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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gehen ließ.
    Der Blick, den sie Sonja zuwarf, war eisig und unversöhnlich. »Weißt du was, Liebste, geh zu Emily, heul dich bei ihr aus und mach in Zukunft, was du willst. Ich brauche euch nicht, eigentlich habe ich euch nie gebraucht. Okay, ich höre auf, zumindest hier auf dem Gelände. Doch ich will mit keiner von euch beiden mehr etwas zu tun haben, außer es geht um die Pferde. Ich bin noch nie Kompromisse eingegangen, und ich habe auch nicht vor, das jemals zu tun. Wenn ich etwas tue, dann ganz oder gar nicht. Aber dein dummes Gefasel kannst du dir sparen. Doch keine Sorge, liebste Sonja, keiner wird je erfahren, dass du in Wirklichkeit auch nur eine erbärmliche Kreatur bist. Mach’s gut, Schatz«, zischte sie verächtlich, griff ihr ohne Vorwarnung in den Schritt, presste die Hand kräftig gegen die Scham und führte massierende Bewegungen aus. Sonja Kaufmann war unfähig, sich zu rühren. Sie sah Helena Malkow nur an, ohne etwas zu sagen.
    »Ich wollte nur noch einmal fühlen«, quetschte sie böse lächelnd durch die Lippen. »Solltest du es dir anders überlegen, ich bin immer für dich da.«
    »Nimm sofort deine Hand da weg«, sagte Sonja schließlich leise, aber mit einem gefährlichen Unterton. »Sofort!«
    »Bislang war dir das nicht unangenehm. Wie gesagt, solltest du es dir anders überlegen …« Helena Malkow lächelte maliziös, zog die Augenbrauen hoch, ließ los und eilte mit schnellen Schritten davon.
    »Helena, warte …«
    Sie winkte nur ab, ohne sich umzudrehen. Sonja Kaufmannblieb an das Gatter gelehnt stehen. Helena hatte sie wieder einmal überrumpelt. Sie überlegte, wie sie sich in der nächsten Zeit verhalten sollte. Sie traute ihr nicht, sie war gerissen, kaltblütig und ging über Leichen, privat und auch geschäftlich. Sie besaß mindestens dreißig Häuser, darunter zwei Wohnsilos in Frankfurt, aber auch einen in Hattersheim. Und wenn ein Mieter ihr nicht passte oder seine Miete nicht pünktlich zahlte, fand er sich schnell auf der Straße wieder, es sei denn, er oder sie erbrachte eine bestimmte Gegenleistung.
    Sonja glaubte kein Wort von dem, was Helena eben gesagt hatte. Sie würde auf der Hut sein müssen, sich vor ihr in Acht nehmen. Sie hatte sich aus dem Fenster gelehnt, zu weit, wie sie nun resigniert feststellen musste. Sie würde mit Emily über die Situation sprechen, sie mussten einen Weg finden, Helena zur Vernunft zu bringen. Sie sah, wie Helena im Reitstall verschwand. Sonja wollte einen letzten Versuch unternehmen und rannte ihr hinterher.
    »Helena, hör mir bitte zu, nur noch einmal. Man hat vorhin wieder eine Leiche gefunden, in Okriftel am Spielplatz. Ich habe keine Ahnung, um wen es sich handelt, aber …«
    »Aber was? Meinst du, es interessiert mich? Es geht mir völlig am Arsch vorbei, Liebste!«, sagte sie kalt, während sie ihr Lieblingspferd aus der Box holte und ihm zärtlich über den Rücken streichelte.
    »Und wenn es doch mit uns zu tun hat?«
    Helena Malkow lachte hart auf und schüttelte den Kopf. »Was soll das denn mit uns zu tun haben? Meine Güte, ihr seid alle irgendwie durchgeknallt. Es hat nichts mit uns zu tun, kapiert?! Und jetzt lass mich durch, ich brauch frische Luft.«
    Sonja Kaufmann ging ins Büro, holte sich eine Dose Cola und sah, wie ein Range Rover mit einem Pferdeanhänger auf das Gelände fuhr. Maite Sörensen stieg auf der Beifahrerseite aus, ein älterer Mann in einer dunkelbraunen Manchesterhose und einem kurzärmligen Hemd ging zum Anhänger und machte die Klappeauf. Sonja Kaufmann nahm einen Schluck und beobachtete die Szene. Sie würde mit der Neuen reden und herausfinden, wer sie wirklich war.

Dienstag, 11.35 Uhr
    Hellmer hatte Berger angerufen und ihn gebeten, eine Spezialtauchereinheit zum Baggersee zu schicken, und begab sich danach noch einmal zum Fundort. Die Spurensicherung war noch immer bei der Arbeit, das Gelände großflächig abgeriegelt. Ein paar Schaulustige standen in einiger Entfernung, ein paar von ihnen hatten Ferngläser in der Hand.
    Julia Durant hatte sich noch am Auto eine Zigarette angezündet und rauchte sie zu Ende, bevor sie bei Emily Gerber klingelte.
    »Hallo, Frau Durant, ich dachte mir schon, dass Sie kommen würden«, wurde sie von ihr begrüßt. Sie hatte tiefe Ringe unter den Augen und wirkte trotz ihrer braunen Haut blass. »Ich hab das von Miriam gehört. Irgendwie begreife ich das alles nicht mehr. Es ist jetzt das zweite Mädchen, das ich gut kannte …«
    »Das ist auch einer der

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