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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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richtigen Ausweis oder sogar Pass gebraucht, auf dem steht, dass sie mindestens sechzehn ist, also ein gefälschtes Papier. Aber mit fünfzehn hast du noch einen Kinderausweis und keinen Reisepass. Das würde bedeuten, die ganze Planung hat schon vor Wochen, wenn nicht sogar Monaten begonnen. Und mit was sind sie unterwegs? Mit einem Auto, mit dem Flugzeug, mit der Bahn? Was tun sie im Ausland, oder besser gesagt, was tut er im Ausland? Arbeiten? Als was kann man im Ausland Geld verdienen? Welches Land ist sicher genug, dass man nicht gefunden wird? Ich glaube, ein Mann, der viel Geld hat, eine gewisse Lebenserfahrung dazu, ist zu clever, um das alles nicht bedacht zu haben. Er weiß genau, dass man ihn und Selina früher oder später finden wird … Frank, ich kann mich auch täuschen, und du kannst mich jetzt steinigen, aber ich glaube nicht, dass Selina noch am Leben ist. Frag mich nicht, warum ich das glaube, es ist einfach nur ein Gefühl. Und ganz gleich, wie verliebt sie ist oder war, sie wäre nicht abgehauen, das hätte bei ihr gegen alle Regeln der Vernunft verstoßen, vor allem, weil sie eine solch starke Bindung zu ihren Eltern und Geschwistern hat. Ich halte es zwar durchaus für möglich, dass die beiden gemeinsam in den Tod gegangen sind, andererseits warte ich noch darauf, dass ein Mann als vermisst gemeldet wird. Außerdem, warum erwähnt sie in ihrem Tagebuch mit keinem Wort, dass sie vorhat, mit ihrem Geliebten durchzubrennen? Frank, das ergibt einfach keinen Sinn. Trotzdem werden wir jetzt die Eltern informieren, aber ich möchte nicht wissen, wie groß der Schock ist, wenn Selina tatsächlich tot ist. Erst machen wir ihnen Hoffnung und dann … Nicht auszudenken!«
    Hellmer fuhr sich durchs Haar, sein Blick drückte Ratlosigkeit aus. »Okay, ich gebe mich fürs Erste geschlagen. Bringen wir’s hinter uns. Es ist und bleibt ein Scheißspiel. Ich weiß inzwischenauch nicht mehr, was ich denken soll. Ich halte meine Vermutungen für logisch, deine aber auch.«
    »Ich hoffe, du hast Recht«, sagte Julia Durant und legte eine Hand auf Hellmers Schulter. »Ich hoffe es wirklich. Ich möchte nicht Recht behalten.«
    »Gehen wir nach unten. Wir nehmen alle Hefte mit ins Präsidium, vielleicht finden wir noch mehr, vielleicht sogar einen Namen.«
    Es war mittlerweile halb eins, als sie zurück ins Wohnzimmer kamen. Helga Kautz und Emily Gerber saßen auf der Terrasse und drehten sich gleichzeitig um, als sie Durant und Hellmer kommen hörten.
    »Sie waren aber lange in Selinas Zimmer«, sagte Helga Kautz, die immer noch erstaunlich gefasst wirkte. »Haben Sie gefunden, wonach Sie gesucht haben?«
    »Würden Sie bitte ins Haus kommen? Es muss nicht gleich die ganze Nachbarschaft mithören.«
    »Natürlich.«
    »Wir würden gerne unter acht Augen mit Ihnen sprechen, es sei denn, Sie möchten, dass Frau Gerber bei dem Gespräch anwesend ist. Ihr Mann sollte allerdings dabei sein. Können Sie ihn bitte holen.«
    »Frau Gerber kann von mir aus bleiben«, sagte Helga Kautz.
    »Schon gut, ich wollte sowieso gehen«, erwiderte Emily Gerber und erhob sich. »Wenn irgendwas ist, ruf mich an.« Sie sah den Stoß Hefte und die Ringordner, die Hellmer unter dem Arm hielt, gab jedoch keinen Kommentar ab, obgleich ihr die Neugierde deutlich ins Gesicht geschrieben stand.
    »Mach ich. Und danke für alles. Würdest du vorher bitte Peter Bescheid sagen, dass er runterkommen soll?«
    »Klar. Und Kopf hoch.«
    »Was wollen Sie mit den Schulheften von Selina?«, fragte Helga Kautz stirnrunzelnd.
    »Das besprechen wir gleich, sobald Ihr Mann bei uns ist.«
    Peter Kautz kam ins Wohnzimmer und setzte sich wortlos neben seine Frau.
    »Um es kurz zu machen, wir haben unter den Schulheften eins gefunden, das sie mehr oder weniger als Tagebuch benutzt hat.« Julia Durant zögerte, bevor sie weitersprach, sie musste sich die Worte erst zurechtlegen. »Hatten Sie irgendwann in den vergangenen zwei bis drei Monaten das Gefühl, dass ein Mann im Leben Ihrer Tochter eine besondere Rolle spielte oder immer noch spielt?«
    Helga Kautz schüttelte angesichts dieser Frage ratlos den Kopf. »Bitte was? Wie kommen Sie denn darauf? Steht das etwa da drin?«
    Durant nickte. »Ja. Wir müssen in Betracht ziehen, dass Selina mit diesem Mann, wie es so schön heißt, durchgebrannt ist …«
    »Selina und ein Mann? Schreibt sie, wer der Mann ist?«, fragte Helga Kautz sichtlich erregt.
    »Nein, sie nennt den Namen nicht. Wir wissen nur, dass es

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