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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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kleinen stechend blauen Augen. Am auffälligsten an ihr aber waren ihr großer Busen, die ausladenden Hüften und die stämmigen braun gebrannten Oberschenkel. Sie hatte sehr kurzes dunkelblondes Haar,das nach Julia Durants Meinung das herbe Äußere nur noch unterstrich. Im Haus selbst herrschte eine kühle, unpersönliche Atmosphäre, Schwingungen, die die Kommissarin sofort aufnahm und als unangenehm empfand.
    Durant hätte das Ehepaar am liebsten separat befragt, doch Werner und Helena Malkow setzten sich beide auf die Couch, wobei er einen Arm um ihre Schulter legte.
    »Wie Sie wissen, ermitteln wir im Fall Selina Kautz und möchten Ihnen ein paar Fragen über sie stellen. Frau Malkow, wir wurden uns ja schon am Freitag kurz vorgestellt. Sie sind Voltigiertrainerin in dem Reitclub, in dem auch Selina war. Was können Sie uns über Selina sagen? Was war sie für ein Mädchen?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch, als hätte sie die Frage nicht richtig verstanden, antwortete dann aber: »Kann ich Ihnen überhaupt noch etwas sagen, was Sie nicht schon längst wissen? Sie haben doch bestimmt schon alle möglichen Leute wegen Selina befragt.«
    »Frau Malkow, uns interessiert jede Meinung. Und manchmal macht einer Beobachtungen, denen er im ersten Moment keine Beachtung schenkt, die uns aber sehr viel weiterhelfen können.«
    »Also gut. Selina war eines unserer größten Talente. Sie hat bereits mehrere Preise gewonnen, und das Reiten, vor allem aber das Voltigieren hat ihr große Freude bereitet, mehr kann ich nicht sagen.«
    »Aber Sie haben sie doch auch persönlich gekannt, oder nicht?«
    »Was meinen Sie mit persönlich gekannt? Sie war eine meiner Schülerinnen, aber keine Freundin.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Sie haben sich doch aber nicht nur zur Voltigierstunde gesehen, sondern sich auch mal nach dem Training oder nach einem Wettkampf unterhalten. Was hat sie auf Sie für einen Eindruck gemacht? War sie schüchtern, zurückhaltend oder …«
    »Eher schüchtern. Sie war ein Mädchen wie alle andern auch. Es gibt bei Mädchen ihres Alters kaum einen Unterschied. Sie sindnoch auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens, wissen nicht so recht, wohin mit sich und …«
    »Verstehe. Sie hat sich also nicht von der Masse abgehoben?«
    »Nicht ganz«, mischte sich jetzt Werner Malkow ein. »Selina hat sich schon von den andern unterschieden. Sei mir nicht böse, Schatz, aber sie war den meisten weit voraus …«
    »Wenn du damit meinst, dass sie besonders intelligent war, ja, das stimmt. Aber sie hatte genauso Flausen im Kopf wie alle Fünfzehnjährigen. Ich habe mich in Frankreich einmal etwas länger mit ihr unterhalten, wo ich sie gefragt habe, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt, was sie einmal werden möchte, und da hatte sie drei Möglichkeiten zur Auswahl, Tierärztin, Pianistin oder Architektin. Daran können Sie sehen, dass sie noch keine konkreten Pläne für die Zukunft hatte. Es ist einfach eine Tragödie, dass ein so junges Ding so grausam sterben musste.«
    »Ja, das ist es«, pflichtete ihr Werner Malkow bei und nickte. »Wer schützt heutzutage noch unsere Jugend vor solchen Verbrechern? Wenn es die Polizei nicht kann, ich bitte das zu entschuldigen, Sie tun sicher Ihr Bestes, aber wer kann es dann? Ich kann nur betonen, was ich schon einige Male gesagt habe, die Verrohung nimmt immer mehr zu und der Respekt vor dem Leben dramatisch ab.«
    »Sie haben von Herrn Mischners Tod gehört?«, fragte Hellmer, ohne auf die letzte Bemerkung von Werner Malkow einzugehen.
    Helena Malkow verzog abfällig den Mund und sagte: »Natürlich haben wir davon gehört. Wer einem andern das Leben nimmt, hat es nicht besser verdient. Auch wenn mir ein Gerichtsprozess lieber gewesen wäre. Er Angesicht zu Angesicht den Eltern gegenüber, das hätte ich mir gewünscht.«
    »Und was ist Ihre Meinung dazu?«, fragte Hellmer an Werner Malkow gewandt.
    »Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Dieser Kerl hat Unheil angerichtet und sich selbst bestraft. Ich bin froh, dass damit alles vorbei ist.«
    Hellmer wollte gerade etwas sagen, doch Durant stieß ihn leicht mit dem Fuß an, um ihm zu bedeuten, den Mund zu halten. Sie ließ einige Sekunden vergehen, studierte die Gesichter der Malkows, bevor sie ihre Frage stellte.
    »Wer hat Ihnen denn gesagt, dass Herr Mischner Selina getötet hat? Haben Sie das in der Zeitung gelesen?«
    Helena Malkow lachte höhnisch auf. »Das braucht mir keiner zu sagen, das ist doch klar, nach dem,

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