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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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junges, hübsches, knackiges Mädchen besteigt. Und wenn sie ihm zu viel wird – Feierabend.«
    »Und wenn er sie doch liebt? Ich spreche jetzt mal als Mann und stelle mir vor, ich lebe in einer unglücklichen Beziehung …«
    »Er lebt aber nicht in einer unglücklichen Beziehung, zumindest steht nichts davon in dem Heft …«
    »Lass mich doch einfach mal ausreden, bitte. Er lebt in einer für ihn unbefriedigenden Beziehung, er hat eine hübsche Frau, die aber vielleicht nicht seine Bedürfnisse oder seine Triebe befriedigt oder befriedigen kann, aus welchen Gründen auch immer. Mit einem Mal kommt ein junges Mädchen daher, hübsch und knackig dazu, um deine Worte zu gebrauchen, und zwischen den beiden macht es peng. Sie landen im Bett, und er merkt, wie schön es ist, Sex mit jemandem zu haben, der vorbehaltlos alles mitmacht. Er zeigt ihr, wie es geht, und sie macht mit. Und dann wird Liebe daraus. Ich weiß, es hört sich pervers an, aber ich als Mann kann mich in eine solche Situation hineinversetzen.«
    Julia Durant schüttelte verständnislos den Kopf. »Sag mal, seid ihr Männer eigentlich alle schwanzgesteuert? Oder was geht da in euch vor?«
    »Julia, ich spreche doch nicht von mir. Ich, Frank Hellmer, könnte und würde niemals mit einer Fünfzehnjährigen etwas anfangen. Selbst wenn ich allein leben würde, sie wäre mir zu jung. Ich brauche jemanden mit einer gewissen Lebenserfahrung und nicht nur fürs Bett … O Scheiße, Mann, warum muss ich mich eigentlich vor dir rechtfertigen?!«
    »Tschuldigung, war nicht gegen dich gerichtet.«
    »Trotzdem kann ich mich in ihn hineinversetzen, weil ich ein Mann bin. Kannst du nicht wenigstens versuchen, das zu verstehen?«
    »Ich versuche es ja, aber es ist schwer, verdammt schwer sogar. Ein erwachsener, verheirateter Mann und ein halbes Kind …«
    »Sie ist kein halbes Kind mehr, das sagen sogar ihre Eltern und Frau Gerber. Und das ist wahrscheinlich genau das, was ihn so an ihr gereizt hat und sicher immer noch reizt. Dass sie eben ihrer Zeit ein ganzes Stück voraus ist. Dass sie keins von diesen jungen Dingern ist, die noch ziellos durchs Leben irren, sich auf Partys rumtreiben, alle paar Wochen einen neuen Freund haben und allesMögliche ausprobieren, bis sie endlich merken, was sie eigentlich wollen. Ich schließe deshalb völlig aus, dass unser Unbekannter irgendwelche pädophilen Neigungen hat. Schau dir das Foto von Selina an, sie hat allein schon vom Äußeren her alles, was eine Frau ausmacht. Und wenn sie wirklich so intelligent ist, wie alle behaupten, dann hat er in ihr sogar auch noch eine gute Gesprächspartnerin. Nimm einfach nur mal an, seine Frau ist zwar hübsch, aber strunzdumm. Damit hätten wir sogar schon zwei Gründe, weshalb er etwas mit Selina angefangen hat.«
    Julia Durant überlegte, fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe und sah Hellmer an. »Okay, großer Meister, alles schön und gut und auch nachvollziehbar. Aber jetzt will ich dir mal sagen, was mir gerade eben eingefallen ist. Selina wurde als vermisst gemeldet. Richtig?«
    »Und?«
    »Na ja, sollte Selina tatsächlich mit einem verheirateten Mann durchgebrannt sein, weshalb haben wir dann bis jetzt keine zweite Vermisstenmeldung? In seiner Ehe scheint doch so weit alles in Ordnung gewesen zu sein, bis auf ein paar Punkte, die ihn möglicherweise gestört haben. Aber warum hat seine Frau sich bis jetzt nicht bei der Polizei gemeldet? Immerhin müsste er ja auch seit Mittwochabend verschwunden sein.«
    »Vielleicht ist seine Frau verreist, und er hat die Gelegenheit genutzt, sich klammheimlich mit Selina aus dem Staub zu machen.«
    »Zu weit hergeholt. Außerdem müsste er über einen Batzen Geld verfügen, sollte er wirklich vorhaben, mit Selina ein neues Leben zu beginnen.«
    »Leute mit Geld gibt es in dieser Gegend mehr als genug«, konterte Hellmer gelassen.
    Julia Durant sah ihn ernst an, kramte in ihrer Tasche und wollte sich eine Zigarette herausholen, als ihr einfiel, dass sie sich in einem rauchfreien Haus befand. Sie war nervös, etwas sagte ihr, dass Hellmers Ausführungen zwar Hand und Fuß hatten, er aber dennoch Unrecht hatte. »Diese Zufälligkeiten sind mir einfach zuviele. Zugegeben, Selina hütete ein großes Geheimnis. Kein Wunder. Sie hat zwar mit ihrer Mutter über alles gesprochen, aber das wäre doch des Guten zu viel gewesen. Aber sollte sie mit diesem Typ durchgebrannt sein, dann hätten sie sich ins Ausland absetzen müssen. Sie hätte einen

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