirkten. Sie sah völlig verändert aus. Das Einzige, was störte, war ihr seltsamer Blick, der ihn zu durchdringen schien.
    »Hast du dich schon mal mit Voodoo beschäftigt?« Sie sah kurz zu den Masken an der Wand. »Weiße und schwarze Magie? Weißt du, dass man einem andern seinen Willen aufzwingen kann, auch wenn derjenige Hunderte oder Tausende Kilometer von dir entfernt ist?«, fragte sie in einem Ton, der ihn aufhorchen ließ. Sie sah ihn an, ihre Augen waren jetzt nicht mehr matt und leer, in ihnen war ein Lodern, als wollte sie ihn hypnotisieren. »Was ist, warum antwortest du nicht?«
    »Ich kenne Voodoo nur vom Hörensagen, und mit Magie habe ich mich noch nie beschäftigt. Du etwa?«
    »Hin und wieder«, antwortete sie mit vielsagendem Lächeln. »Aber keine Angst, ich will dir nichts Böses. Ich will damit nur ausdrücken, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die den meisten Menschen verborgen bleiben, weil sie sie einfach nicht sehen wollen. Möchtest du etwas sehen?«
    »Um ganz ehrlich zu sein, lieber nicht. Das ist nicht gegen dich gerichtet, es ist nur so, dass ich …«
    »Du hast

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