Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
stark verändert.« Er sah sein Gegenüber durchdringend an, presste die Lippen aufeinander, schien ratlos zu sein.
    »Positiv oder negativ?«
    »Auf was oder wen bist du so wütend?«, fragte Gerber, ohne eine Antwort zu geben.
    »Auf niemanden.«
    »Aber du hast Angst. Wovor?«
    »Ich habe keine Angst, du musst dich täuschen.«
    »Du bist etwas Besonderes, du hast ganz außergewöhnliche Talente und Fähigkeiten. Aber du bist mit dir selbst nicht im Reinen. Ich nehme an, dein Job gefällt dir nicht. Du willst ausbrechen aus dem gewohnten Alltagstrott. Das ist der Grund für deine Kopfschmerzen. Du musst eine klare Linie in deinem Leben finden.«
    »Gibt es dafür ein Patentrezept?«
    »Nein, jeder muss seinen eigenen Weg finden. Deine Migräne wird aufhören, sobald du weißt, was du willst.«
    »Kannst du mir was verschreiben?«
    »Sicher«, antwortete Gerber und begab sich wieder hinter seinen Schreibtisch. Er füllte ein Rezept aus und reichte es seinem Patienten. »Du bist sehr unzufrieden mit deinem Leben. Sollte dich etwas bedrücken, du weißt, du kannst jederzeit zu mir kommen.«
    »Heißt das, ich soll eine Therapie machen?«, fragte der andere lachend.
    »Nicht unbedingt. Wir reden einfach nur.«
    »Ich werd’s mir überlegen. Und danke für das Rezept. Bis bald.«
    Er verließ die Praxis, ohne seinen Unmut zu zeigen, erst im Auto zerriss er wütend das Rezept und steckte die Schnipsel in seine Hemdtasche. Er hatte etwas anderes erwartet, nicht diese dummen Sprüche von Gerber. Du bist ein verdammtes Arschloch, dachte er voller Zorn und raste mit quietschenden Reifen davon. »Du musst eine klare Linie in deinem Leben finden! Ich habe eine klare Linie gefunden, du Idiot! Aber selbst du kannst das nicht erkennen. Keiner erkennt das! Wer bin ich eigentlich?! Bin ich durchsichtig, dass mich niemand sieht?! Alle behandeln mich wie den letzten Dreck, aber ihr werdet schon noch sehen, was ihr davon habt! Und heute werde ich mein Meisterstück vollbringen. Migräne! Du fällst auch auf alles herein. Du bist ein Scharlatan, Andreas Gerber, nichts als ein mickriger, kleiner Scharlatan, der den Leuten das Geld aus der Tasche zieht. Idiot, gottverdammter Idiot! Nur mit einem hast du Recht gehabt, ich bin etwas Besonderes!«

Dienstag, 17.20 Uhr
    Polizeipräsidium. Lagebesprechung.
    Die Arbeit der Soko Selina lief auf Hochtouren. Durant und Hellmer waren kaum im Büro und hatten ein paar Worte mit Bergerund Kullmer gewechselt, als ein Kollege der KTU hereinkam und eine dünne Akte auf den Tisch legte.
    »Hier, lest mal. Wird euch bestimmt interessieren.« Sagte es und verschwand gleich wieder.
    Durant schaute Berger an, nahm schließlich die Akte und schlug sie auf. Auf zwei Seiten der vorläufige Bericht der Spurensicherung.
    »Das haut mich um«, sagte die Kommissarin und las ungläubig ein zweites Mal die Zeilen. Sie steckte sich automatisch eine Zigarette an. »Woher wusste Richter das? Kann der hellsehen?«
    »Was denn?«, fragten Berger und Hellmer gleichzeitig.
    »Sie haben am Slip von Miriam Spermaspuren gefunden und sofort einen Abgleich gemacht. Und ratet mal, von wem das Sperma stammt …«
    »Keine Ahnung. Von wem denn?«
    »Mischner. Von unserem toten Gerhard Mischner.«
    »Zeig her.« Hellmer riss ihr die Akte aus der Hand. »Das gibt’s doch nicht. Wie kommt denn sein Sperma auf ihren Slip?«
    »Weil offenbar jemand sein Sperma hat, woher auch immer«, bemerkte Durant lakonisch. »Richter, dieser Himmelhund! Der erschnüffelt auch alles. Er hat gemeint, wir sollen die Sachen genauestens untersuchen lassen, weil der Typ mit uns spielt. Der spielt wirklich …«
    »Aber wie kommt er an Mischners Sperma?«
    »Das fragen wir ihn, sobald wir ihn haben. Eins ist jedenfalls sicher, er hat noch nicht aufgehört. Fragt sich nur, wen er sich als Nächstes ausgesucht hat.«
    Kullmer kam herein und setzte sich zu ihnen. »Nur ein kurzer Bericht. Die Bewohner im Südring wurden alle befragt, so weit sie zu Hause waren. Keiner hat am Sonntagabend auch nur das Geringste bemerkt. Ich habe mir auch den Hausmeister vorgeknöpft. Tja, die Anlage scheint schon seit einigen Tagen defekt zu sein, er hat es nur nicht gemerkt. Er schaut nämlich nur einmal in der Woche danach und überspielt die Bänder, wenn nichts Außergewöhnlichesvorgefallen ist. Und seit die Anlage installiert wurde, ist es in dem Haus so ruhig wie nie zuvor. Wir können ihm keinen Vorwurf machen, er kann wirklich nichts dafür …
    Und jetzt zu

Weitere Kostenlose Bücher