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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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überfällig.«
    »Für zweitausend Euro?«
    »Zwischen ein und zwei hat er gesagt. Außerdem hab ich mir lange nichts gegönnt. Und mal sehen, wenn er wirklich so gut ist, vielleicht lass ich mir noch mehr von ihm machen. Ich mag den Mann nämlich. So, und jetzt fahren wir zum Baggersee, ich will mir die Stelle ansehen, wo der Hund gelegen hat.«
    »Was denkst du?«
    »Das kann ich dir sagen; unsere lieben Kollegen haben damals eine verdammt saumäßige Arbeit abgeliefert. Ist aber auch logisch, Grumack ist ja nur ein kleiner Schreiner, der seine Tochter vielleicht sogar missbraucht hat! Wenn man dem nur einmal genauin die Augen guckt, weiß man, dass der zu so was nie fähig wäre. Kerstin ist nicht abgehauen, die Gegend wurde nie nach ihr abgesucht, das steht zumindest nicht in den Akten, und wenn’s da nicht drinsteht, wurde es auch nicht gemacht. Fehler Nummer eins. Fehler Nummer zwei: Keiner ist auf die Idee gekommen, dass der Hund nicht zufällig an den See gelaufen ist. Warum ist er zum See gelaufen anstatt runter an den Main, um dort zu sterben? Und wenn der Hund und Kerstin wirklich so unzertrennlich waren, dann glaub ich noch viel weniger an die Weglauftheorie. Weißt du was, unsere Scheißpsychologen können mich mal kreuzweise.«
    Hellmer schwieg, während Durant sich den Frust von der Seele redete. Er stoppte auf dem Parkplatz vor dem Anglerverein, und sie gingen die wenigen Meter zu Fuß bis zu der Stelle, die Grumack ihnen beschrieben hatte.
    »Hier in etwa muss er sich hingelegt haben. Im Winter bei eisiger Kälte«, murmelte Durant und ließ ihren Blick über den Baggersee schweifen. »Bist du öfter hier?«, wollte sie von Hellmer wissen.
    »Geht so.«
    »Weißt du, wie tief der See ist?«
    »Keinen blassen Schimmer. Da solltest du jemanden fragen, der sich hier wirklich auskennt.«
    »Werd ich tun. Ich will nämlich auch was über den Winter 96/97 wissen. Und wer könnte uns da besser Auskunft geben als Achim Kaufmann.«

Dienstag, 10.40 Uhr
    Die Garage war offen, nur ein Auto stand drin. Hellmer betätigte die Klingel, Achim Kaufmann kam mit schnellen Schritten um das Haus herum. Er hatte eine Shorts und ein T-Shirt an und war barfuß.
    »Guten Morgen«, begrüßte er die Beamten freundlich, »was führt Sie schon wieder in meine heiligen Hallen?«
    »Wie immer«, erwiderte Durant schulterzuckend, »Fragen.«
    »Ich bin mit Tobias hinten im Garten. Meine Frau ist aber nicht zu Hause.«
    »Wir wollten auch zu Ihnen. Wir brauchen Ihre Kenntnisse als Klimaforscher und als Ortskundiger.«
    »Setzen wir uns doch in den Garten, dann hab ich Tobias besser im Blick. Möchten Sie auch was trinken?«
    »Gerne«, sagte Durant, »ein Glas Wasser.«
    »Und Sie?« Kaufmann sah Hellmer an.
    »Dasselbe.«
    Nachdem die Gläser gefüllt waren und Durant getrunken hatte, sagte sie: »Sie haben uns doch gestern so interessante Dinge über unser Klima erzählt. Haben Sie auch eine Statistik über zum Beispiel den Winter 96/97?«
    Kaufmann nickte. »Statistiken sind für uns das A und O. Winter 96/97 sagen Sie? Welcher Zeitraum genau?«
    »Dezember, Januar.«
    »Wenn Sie sich einen Moment gedulden, ich hole den Ordner nur schnell aus meinem Arbeitszimmer.«
    Er rannte die Treppe hoch und kehrte kaum zwei Minuten später zurück, in der Hand einen dicken Leitzordner, den er aufschlug.
    »96/97«, murmelte er. »Hier hab ich’s. Welche Informationen benötigen Sie im Speziellen?«
    »Wie kalt es zum Beispiel in der Zeit zwischen dem 23. Dezember und 20. Januar war, und ob zu der Zeit viel Schnee gelegen hat.«
    Kaufmann nickte, ließ seinen Finger über eine Tabelle gleiten und sagte: »Höchsttemperatur am 23. Dezember minus zwei Grad, Tiefsttemperatur minus vier Grad. Kein Schnee. Aber ab Heiligabend Schneefall, der zum Jahresende hin immer stärker wurde. Und mit den Temperaturen ging’s auch steil bergab, nachts auf bis zu minus achtzehn Grad, gefühlte Temperatur zeitweise minusdreißig Grad. Bis fast Ende Januar hatten wir Schnee, der aber ab Mitte Januar allmählich abtaute. Es war ein recht kalter Winter, verglichen mit den anderen in den Neunzigern.«
    »Diese Information reicht schon, danke. Sie sagten gestern, Sie seien ein waschechter Okrifteler. Dann kennen Sie doch auch den Baggersee. Können Sie uns sagen, wie tief er in etwa ist?«
    Achim Kaufmann lehnte sich zurück, die Arme über dem Bauch verschränkt, und sagte mit dem Anflug eines Lächelns: »Bis Anfang der Sechziger wurde aus dem Baggersee

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