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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sich um einen verheirateten Mann handelt.«
    Helga Kautz wurde mit einem Mal kalkweiß, während ihr Mann fassungslos erst Hellmer und dann Durant ansah. »Sagen Sie das noch einmal. Selina hat etwas mit einem verheirateten Mann? Das kann nicht sein, das hätte ich doch gemerkt.« Sie sprang auf, entfernte sich ein paar Meter und stellte sich mit dem Rücken zu den Beamten, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie zitterte.
    »Darf ich die Notizen sehen?«, fragte Peter Kautz mit belegter Stimme.
    »Selbstverständlich.« Julia Durant gab ihm das Heft.
    Er las, sein Gesichtsausdruck versteinerte sich von Seite zu Seite mehr. Er schluckte schwer und reichte Durant das Heft zurück.
    »Mein Gott, warum hat sie nie darüber gesprochen? Mit uns kann man doch über alles reden, wir haben unsere Kinder nie geschlagen, wir haben sie nicht einmal verbal misshandelt oder unter Druck gesetzt. Sie hat doch alles, was sie braucht. Ich verstehe es nicht, ich kann es einfach nicht verstehen.«
    Helga Kautz drehte sich um, Tränen in den Augen. Sie nahm ein Taschentuch vom Tisch, schnäuzte sich und sagte: »Mein Kind lebt also doch noch. Aber wo ist sie?«
    »Frau Kautz, hier drin steht nur, dass sie ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann hat. Hier drin ist aber nichts vermerkt, dass sie mit ihm weggehen wollte. Und das gibt uns zu denken.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Bitte, ich möchte jetzt keine Vermutungen anstellen, es ist einfach alles möglich.«
    »Wer ist das verfluchte Dreckschwein?«, stieß Peter Kautz hervor und sprang auf. »Welches verfluchte Dreckschwein hat meine Tochter verführt? Ich bring diesen Schweinehund um, ich bring ihn um!«
    »Herr Kautz, ich kann Ihre Erregung verstehen, doch ganz gleich, wer es ist, wir werden uns um ihn kümmern.«
    »Aber sollte ich ihn vor Ihnen in die Finger kriegen, dann garantiere ich für nichts! Und wenn ich das ganze Zimmer auf den Kopf stelle, ich finde einen Hinweis auf ihn …«
    »Herr Kautz, ich muss Ihnen leider sagen, dass Sie das Zimmer Ihrer Tochter vorläufig nicht betreten dürfen. Wir werden ein Polizeisiegel anbringen und es von unseren Spezialisten untersuchen lassen. Und sollten Sie dennoch das Zimmer betreten, machen Sie sich strafbar. Die Ermittlungen führen wir«, sagte Julia Durant mit unnachgiebiger Stimme.
    »Sie wollen mir verbieten, das Zimmer meiner Tochter zu betreten?!«, schrie er sie an. »Für was halten Sie sich eigentlich?! Ist das mein Haus oder Ihres?«
    »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist, glauben Sie mir«, entgegnete Durant ruhig, »aber es ist besser, wenn Sie alles weitere uns überlassen.«
    »Sie wissen, wie mir zumute ist?«, sagte er mit gefährlich leiser Stimme und stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch. »Sie wissen das wirklich? Haben Sie eigentlich eine Tochter? Haben Sie überhaupt Kinder?«
    »Herr Kautz, ich arbeite seit über zehn Jahren bei der Kripo und habe es nicht zum ersten Mal mit einem solchen Fall zu tun. Wir werden versuchen, Ihre Tochter zu finden, aber das geht nur, wenn Sie sich kooperativ verhalten. Wenn Sie jetzt anfangen, diese Nachricht für Ihren persönlichen Rachefeldzug zu benutzen, und vielleicht sogar anfangen, Personen zu verdächtigen, die mit dem Verschwinden von Selina rein gar nichts zu tun haben, richten Sie mehr Schaden an, als Sie sich im Moment vorstellen können. Außerdem würde es unsere Ermittlungen nur unnötig behindern. Es gibt noch keinen Verdächtigen, sollten Sie jedoch einen begründeten Verdacht haben, so teilen Sie uns den bitte mit, damit wir dem nachgehen können. Haben Sie einen Verdacht?«
    Peter Kautz fasste sich ans unrasierte Kinn, sein Blick ging ins Leere. Er schüttelte den Kopf, setzte sich wieder und stützte ihn in die Hände. Seine Frau kam zu ihm und nahm ihn in den Arm.
    »Ist gut«, sagte sie besänftigend und streichelte ihm über den Kopf. »Diese Ungewissheit ist furchtbar, ich weiß. Aber wir können doch nichts daran ändern.«
    »Das ist ja das Schlimme«, schluchzte er, »dass wir so überhaupt nichts ändern können. Mit wem hat sie sich da bloß eingelassen? Mit wem bloß?«
    »Ich weiß es doch auch nicht.«
    »Sie kommt doch wieder, oder?« Er sah erst seine Frau, dann Durant hilfeflehend an. »Sagen Sie einfach, dass sie wiederkommt. Bitte, sagen Sie es!«
    »Peter, keiner von uns kann es sagen. Wir müssen abwarten. Du bist doch sonst immer derjenige, der davon spricht, wie wichtig es ist, in jeder noch so kniffligen Situation gelassen

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