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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Pferden überhaupt nichts zu tun hat.«
    »Es tut mir Leid, aber ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen.« Ihr Ton wurde von einer Sekunde zur anderen unpersönlich, ihr Blick sprach Bände. Die eben noch freundliche und offene Art war in kühle Reserviertheit umgeschlagen. »Bis eben war ich der festen Überzeugung, Mischner wäre Selinas Mörder, und jetzt kommen Sie und sagen, er kann es nicht gewesen sein. Und von denen, die ich kenne, würde ich nicht einmal im Traum daran denken, dass einer einen derart abscheulichen Mord begehen könnte. Ich glaube, Sie werden woanders suchen müssen. Oder haben Sie bereits jemanden in Verdacht und wollen mich nur auf die Probe stellen?« Ihre Augen blitzten auf, spöttisch und herablassend.
    »Nein, bis jetzt noch nicht. Aber der Täter hat Spuren hinterlassen«, schwindelte sie und lächelte Sonja Kaufmann an, »und diese Spuren werden uns zwangsläufig zu ihm führen. Sie wissen ja, das perfekte Verbrechen gibt es nicht, es existiert nur in der Phantasie der Menschen.«
    Durant und Hellmer erhoben sich, sie sagte: »Wir danken Ihnen für Ihre Zeit, würden aber trotzdem noch gerne mit Ihrem Mann sprechen.«
    »Wieso mit meinem Mann? Er hat mit dem Hof nichts zu tun.«
    »Wir befragen alle, die sich regelmäßig dort aufhalten. Wann meinen Sie können wir ihn antreffen?«
    »Sie haben gegen neun das Haus verlassen, und Tobias hält bestimmt nicht länger als vier Stunden durch. Versuchen Sie’s so gegen drei. Ich werde meinem Mann Bescheid sagen, damit er sich nichts anderes vornimmt.«
    Die Kommissare wollten bereits gehen, als Hellmer fragte: »Frau Kaufmann, wie gut kannten Sie eigentlich Herrn Mischner?«
    Sie zögerte mit der Antwort, als müsste sie sich die Worte erst zurechtlegen. »Relativ gut. Er hat mir einige Male assistiert, wenn ich ein Pferd behandelt habe. Für einen Mann konnte er ausgesprochen gut mit Pferden umgehen. Wissen Sie, manche Tiere haben richtig Angst, wenn sie merken, dass ein Arzt kommt, es ist nicht anders als bei Menschen. Und Mischner war in der Lage, auch das ängstlichste Pferd zu beruhigen. Er sprach mit ihnen und nahm ihnen so die Angst.«
    »Aber Ihnen eilt doch sogar der Ruf voraus, eine Art Pferdeflüsterin zu sein. Wieso brauchten Sie dann Mischner?«
    Sonja Kaufmann lachte auf, die kurz aufgeflammte Reserviertheit schwand. »Frau Durant, ich bin keine Pferdeflüsterin, das ist dummes Gerede. Das Einzige, was ich kann, ist, mich in die Seele eines Pferdes hineinzuversetzen. Wenn ich dadurch eine Pferdeflüsterin bin, gut. Aber ich selbst würde mir nie anmaßen, mich als solche zu bezeichnen. Und manche Behandlungen kann ich einfach nicht alleine durchführen, auch wenn ich mit dem Pferd vorher lange gesprochen habe. Und einen Pfleger wie Mischner habe ich nie wieder getroffen, und glauben Sie mir, ich kenne eine Menge.«
    Durant fiel auf, dass Sonja Kaufmann genau wie Gerber nicht den Begriff Stallbursche, sondern Pfleger verwendete. »Und wie war das damals mit der Vergewaltigung? Hätten Sie ihm die zugetraut?«
    »Nein, niemals.«
    »Und warum nicht? Es heißt doch, er habe sich zum Beispiel immer in der Nähe von Selina aufgehalten.«
    »Das ist genauso ein Blödsinn. Er hat sich nicht öfter in Selinas Nähe aufgehalten als bei den anderen Mädchen oder Frauen, auch wenn im Nachhinein anderes behauptet wird. Was hätte er denn tun sollen, wenn der Hof voll war? Sich irgendwo verkriechen, bis keiner mehr da war? Wann immer ich ihn gesehen habe, hat er sich sehr unauffällig und korrekt verhalten, ganz gleich, was die andern auch über ihn sagen. Es kam doch auch immer jemand, der etwasvon ihm wollte. Können Sie mal hier schauen oder mir mal da helfen. Und jetzt, wo ich weiß, dass er Selina nicht getötet hat, tut es mir Leid, ihn überhaupt verdächtigt zu haben.«
    »Aber es kursierte doch auch das Gerücht, er habe sich einem Mädchen in unsittlicher Weise genähert, eine ganze Zeit vor der Vergewaltigung.«
    Sie lachte auf. »Soll ich Ihnen erzählen, was für ein Mädchen das war? Vierzehn Jahre alt, von der Mutter gezwungen, reiten zu lernen, obwohl sie vor Pferden einen Heidenrespekt, um nicht zu sagen Angst hatte! Und dann hat sie sich diese Geschichte ausgedacht. Natürlich brauchte sie danach nicht mehr zum Reiten zu gehen.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Durant.
    »Woher? Frau Durant, ich kenne mich nicht nur mit Pferden einigermaßen gut aus, ich behaupte auch, eine gewisse Menschenkenntnis zu besitzen. Und

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