Kaltes Blut
Dame.«
»Kriegt sie«, stimmte Berger sofort zu. »Der Wagen steht Ihnen für die Dauer des Einsatzes unbegrenzt zur Verfügung.«
»Was ist mit Reitklamotten?«
»Die hab ich mitgebracht.«
»Na klasse. Jetzt fehlt uns nur noch ein Pferd.« Und wieder an Berger gewandt: »Meinen Sie, die Reiterstaffel würde uns eins leihen?«
»Es kostet mich einen Anruf. Aber die zeigen sich bestimmt kooperativ. Im Augenblick stehen, soweit ich weiß, auch keine besonderen Einsätze an. Noch was?«
»Nein, mir fällt sonst nichts weiter ein. Was ist mit euch?«
Hellmer und Seidel schüttelten die Köpfe, Kullmer kam gerade aus dem Nebenraum zurück und reichte Durant einen Zettel. »Hier, Hofheim, beste Gegend. Die Wohnung steht momentan leer und kann vorübergehend bezogen werden. Und sie ist komplett ausgestattet. Fehlt nur noch das Namensschild an der Tür.«
»Peter, du bist ein Ass.« Und an Berger gewandt: »Sie kümmern sich um den Rest?«
»Natürlich.«
»Und jetzt zu deiner Eingangsfrage, was du genau tun sollst. Halte dich so oft wie möglich dort auf, und du hast ja auch einen Grund, schließlich bist du neu hier, dein Pferd auch, und ihr müsst euch erst an die neue Umgebung gewöhnen. Direkt gegenüber von diesem Hof gibt es ein Restaurant, wo sie sich meistens nach dem Reiten treffen. Beobachten ist das A und O. Spitz die Ohren, achtevor allem auf die Männer, ob sich einer von ihnen auffällig benimmt. Stell unverfängliche Fragen, tu einfach ahnungslos.« Durant hielt inne, kaute auf der Unterlippe und fuhr fort: »Hast du so was überhaupt schon mal gemacht?«
»Nicht nur einmal. In Kiel war ich bei der Drogenfahndung und musste mich einige Male in die Szene begeben. Einmal hätt’s mich beinahe sogar erwischt, als wir ein Schiff hochgenommen haben.«
»Wir haben’s hier zum Glück nicht mit OK zu tun. Hoffen wir, dass alles gut geht.« Durant schaute auf die Uhr. »Ich denke, das Wesentliche ist besprochen. Frank und ich müssen jetzt nämlich los zu Prof. Richter, er ist unser freiberuflicher Profiler. Es wäre toll, wenn du dich möglichst schon heute als neues Mitglied anmelden könntest.« Und zu Berger: »Meinen Sie, das klappt?«
Berger hatte sich zurückgelehnt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und gähnte. »Ich denke, das sollte kein Problem sein. In spätestens zwei Stunden habe ich das Geld und auch das Pferd. Aber sie sollten erst mal ohne Pferd dort auftauchen. Und, Frau Durant, Sie haben etwas vergessen, die Spesen nämlich. Wir brauchen natürlich Quittungen für die Abrechnung.«
»Daran hätte ich schon gedacht«, meinte Maite Sörensen.
»Ach ja, noch was«, sagte Durant, bevor sie mit Hellmer das Büro verließ, »wenn wir uns auf dem Reiterhof begegnen, wir haben uns noch nie zuvor gesehen. In dem Moment, wo die auch nur den geringsten Verdacht schöpfen, können wir die Aktion abblasen. Du wirst es merken, du bekommst es dort mit einem sehr seltsamen Volk zu tun.«
»Ich schaff das schon«, sagte sie selbstbewusst. »Wir Nordlichter können auch sehr eigen und seltsam sein. Ich schau mir erst mal in aller Ruhe die Akten durch, und dann warte ich nur noch auf das Kommando, wann’s losgehen soll.«
»Alles klar. Wir sind dann weg. Und sollte nichts dazwischenkommen, treffen wir uns um fünf wieder hier im Büro, außer Maite natürlich. Wir beide telefonieren heute Abend, am bestenrufst du mich so gegen zehn zu Hause an. Sollte ich nicht da sein, versuch’s auf dem Handy.«
Auf dem Gang sagte Hellmer, während sie mit schnellen Schritten zum Parkplatz gingen: »Bin mal gespannt, wie die Aktion anläuft. Ihr Auftreten eben war jedenfalls sehr professionell. Ich hoffe nur, die Gerber riecht nicht Lunte.«
»Die bereitet mir die geringsten Sorgen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sie auf unserer Seite ist und nichts sagt, selbst wenn sie rauskriegen sollte, wer Maite wirklich ist. Die Gerber ist zwar nicht leicht zu durchschauen, aber irgendwie hab ich bei ihr ein gutes Gefühl.«
Sie stiegen in den Lancia, dichter Verkehr auf der Gegenfahrbahn in die Innenstadt. Um fünf vor neun stellten sie ihren Wagen hinter Richters Mercedes ab, der vor der Garage stand. Es würde ein heißer Tag werden, die Wetterfrösche sprachen von zweiunddreißig Grad, die Sonne brannte von einem wolkenlosen milchigblauen Himmel, und es sollte sogar noch heißer werden.
Montag, 9.00 Uhr
Durant hatte Richters Haus zuletzt vor gut einem Jahr betreten. Die vergangenen Monate waren
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