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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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von Emily Gerber. Im Hinausgehen sagte Hellmer: »Frau Gerber, mal eine Frage: Wo wohnen Sie eigentlich?«
    Sie sah Hellmer überrascht an und antwortete spöttisch lächelnd: »Warum wollen Sie das wissen? Möchten Sie mit Ihrer Gattin mal zum Essen kommen?«
    »Nein, Fragen gehören bei uns zur Routine.«
    »Na, wenn das so ist. Wir wohnen im Grimmweg. Kennen Sie ja sicherlich.«
    »Natürlich. Auf Wiedersehen.«
    »Gute Nacht.«

Freitag, 20.40 Uhr
    Er saß in einer kleinen Kneipe allein an der Bar, als sein Handy klingelte. Er nahm es aus der Hemdtasche und meldete sich.
    »Ich muss dringend mit Ihnen sprechen«, sagte der Anrufer.
    »Um was geht’s?«
    »Nicht am Telefon. Wir müssen uns treffen.«
    »Von wo rufst du an?«
    »Von einer Telefonzelle, wie vereinbart.«
    »Und wo bist du gerade?«
    »In der Nähe meiner Wohnung.«
    »Kannst du einen Augenblick dranbleiben? Ich zahl nur schnell und geh raus, der Empfang ist nicht besonders gut.«
    Er zahlte, trank sein Bier aus und ging auf die Straße zu seinem Wagen. »Also, wann und wo?«
    »Können Sie zu mir kommen?«
    »Kein Problem. Sagen wir so in zehn Minuten?«
    »Ich warte unten vor der Tür. Wir können ja ein bisschen in der Gegend rumfahren oder ’n Bier trinken gehen.«
    »Ja, ja, bis gleich.«
    Er entriegelte von innen die Kofferraumklappe, holte etwas heraus und steckte es in die Innentasche seiner Sommerjacke. Dann setzte er sich auf den weichen Ledersitz, startete den Motor und fuhr los. Schon von weitem sah er die unscheinbaren Kästen zu beiden Seiten der Straße, einen vor der Einfahrt zum Aventis-Gelände und einen gegenüber an der Wasserwerkchaussee. Er reduzierte die Geschwindigkeit auf die zugelassenen fünfzig Stundenkilometer und grinste. Die beiden Polizisten in ihrem weinroten Opel Omega machten einen gelangweilten Eindruck. Er betätigte einige Male die Lichthupe, um entgegenkommende Fahrer vor der Radarfalle zu warnen, und beschleunigte gleich wieder. Idioten, dachte er, ihr stellt euch auch immer an die gleichen Plätze! Selbst schuld, wenn ihr nichts kassiert.
    Nach zwölf Minuten hielt er vor dem fünfstöckigen Haus, der Mann schälte sich aus der Eingangstür, kam auf ihn zu und stieg auf der Beifahrerseite ein.
    »Also, was gibt es so Wichtiges?«
    »He, Mann, ich denke, das wissen Sie besser als ich. Und …«
    »Und was?«
    »Gehen wir irgendwohin und essen was. Ich kenn da ’nen super Italiener …«
    »Und wo ist dieser super Italiener?«
    »Nächste Straße rechts, dann wieder rechts, und schon sind wir da.«
    Das Restaurant war um diese Zeit fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Bedienungen huschten durch die schmalen Gänge, Musik klang aus kleinen Lautsprechern, es roch nach Essen und Rauch, nach Gewürzen und irgendwie auch nach vielen Menschen. Sie fanden noch einen Platz im ersten Stock.
    »Was willst du essen?«
    »Mal sehen.« Der andere blätterte in der Karte. »Und was ist mit Ihnen?«
    »Keine Ahnung. Was kannst du denn empfehlen? Machen die hier gute Spaghetti? Wenn ja, dann Spaghetti.«
    »Dann nehm ich auch Spaghetti. Und ein großes Pils.«
    »Pils? Ich bestell uns eine Flasche Rotwein, was hältst du davon?«
    »Auch nicht schlecht. Stört es Sie, wenn ich rauche?«
    »Nein, wieso? Wie geht’s dir denn?«
    »Es geht. Ich hab das von der Kleinen in Hattersheim gehört. Hat das was mit vorgestern Nacht zu tun?«
    »Wie kommst du denn darauf? Aber lass uns nicht hier darüber reden. Wir genießen erst mal das Essen und den Wein, und nachher können wir uns im Auto unterhalten. Einverstanden?«
    »Klaro, schon kapiert«, sagte der andere grinsend.
    Sie gaben die Bestellung auf, er trank einen Schluck Wein, sein Gegenüber leerte das Glas in einem Zug. Er schenkte ihm gleich nach, drehte den Kopf ein wenig zur Seite und beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Die Spaghetti wurden nach nicht einmal zehn Minuten serviert, sie aßen, und während er sich mit kleinen Schlucken begnügte, trank der andere vier Gläser. Er bestellte eine weitere Flasche und merkte bereits nach gut einer halben Stunde, wie der Blick seines Gegenübers allmählich immer glasiger wurde und die wenigen Worte, die er sprach, schwer über seine Lippen kamen.
    Um genau zehn Uhr beglich er die Rechnung, sie verließen das Restaurant. Die Sonne hatte sich dezent zurückgezogen, Dämmerung hatte sich übers Land gelegt. Sie fuhren durch ein paar enge Gassen zurück zu dem Haus.
    »Können wir zu dir nach oben gehen? Ich muss nämlich

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