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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Gründe, weshalb ich hier bin«, sagte Durant. »Haben Sie die Liste mit den Namen aller Mitglieder?«
    »Ja, natürlich. Ich habe sie gestern gleich ausdrucken lassen. Bitte.« Sie reichte ihr die Liste. »Die meisten können Sie vergessen, sechzig Prozent sind Kinder und Jugendliche, dreißig Prozent Frauen, ein paar Männer und dazu kommen noch einige Behinderte, für die wir seit kurzem ein Sonderprogramm anbieten. Und von den Frauen bringen nur ganz wenige ihre Männer mit, wenn sie überhaupt verheiratet sind, denn mindestens die Hälfte von ihnen ist ledig.«
    »Dann markieren Sie doch bitte, wer auf dieser Liste den Ehemann oder Lebensgefährten am häufigsten mit auf den Hof bringt.«
    Emily Gerber überflog die Namen und sagte: »Frau Schumannkommt oft mit ihrem Freund, Herrn Rieber, er ist allerdings selbst passionierter Reiter und auch Mitglied bei uns. Frau Kerners Mann ist auch des Öfteren dabei, genau wie der Mann von Frau Marx und der Freund von Frau Wehner. Die andern Frauen kommen wie gesagt eher selten in Begleitung. Es sind auch noch einige andere darunter.« Sie nahm einen Stift und machte hinter den betreffenden Namen jeweils ein Kreuz.
    »Aber Ihr Mann, Herr Malkow und Herr Kaufmann sind regelmäßig auf dem Hof anzutreffen.«
    »Das ist ja logisch. Natürlich treffen sich auch die Männer zwei-, dreimal die Woche zu einem Plausch. Und natürlich ist auch Thomas Malkow, Helenas Sohn, sehr oft auf dem Hof, um sich nebenbei etwas dazuzuverdienen.«
    »Hat er das nötig? Seine Eltern sind doch wohlhabend.«
    Emily Gerber lachte auf und antwortete: »Wohlhabend ist leicht untertrieben, die Malkows gehören zu den reichsten Leuten, die ich kenne. Helena besitzt unzählige Häuser und Grundstücke, die sie von ihrem Vater geerbt hat. Halb Eddersheim gehört ihr, ein Teil von Okriftel und Hattersheim, sie hat sogar Häuser in Frankfurt und im Hochtaunus. Schon ihre Großeltern waren steinreich, und das Vermögen ist immer weiter angewachsen. Aber Thomas will auf eigenen Beinen stehen, auch wenn ihm das nicht gelingt, noch nicht zumindest. Und das Verhältnis zu seiner Mutter ist sehr gespannt.«
    Julia Durant hatte den letzten Satz in ähnlicher Formulierung bereits von Emilys Mann gehört, sagte aber nichts.
    »Frau Gerber, es gibt einen Grund, weshalb ich allein gekommen bin, Herr Hellmer wartet draußen auf mich. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich muss allen Hinweisen nachgehen. Ich hatte gestern einen Anruf von einer Frau, die sagte, dass auf Ihrem Hof nicht nur geritten und voltigiert wird …«
    »Ich verstehe nicht«, meinte Emily Gerber, als Durant nicht weitersprach, wobei sie deren forschendem Blick auswich.
    »Ich will ganz offen sein. Sie sagte, dass auch sexuelle Kontaktegeknüpft werden, unter anderem mit Minderjährigen wie Selina oder Miriam. Oder um es noch klarer auszudrücken, sie sagte, es würden lesbische Spiele veranstaltet.«
    Emily Gerber hatte sich erstaunlich gut in der Gewalt und fragte ruhig: »Was meinen Sie damit, und wer ist diese Frau?«
    »Den Namen darf ich Ihnen leider nicht nennen. Was können Sie mir zu den Vorwürfen sagen?«
    »Nichts, das ist eine glatte Verleumdung. Wer kommt nur auf eine solch absurde Idee?! Wir sind ein Reiterhof und kein Sexclub für Lesben«, entgegnete sie entrüstet.
    »Das heißt, die Frau hat gelogen?«
    »Was denn sonst?! Fragen Sie doch die andern. Die will sich nur wichtig machen.«
    »Wie gesagt, ich muss jedem Hinweis nachgehen. Es hätte immerhin sein können, dass dies der Grund für die Morde ist. Aber wenn Sie sagen, dass die Behauptung völlig haltlos ist … Ich werde allerdings nicht umhinkönnen, auch die Mädchen zu fragen. Ihr Mann hat gestern zu nachtschlafender Zeit bei meinem Kollegen angerufen und ihm die Namen der Mädchen genannt, die außer Selina und Miriam noch mit in Frankreich waren. Was haben Sie denn in Frankreich gemacht?«
    »Reiturlaub. Es ist schon seit fast zwanzig Jahren üblich, dass wir im Sommer für zehn Tage nach Südfrankreich fahren, vor allem, um unseren jungen Mitgliedern einmal die Pferde in der Camargue zu zeigen. Das habe ich übrigens von meinem Vater übernommen.«
    »Ich möchte trotzdem noch hinzufügen, dass sexuelle Handlungen mit Schutzbefohlenen strafrechtlich verfolgt werden können. Ist Ihnen jemand mit lesbischen Neigungen bekannt?«
    »Nein«, war die schnelle Antwort, zu schnell für Julia Durant.
    »Okay, das war’s schon. Und vielen Dank für die Liste. Einen

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