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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sich, ruhig zu bleiben, während sie wieder nach draußen ging, auch wenn sie am liebsten geheult oder geschrien hätte, denn sie wusste, ihre schlimmste Ahnung hatte sich bewahrheitet.
    »Frank, wir müssen los, Anruf vom Chef. Frau Kautz, Sie haben es gehört, die Pflicht ruft.«
    »Etwas Unangenehmes?«, fragte sie und sah Julia Durant direkt in die Augen, und diese hatte das Gefühl, als könnte Helga Kautz ihre Gedanken lesen.
    »Unser Beruf gehört nicht gerade zu den angenehmen. Wir sehen uns später. Ach ja, ich verzichte darauf, ein Polizeisiegel an Selinas Tür anzubringen, sofern Sie mir garantieren, das Zimmer nicht zu betreten.«
    »Ich schließe ab und verstecke den Schlüssel. Dr. Gerber wird meinen Mann schon beruhigen, wenn nicht anders, soll er ihm eine Spritze geben.«
    Sie traten auf die Straße, Helga Kautz blieb in der Tür stehen. Ein blauer BMW hielt vor dem Haus, und ein dunkelhaariger, groß gewachsener Mann stieg aus, einen Arztkoffer in der Hand.
    »Hallo, Andreas«, begrüßte ihn Helga Kautz. »Das sind die Kommissare.«
    »Herr Hellmer!«, sagte Gerber mit dem ihm eigenen Lächeln. Hellmer hatte ihn nie anders erlebt, immer ein Lächeln auf denLippen, stets freundlich. Insgeheim bewunderte Hellmer ihn. »Sie bearbeiten den Fall?«
    »Zusammen mit meiner Kollegin, Frau Durant.«
    Gerber nickte ihr zu. »Angenehm. Ich geh dann mal rein, wir sehen uns sicher noch.«
    »Das war unser Hausarzt. Du solltest ihn konsultieren, wenn du Beschwerden hast. Er ist wirklich ein außergewöhnlicher Arzt.«
    »Frank, hör zu«, sagte Julia Durant, als sie außer Hörweite waren. »Der Anruf eben kam vom Hattersheimer Revier. Weißt du, wo die alte Zellulosefabrik ist?«
    »Natürlich. Was ist los?«
    »Kinder haben dort etwas gefunden. Wo ist der Wagen?«
    »Vor meiner Garage.«

Freitag, 13.35 Uhr
    Die Polizeiautos standen vor der unteren der beiden Einfahrten zur Zellulosefabrik, die selbst jetzt, im gleißenden Licht des Tages, etwas Düsteres und Bedrohliches hatte. Das Mauerwerk war alt und an vielen Stellen gebrochen und verrottet, die meisten Fenster eingeschlagen und blind, dennoch befand sich gleich neben der Einfahrt ein Wohnhaus, vor dem ein grüner Polo parkte. Bevor sie das Gelände betraten, ging Julia Durants Blick an der Vorderfront entlang hinunter zum Main, und sie stellte sich vor, wie es hier nachts aussah. Vielleicht würde sie heute Abend nach Einbruch der Dunkelheit herkommen, um die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Vielleicht.
    »Komm jetzt, angucken kannst du dir das alles auch noch ein andermal.«
    Das große Tor war einen Spaltbreit geöffnet, und ein Beamter wies ihnen gleich den Weg.
    »Gehen Sie bitte da runter und durch das kleine Tor. Meine Kollegen erwarten Sie bereits. Sie können es nicht verfehlen.«
    »Ist sie’s oder ist sie’s nicht?«, fragte Hellmer, während sie mit schnellen Schritten über den Bürgersteig gingen.
    »Sie ist es.«
    »Kannst du nicht einmal etwas Positives sagen?«
    »Ein andermal.«
    Die drei Polizisten standen um das Bündel herum, als würden sie den Heiligen Gral bewachen. Der älteste von ihnen reichte erst Durant, dann Hellmer mit ernster Miene die Hand und deutete auf das gut anderthalb Meter lange Bündel.
    »Haben Sie etwas angerührt?«, fragte Durant mechanisch, als sie näher trat.
    »Nein.«
    »Und die Kinder?«
    »Einer der Jungs hat seine Mutter informiert, und die hat bei uns angerufen. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Sind die Kinder oder die Mutter irgendwo hier?«
    »Sie stehen draußen. Soll ich sie holen?«
    »Nein, aber fragen Sie doch bitte nach der Adresse, damit einer meiner Kollegen später mit ihnen sprechen kann.«
    »Alles schon geschehen. Die Kinder haben übrigens bei den Wohnwagen gespielt und sind dann hier hochgekommen und haben das hier gefunden.«
    Das Bündel lag in einem Gebüsch, das sich unmittelbar vor einer dunklen Mauer nach oben reckte. Wenn man durch das Tor schritt, betrat man eine verwilderte Landschaft mit viel Gestrüpp und einem ausgetrampelten Weg, hier und da leere Bierdosen und Schnapsflaschen, aber auch Kondome und Taschentücher. Das Tor war jedoch noch relativ neu, eines jener Tore, wie man sie zuhauf in Reihenhaussiedlungen und Kleingärten vorfand.
    »Die KTU wird es nicht einfach haben, denn viele Spuren sind mit Sicherheit schon vernichtet worden, allein durch die Kinder«, sagte sie zu Hellmer.
    Sie beugte sich nach unten und betrachtete das verschnürte Objekt eingehend. Ein

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