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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wollte aber nicht, dass sie gefunden wird. Doch das ist natürlich alles reine Spekulation, solange wir nicht die Leiche gefunden haben. Und dann ist kurz darauf auch noch der See zugefroren. Vermutlich zumindest. Ich bewundere nur Richters Scharfsinn, als er meinte, Selinas Mörder habe nicht zum ersten Mal gemordet …«
    »Aber Kerstin ist nicht geritten«, gab Hellmer zu bedenken.
    »Stimmt. Trotzdem werden wir noch einen Zusammenhang finden. Halten wir einfach fest, Selina, Miriam und Mischner hatten einen direkten Bezug zum Reitclub, Miriams Mutter nicht. Kerstin auch nicht. Wo ist die Verbindung? Oder gibt es gar keine? Mordet er wahllos, bis auf Mischner natürlich, wodurch er es uns nochschwerer macht, ihm auf die Schliche zu kommen? Oder steckt doch ein System dahinter?«
    »Keine Ahnung«, meinte Hellmer. »Wieso hast du Kaufmann eigentlich gesagt, dass wir dem Täter dicht auf den Fersen sind?«
    »Einfach so. Ich werde es ab sofort jedem sagen. Ich will die Leute unsicher machen, anders kommen wir nicht an ihn ran. Jeder soll denken, dass der Täter bereits einen gravierenden Fehler begangen hat und es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir ihn überführt haben. Und dadurch wird jeder jeden kontrollieren. Und das ist unsere Chance.«
    »Und was, wenn wir nicht bald einen Erfolg vorweisen können? Die werden uns in der Luft zerreißen.«
    »Das Risiko müssen wir in Kauf nehmen, denn unsere Strategie kann jetzt nur lauten, ihn aus der Reserve zu locken und ihn praktisch zu zwingen, einen Fehler zu begehen. Und das wird er zwangsläufig tun. Er wird nervös werden, glaub mir.«
    »Aber wenn wir ihn wie ein wildes Tier in die Enge treiben, kann der Schuss auch nach hinten losgehen«, wandte Hellmer ein. »Wenn wir es mit einem klassischen Psychopathen zu tun haben, wovon Richter ausgeht, und der Typ auch noch hochintelligent ist, können wir ihn mit Drohungen kaum einschüchtern. Er weiß genau, was er tut und wie weit er gehen kann. Und er wird weiter morden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Oder er hört einfach auf und wartet, bis sich der Sturm gelegt hat, und fängt irgendwann wieder an.«
    »Nein, er wird nicht aufhören, denn er ist jetzt erst richtig in Fahrt gekommen. Es ist wie bei einem Junkie, er setzt sich den ersten Schuss, und nichts Besonderes passiert. Der erste Schuss war Kerstin. Dann aber hat er einen Plan ausgebrütet und den zweiten Schuss gesetzt, Selina. Und dann praktisch Tag für Tag einen andern ins Jenseits befördert. Mittlerweile ist er süchtig geworden, er ist quasi ein Mordjunkie. Und trotzdem glaube ich, er überschätzt sich und seine Fähigkeiten. Seine Intelligenz in allen Ehren, aber in einem Kaff wie Okriftel, nimm von mir aus Hattersheim undEddersheim dazu, kannst du nicht auf Dauer morden, ohne entdeckt zu werden. Wir sind hier nicht in Frankfurt, wo du einfach untertauchen kannst. Dennoch spielt er sein Spiel weiter, obwohl er genau weiß, dass er es nicht gewinnen kann. So, und jetzt keine Hypothesen mehr, es bringt nichts, wir brauchen Fakten. Versuchen wir mal, bei der Gerber welche einzuholen. Aber wie gesagt, ich will mit ihr allein sprechen.«
    »Und was mach ich in der Zwischenzeit?«
    »Veranlass, dass der See abgesucht wird. Am besten heute noch. Ich will Gewissheit haben.«
    »Okay, wird sofort erledigt.«

Dienstag, 10.15 Uhr
    Gelände des Reitsportclubs. Einige Reiter hatten sich seit dem frühen Morgen nach und nach auf dem Gelände eingefunden, um ihre Pferde zu striegeln, sie für den Ausritt zu satteln und ihnen das Zaumzeug anzulegen. Kein einziger Mann war auf dem Hof zu sehen, außer dem Stallburschen. Helena Malkow war schon seit acht Uhr da, Sonja Kaufmann kam um kurz nach zehn. Sie hatten telefoniert und sich für diese ungewöhnlich frühe Stunde verabredet.
    Sie begrüßten sich freundschaftlich wie immer, der Streit von gestern schien längst vergessen.
    »Gehen wir ein bisschen spazieren, ich möchte nicht, dass irgendwer mithört«, sagte Helena Malkow, die wie jeden Tag ihre Reitsachen anhatte, ganz gleich, wie heiß oder kalt es war. Eine weiße Bluse, eine Weste darüber, Reithosen und bis zu den Knien reichende Stiefel. In der linken Hand hielt sie wie immer die Reitgerte, als wollte sie damit eine besondere Macht demonstrieren. Sonja Kaufmann hingegen war sommerlich gekleidet, eine ärmellose Bluse, eine kurze, hauteng sitzende Jeans und Leinenschuhe.
    »Und wenn Emily kommt?«
    »Sie kommt Wochentags nie vor zwei, ich kenne ihren

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