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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Kies gefördert. Das Wasser dort ist eigentlich Grundwasser, das heißt, man hat den Kies aus dem Wasser herausgeholt. Als dann die Arbeiten eingestellt wurden, schuf man dort allmählich eine Art Biotop, wo sich im Laufe der Zeit einige eher seltene Vogelarten niedergelassen haben und auch andere Kleintiere. Soweit ich weiß, beträgt die größte Tiefe knapp dreißig Meter, aber da kommt man nicht runter, höchstens mit einer Spezialausrüstung, denn man kann selbst bei besten Bedingungen kaum tiefer als dreißig oder vierzig Zentimeter sehen. Außerdem haben sich mit den Jahren Schlingpflanzen gebildet, und Schwimmen ist verboten. Es gibt einige Schilder, die auf die Gefahren hinweisen …«
    »Welche Gefahren?«
    »Es herrscht eine gefährliche Unterströmung, die nicht zu unterschätzen ist. Es gibt aber vor allem an Tagen wie diesen immer wieder welche, die die Warnungen ignorieren und trotzdem ins Wasser springen. Und manch einer hat das schon mit dem Leben bezahlt, denn diese kalte Unterströmung verändert ständig ihre Position. Wir hatten gerade letzten Sommer wieder einen Todesfall.«
    »Wurde die Leiche geborgen?«
    »Natürlich. Wie gesagt, mit einer Spezialausrüstung kommt man auch bis ganz nach unten. Bisher wurde jeder rausgeholt.«
    »War der See im Winter 96/97 eigentlich zugefroren?«
    »Mit Sicherheit. Wenn die Temperaturen sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen in einem Bereich von minus fünf bis minus fünfzehn Grad bewegen, friert ein solch relativ kleinesGewässer schnell zu. Ich meine mich sogar vage erinnern zu können, einige Schlittschuhläufer gesehen zu haben. Doch, der See war zugefroren, jetzt fällt’s mir wieder ein. Ich kann mich nämlich noch an das Schild erinnern, das davor warnte, sich aufs Eis zu begeben, aber wie’s so ist, einige haben sich trotzdem nicht davon abhalten lassen.«
    »Dann bedanken wir uns ganz herzlich, Sie haben uns sehr geholfen.«
    »Sagen Sie, ich habe gehört, vorhin soll ein größerer Einsatz beim Spielplatz gewesen sein. Es ist doch hoffentlich nicht wieder etwas passiert?«
    »Stimmt, hätt ich beinahe vergessen. Miriam Tschierke wurde tot aufgefunden.«
    »Miriam?« Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Jetzt sagen Sie nicht, sie wurde wie Selina umgebracht.«
    »Wie es aussieht, schon. Sie kannten Miriam doch sicherlich?«
    »Ja, aber sie war noch nicht lange im Reitclub. Wie hat es denn ihre Mutter aufgenommen?«
    »Das weiß ich nicht, sie ist nämlich auch tot.«
    »Sie nehmen mich jetzt nicht auf den Arm, oder?«
    »Herr Kaufmann, wir Polizisten mögen zwar bisweilen einen etwas seltsamen Humor haben, aber in solchen Fällen pflegen wir nicht zu scherzen. Frau Tschierke wurde gestern tot in ihrer Wohnung aufgefunden, Miriam heute Morgen in der Nähe des Spielplatzes.«
    Kaufmann schüttelte fassungslos den Kopf und schloss die Augen. »Das wird allmählich mehr als unheimlich. Ist denn überhaupt noch jemand sicher in diesem Ort?«
    »Wir sind dem Täter dicht auf den Fersen, er weiß es nur noch nicht.«
    »Das ist gut. Dann können wir hoffentlich bald wieder beruhigt schlafen. Und sollten Sie noch weitere Informationen benötigen, ich stehe Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung. Und viel Erfolg bei Ihren Ermittlungen.«
    »Den werden wir haben. Wiedersehen.«
    »Tschüs.«
    Kaufmann blickte ihnen nach, bis sie um die Ecke verschwunden waren, stand auf und begab sich zu seinem Sohn, während Durant und Hellmer schweigend zum Auto gingen.
    »Wir lassen den See absuchen«, sagte sie und steckte sich eine Zigarette an. »Der Hund hat sich nicht einfach so dorthin gelegt. Er wusste, dass Kerstin tot war. Wie hat Grumack doch gesagt, der Hund hat am Tag von Kerstins Verschwinden am Abend zwei Stunden lang wie ein Wolf geheult. Und eine Woche später ist er ihr zum See gefolgt. Das ist kein Zufall, er wusste nicht nur, dass sie tot war, er wusste auch, wo sie begraben liegt. Die liegt irgendwo dort unten, und ich gebe keine Ruhe, bis ich nicht Gewissheit habe.«
    »Wahrscheinlich hat der Hund sogar gespürt, wie Kerstin gestorben ist, und hat deshalb so geheult.«
    »Spinnen wir den Faden doch einfach mal weiter. Der Mörder hat den Leichnam mitten in der Nacht im See entsorgt. Die Frage ist nur, wo hat er sie entsorgt? Um auf die Mitte zu gelangen, brauchst du ein Boot. Gibt es am See Boote?«
    »Ich hab bisher noch keine gesehen.«
    »Ich auch nicht. Und sie vom Ufer aus ins Wasser zu werfen, würde nicht viel bringen. Er

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