Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
die staatlichen Parks weiter geöffnet halten und die Cops weiter bezahlen zu können, und wie man die Finanzierung der winterlichen Schneeräumarbeiten und der notwendigen Reparaturen an den Highways sicherstellen konnte.
Rose Marie war nunmehr die Leiterin der Abteilung Öffentliche Sicherheit bei der Staatsregierung von Minnesota. Sie neigte dazu, sich an den Haaren zu zupfen, und als Lucas in ihr Büro kam, sah sie aus, als ob jemand sie unter Strom gesetzt hätte - ihr blond gefärbtes Haar stand um die Ohren seitlich ab wie die Tragflächen eines Jagdbombers.
»Sagen Sie mir, dass Sie gute Nachrichten für mich haben«, begrüßte sie Lucas.
Er dachte einen Moment nach und sagte dann: »Wir haben Charlie Pope gefunden.«
Ihre Augen leuchteten auf.
Einige Minuten später sagte sie: »Eines Tages werde ich Ihnen das ›Wir haben Charlie Pope gefunden‹ heimzahlen.«
»Okay«, erwiderte Lucas. »Die große Frage ist, was machen wir jetzt?«
»Ich rede mit dem Gouverneur«, sagte sie. »Normalerweise ist es keine gute Idee, solche Dinge vor den Medien geheim zu halten. Sie kommen schließlich doch dahinter, und dann hebt das Geschrei ›Vertuschung!‹ an …«
»Was es ja auch ist …«
»… und niemand in einem öffentlichen Amt will dieses Geschrei hören. Die Medien sind bei Vertuschungen Ankläger und Richter in einer Person, und wir haben nichts in der Hand, um uns zu verteidigen.«
»Sie meinen also, wir sollten damit an die Öffentlichkeit gehen?«, fragte Lucas. Er war skeptisch und zeigte das auch.
Sie schwenkte ihren Schreibtischsessel herum, um aus dem Fenster sehen zu können, wiegte den Oberkörper ein paarmal vor und zurück, und ihr Gesicht nahm den leeren Ausdruck an, den es stets zeigte, wenn sie ein Ränkespiel ausbrütete. Nach einigen Sekunden sagte sie: »Nein … Wir reden insgeheim mit ein paar Sheriffs über den weißen Wagen, den silbernen Wagen und, vor allem, über den zweiten Mann. Sie haben diese Zweite-Mann-Idee ja sowieso schon seit ein paar Tagen. Sloan wird uns dabei Rückendeckung geben. Die Medien wissen bereits von dem weißen Wagen, und früher oder später werden sie von dem silbernen Wagen und dem zweiten Mann erfahren. Sie wissen dann, dass irgendwas im Busch ist, und sie werden darüber berichten …«
»Und?«
»Und dann sagen wir ihnen, wir hätten gewusst, dass Charlie Pope nicht der Täter sein konnte, und wir hätten versucht, den wahren Mörder auszutricksen, indem wir ihn nicht wissen ließen, dass wir auf diese Sache mit dem eingefrorenen Blut gestoßen waren«, erklärte sie. »Und dann sagen wir, sie - die Medien - hätten alles ruiniert, indem sie die Theorie von dem zweiten Mann veröffentlich haben. Es ist alles ihre Schuld.«
»Heiliger Strohsack!« Lucas war zutiefst beeindruckt.
»Ich muss natürlich den Gouverneur informieren.« Sie richtete den Zeigefinger auf Lucas. »Und Sie müssen schleunigst diesen Killer fassen. Fangen Sie damit an, mit Blick auf die Medien die Zweiter-Mann-Theorie zu verbreiten. Und dann finden Sie diesen Dreckskerl. Falls Sie das früh genug schaffen, wird die ganze Sache zu einer rein akademischen Angelegenheit.«
Sloan und Elle mussten es erfahren.
Lucas wollte das nicht am Telefon machen. Sloan war
nicht offiziell im Dienst gewesen, als er zum Fundort von Petersons Leiche im Blue Earth County gekommen war. Lucas rief dennoch in Sloans Büro an, erhielt aber die Auskunft, Sloan sei wahrscheinlich zu Hause. Er wählte Sloans Privatnummer. Seine Frau meldete sich.
»Er macht einen Spaziergang, Lucas. Er ist ziemlich geschockt über diese Peterson-Sache.«
»Ich muss mit ihm über den Fall reden. Wir haben da was laufen … Sagen Sie ihm doch bitte, er soll mich zurückrufen.«
»Okay, aber noch etwas, Lucas: Versuchen Sie nicht, es ihm auszureden, den Dienst zu quittieren. Machen Sie das bitte nicht.«
»Mein Gott …«
»Lucas, er will sich beruflich verändern. Ich erinnere mich, dass auch Sie mal Probleme mit einer Depression hatten, und Sloan driftet auf etwas Ähnliches zu. Ich weiß nicht, ob es sich zu einer echten Depression entwickeln wird, aber er scheint kurz davor zu stehen. Der Dienst bei der Mordkommission macht es jedenfalls immer schlimmer.«
»Kann er nachts schlafen?«, fragte Lucas.
»Nein. Das ist mit ein Grund, dass ihn diese schlimme Erkältung überrumpelt hat. Er ist total erschöpft. Er hat seit dem Auffinden von Angela Larsons Leiche und seinen vergeblichen Versuchen, den
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