Kaltes Blut
Worten, welche Aufgaben an diesem Tag zu erledigen waren. Kullmer und Seidel waren eingeteilt, in die JVA Weiterstadt zu fahren, um ehemaligeMithäftlinge von Mischner zu befragen, für den Nachmittag war ein Gespräch mit Mischners Bewährungshelfer vorgesehen. Durant und Hellmer hatten um neun ihren Termin bei Richter, anschließend stand ein Abstecher bei Miriam Tschierke an, und später wollten sie einige Mitglieder des Reitclubs befragen, allen voran die Kaufmanns, die Malkows, und sollte die Zeit reichen, noch Christian Malkow, den Pastor der evangelischen Gemeinde in Okriftel. Die Bildung der Soko Selina hatte Berger übernommen, ebenso die Beschaffung der Verhörprotokolle und die Prozessakten von Gerhard Mischner.
Schließlich wandte sie sich Maite Sörensen zu und sagte: »So, Maite, nun zu dir. Eine Frage, bist du schon mal geritten?«
Kullmer konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, Hellmer musste unwillkürlich mitgrinsen, was auch Durant nicht entging.
»Gibt’s da irgendwas zu lachen?«, fragte sie und versuchte ernst zu bleiben, weil ihr die Zweideutigkeit ihrer Frage erst mit einigen Sekunden Verspätung bewusst wurde.
»Nee, nee, gar nichts«, antwortete Kullmer und blickte noch immer grinsend zu Boden.
»Ich stell die Frage mal anders: Hast du schon mal auf einem Pferd gesessen?«
Maite Sörensen nickte und sagte mit kokettem Augenaufschlag in Richtung Hellmer und Kullmer, was sie für Durant noch sympathischer machte: »Ich bin sogar schon oft geritten.« Und nach einer kurzen Pause: »Aber im Ernst, ich bin auf dem Land groß geworden, mein Onkel hat einen Gutshof in der Nähe von Eckernförde und auch einige Pferde.«
»Dann bist du für unser Vorhaben geradezu prädestiniert. Ich hab dir ja gestern Abend kurz von den Mordfällen berichtet, die wir bearbeiten. Wir gehen davon aus, dass die Lösung auf einem Reiterhof in Eddersheim zu finden ist. Wir würden dich gerne dort einschleusen, damit du dich mal ein bisschen umsiehst und umhörst. Allerdings so unauffällig wie möglich, aber das brauch ichdir ja wohl nicht zu sagen. Wie schaut’s aus, fühlst du dich dazu in der Lage?«
»Klar, ist mal was anderes. Was muss ich tun?«
»Das erkläre ich dir gleich. Als Erstes brauchst du eine angemessene Identität. Die dürfen auf gar keinen Fall spitzkriegen, dass du zu uns gehörst. Da du aus dem Norden kommst und erst seit sechs Monaten in Frankfurt bist, macht das die Sache natürlich einfacher. Welchen Beruf übst du aus?«
Maite Sörensen überlegte nicht lange, sondern antwortete spontan: »Ich bin freischaffende Künstlerin. Und das ist nicht einmal gelogen, denn ich habe drei Semester Kunst studiert, bevor ich zur Polizei gegangen bin. Ich kann einigermaßen gut malen, habe auch einige Bilder bei mir stehen. Ich habe einen reichen Daddy, was zwar nicht stimmt, aber das prüfen die nie und nimmer nach.«
»Und wo wohnst du?«
»Im Augenblick in Bornheim.«
»Bornheim ist nicht gut. Am besten wäre eine Adresse im Main-Taunus-Kreis. Peter, frag doch mal in Hofheim nach, ob die vorübergehend eine passable Wohnung, am besten eine Art Maisonette, für eine freischaffende Künstlerin besorgen können. Kannst du das gleich machen? Danke. Okay, also das mit der Wohnung kriegen wir schon irgendwie hin. Nun zu deinem Outfit, das ist auch wichtig. Es sollte nicht unbedingt von C&A oder H&M sein, sondern schon etwas ausgefallener. Hast du irgendwas, womit du als gutsituierte junge Frau durchgehst?«
»Was verstehst du unter ausgefallen?«
»Eher boutiquenmäßig.«
Maite Sörensen kräuselte die Stirn und schüttelte den Kopf: »Sorry, aber ihr wisst doch selbst, was man bei uns verdient. Ausgefallene Klamotten sind da nicht drin.«
Durant sah Berger an, der den Mund verzog. »Wie sieht’s aus? Wir müssen ihr wenigstens ein paar Kleidungsstücke besorgen.«
»An wie viel haben Sie denn gedacht?«, fragte Berger.
»Eintausend. Das sollte für eine solide Grundausstattung reichen.Eine Designer-Jeans, Sweater, Bluse, Rock und vor allem Schuhe. Schuhe sagen am meisten etwas über einen Menschen aus. Es müssen ja nicht gleich die Läden in der Goethestraße sein.«
Berger stöhnte kurz auf und meinte: »Das muss ich mit ganz oben absprechen, Sie wissen ja, wie die sich immer anstellen. Aber fahren Sie erst mal fort.«
»Das Auto ist auch wichtig. Da könnten wir einen vom Fuhrpark nehmen. Ich denke da an den Alfa 147. Er ist neu und passt perfekt zu einer sportlichen jungen
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