Kaltes Blut
Hellmer, zog den Zündschlüssel ab und stieg mit Durant aus.
Nathalie war zu Hause, schlief aber noch. Sie warteten, bis sie sich angezogen hatte, und erklärten ihr den Ernst der Lage. Sie versprach, außer mit ihren Eltern und ihren besten Freundinnen vorläufig mit niemandem mehr Kontakt zu haben, vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein und sich immer von einer weiblichen Person beziehungsweise dem Vater begleiten zu lassen. Anschließend statteten Durant und Hellmer auch Katrin und Anja einen Besuch ab. Nur Carmen war nicht anzutreffen, sie war mit ihren Eltern unmittelbar nach der Frankreichfahrt in Urlaub gefahren und würde erst am Sonntag zurückkommen.
Es war nach sechzehn Uhr, als sie bei Hellmer Halt machten, umetwas zu trinken. Um halb fünf fuhren sie an den Baggersee, wo die Spezialtaucher den Grund absuchten. Eine kurze Unterredung mit dem Einsatzleiter, bevor sie sich auf den Weg ins Präsidium machten.
Dienstag, 13.50 Uhr
Gelände des Reitsportclubs. Emily Gerber fand Sonja Kaufmann im großen Stall, wo sie sich mit Maite Sörensen unterhielt. Pauline und Celeste waren zu den Ponys gegangen, wo sich auch einige andere Mädchen ihres Alters aufhielten.
»Hallo«, sagte Emily Gerber, stellte sich zu Sonja und Maite und versuchte, so locker wie möglich zu wirken. »Sie haben Ihr Pferd gebracht, wie ich sehe. Gefällt es Ihnen hier heute immer noch so gut wie gestern?«
»Natürlich. Frau Kaufmann hat Chiron bereits untersucht und ihn für kerngesund befunden.«
»Fein. Ich möchte nicht stören, müsste aber Frau Kaufmann kurz entführen, wenn Sie gestatten. Dauert auch nicht lange.«
»Lassen Sie sich Zeit, ich wollte sowieso ein bisschen ausreiten, um Chiron an die neue Umgebung zu gewöhnen.«
»Warten Sie, ich komme mit, ich habe es Ihnen doch versprochen. Ich bin in zehn Minuten wieder da.«
Emily und Sonja begaben sich ins Büro, Emily schloss die Tür hinter sich.
»Setz dich bitte«, bat sie Sonja, »ich hab mit dir zu reden.«
»Was gibt’s denn so Wichtiges?«
»Frau Durant war eben eine ganze Weile bei mir. Sie weiß über alles Bescheid. Und wenn ich alles sage, dann meine ich auch alles.«
»Woher weiß sie es? Hast du etwa gequatscht?«
»Nein, sie hat gestern einen Anruf bekommen, von wem, wollte sie mir nicht verraten. Sie hat mich dermaßen in die Mangel genommen, dass ich es zugeben musste.«
Sonja Kaufmann, die sich gerade eben gesetzt hatte, sprang auf und lief nervös im Büro auf und ab. »Du spinnst doch! Damit hast du dir dein eigenes Grab geschaufelt! Du weißt, was jetzt passiert?!«
»Reg dich ab. Sie wird nichts unternehmen, das hat sie mir versprochen. Ich habe ihr nur die Wahrheit gesagt, und ich fühle mich richtig erleichtert, ob du’s glaubst oder nicht. Sonja, ich habe ihr gesagt, dass wir Selina und den andern nie wehgetan oder sie zu etwas gezwungen haben, sondern dass alles freiwillig geschah. Das ist doch die Wahrheit. Hätte ich gelogen und alles abgestritten, dann hätten sie nachgeforscht und hätten es mit Sicherheit rausgekriegt, und dann wären wir dran gewesen. Aber so haben wir noch einmal den Kopf aus der Schlinge gezogen. Nur, es muss endgültig aufhören.«
»Traust du ihr wirklich? Ich meine, sie ist von der Polizei«, sagte Sonja Kaufmann mit sorgenvoller Miene.
»Sonja, du warst nicht bei dem Gespräch dabei, doch ich traue ihr. Sie hat mir aber auch noch gesagt, dass wir vorsichtig sein müssen, der Mörder von Selina und Miriam …«
»Miriam?!« Sonja starrte Emily ungläubig und entsetzt an. »Miriam ist tot? War das etwa die Aktion heute morgen beim Spielplatz?«
»Ich dachte, du wüsstest es schon …«
»Woher denn? Ich weiß nur, dass dort eine ganze Menge Polizisten gewesen sein sollen, aber dass Miriam … Scheiße, warum sie auch noch?«
»Es ist nicht nur Miriam. Ihre Mutter ist auch tot.«
Sonja Kaufmann ließ sich in den Sessel fallen, massierte ihre Schläfen und schüttelte immer wieder den Kopf. »Das darf nicht wahr sein. Und die Durant sagt, wir sind auch in Gefahr?«
»Und zwar in großer. Der Mörder kennt jede von uns in- und auswendig, behauptet sie zumindest, und ich glaube ihr sogar. Deshalb sei bitte auf der Hut, das soll ich dir von ihr ausrichten.«
»Und was ist mit Nathalie, Carmen, Anja …«
»Die Polizei kümmert sich drum. Ihnen wird nichts geschehen.«Emily Gerber ging zu Sonja, setzte sich neben sie auf die Lehne und legte einen Arm um sie. »Ich musste es tun, das siehst du doch
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