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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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mal ziemlich dringend aufs Klo. Dann sind wir auch wirklich ungestört.«
    »Meinetwegen. Ist aber eigentlich gar nicht so wichtig. Ich wollt nur wissen, ob …«
    »Ich bin die nächsten Tage verreist, wenn du also mit mir sprechenmöchtest, dann am besten heute noch. Wer weiß, wann ich wieder Zeit habe.«
    »Okay, okay, okay. Gehen wir hoch.«
    Der andere wohnte im vierten Stock in einem alten, unansehnlichen Haus, in dem vermutlich keiner seinen Nachbarn kannte. An den Türschildern entweder keine oder ausländische Namen. Anonymität. Er hatte ihm diese Wohnung besorgt, sie kostete nur dreihundert Euro warm, ein großes Zimmer, eine Dusche und eine vergleichsweise geräumige Koch- und Essecke. Die Einrichtung bestand aus einfachen, aber neuen Möbeln, einem Schlafsofa, zwei Sesseln und einem runden Glastisch, einem neuen Fernseher plus Videorekorder und einer kleinen Stereoanlage. Die Wände waren bis auf ein Poster einer Heavy-Metal-Band kahl und versifft, eine schlichte Vierzig-Watt-Birne baumelte von der Decke und spendete diffuses Licht. Die Fenster waren geschlossen, die Vorhänge zugezogen, es stank nach abgestandenem Rauch, Schweiß und Alkohol, der Aschenbecher quoll über, der Teppichboden, der unmittelbar vor dem Einzug gelegt worden war, war seither nicht gesaugt worden, an einigen Stellen wies er dunkle Flecken und Brandlöcher auf. Er blieb stehen, während der andere sich auf das ungemachte Bett fallen ließ.
    »Schon mal was von Aufräumen gehört?«, sagte er vorwurfsvoll und schüttelte den Kopf. »Als ich dir die Wohnung besorgt habe, war alles tipptopp in Ordnung. Und jetzt sieht’s hier aus wie in einem Saustall. Wenn du mal ’ne gescheite Frau triffst und sie mit hernimmst, die rennt doch gleich schreiend wieder raus.«
    »Was geht Sie das an? Ich kann machen, was ich will. Außerdem wohn ich hier und nicht Sie.«
    »Auch wahr. Ist schließlich dein Problem. Also, was hast du auf dem Herzen? Und mach’s kurz, ich hab nicht mehr viel Zeit.«
    Der andere setzte sich wieder auf, fuhr sich durch das blonde, fettige Haar und schien zu überlegen. Schließlich sagte er geradeheraus: »Die Kleine, ich meine Selina, hat das jetzt was mit der Aktion vorgestern Nacht zu tun oder nicht?«
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte er, setzte sich nun doch in einen der beiden Sessel und lehnte sich zurück. Er schlug die Beine übereinander und sah sein Gegenüber durchdringend an.
    »Tja, wie komm ich wohl bloß darauf?«, fragte der andere grinsend. »Die Scheißbullen werden doch gleich denken, ich hätte was damit zu tun. Die brauchen doch nur meine Akte rauszuholen, und zack, ham sie mich am Schlawittchen. Schließlich hab ich die Kleine gekannt. Sie war schon damals echt süß.«
    »Und was willst du jetzt von mir?«
    »Mann, ich hab keinen Bock, hier lange rumzulabern. Ich will einfach nur wissen, ob Sie das Mädchen umgelegt haben. Aber ich halte diesmal meinen Kopf nicht wieder für etwas hin, was ich nicht gemacht habe. Einmal Knast reicht mir.«
    »Ich habe niemanden umgebracht. Was redest du für einen Unsinn. Du hast wohl wieder mal zu viel getrunken, was?«
    »Ach ja? Und wieso dann diese Telefonaktion? He, Mann, so blöd bin ich auch wieder nicht!« Der andere schien von einem Moment zum nächsten nüchtern geworden zu sein. »Im Prinzip ist es mir scheißegal, ob Sie die Kleine gekillt haben oder nicht, ich weiß nur, dass ich verschwinden muss, und zwar schnell. Möglichst bevor die Bullen hier auftauchen. Das Problem ist nur, ich hab keine Kohle.«
    »Kann ich was dafür, wenn du dein ganzes Geld versäufst oder in Huren steckst? Schau dich doch bloß mal an, wie du aussiehst. Wie ein Penner.«
    »Hey, nicht so, okay?!«, zischte der andere und deutete drohend mit dem Finger auf ihn. »Sollten bei mir wirklich die Bullen auftauchen, werd ich die ganze Geschichte von damals erzählen. Jede Einzelheit. Überlegen Sie sich’s also. Ich mach keinen Spaß.«
    »Jetzt komm wieder runter und beruhig dich. Lass uns in aller Ruhe reden. Sag mir, wie viel du brauchst, und ich werde versuchen, das Geld zu beschaffen. Wir sind doch Freunde, oder etwa nicht?«, bemühte er sich ihn zu beschwichtigen. »Hab ich nicht alles für dich getan, so wie Freunde es in der Regel machen? He,schau mich an, ich hab dich bisher nicht im Stich gelassen, warum sollte ich es also jetzt tun? Du hast mir geholfen und ich dir. Eine Hand wäscht die andere. Und wahre Freunde sind nur die, die sich in der größten Not

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