Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
Gefühl. Wenn’s Zeit ist zu verschwinden, mach ich’s, aber ich denke … Vielleicht werd ich doch noch nicht gleich abhauen. Ich will noch mehr haben.«
»Was meinen Sie damit?«
»Veränderung, Ruffe. Appetit. Blut. Aktion … Ihr Telefon wird bestimmt abgehört, und deshalb verabschiede ich mich jetzt. Muss was unternehmen. Muss weitermachen …«
Klick.
Ignace starrte den Hörer einen Moment an, machte dann das Licht an, nahm seinen Palmtop, fand Davenports Privatnummer. Wählte sie.
Lucas schreckte aus dem Schlaf hoch, als das Telefon schrillte. Das Telefon auf seinem Nachttisch, nicht das Handy. Er sah auf die Uhr, dachte »Ignace!« und nahm den Hörer ab.
»Er hat gerade angerufen, um sich zu verabschieden«, erklärte Ignace ohne jede Vorrede. »Er sagt, er haut ab. Und er sagt auch, er sei nicht Charlie Pope, Charlie Pope sei tot, und Sie wüssten das. Sie haben das verschwiegen und alle Welt in die Irre geführt!«
»Langsam, langsam, ganz ruhig bleiben«, sagte Lucas. Er schwang die Füße über den Bettrand und beugte sich über das Telefon. »Wir haben diese Sache mit Pope gerade erst rausgefunden. Was hat er gesagt? Er will verschwinden, sagen Sie?«
»Wer ist er?«
»Wir sind uns nicht sicher … Der Anruf ging auf Ihrem Mobiltelefon ein?«
»Ja. Sie müssten das Gespräch also auf Band haben.«
»Wissen Sie, Ruffe, jedermann sagt, Sie seien ein ziemliches Arschloch, aber Sie scheinen Ihren Job gut zu machen. Okay? So sehe ich das jedenfalls. Scheißen Sie mich nicht an, ich hätte die Presse in die Irre geführt. Wir versuchen, das Leben von unschuldigen Menschen zu retten, und wir wissen bis jetzt noch nicht einmal, wer der Mörder ist. Es ist uns ja auch nicht gelungen, drei Menschen vor einem qualvollen Tod zu bewahren. Okay? Also scheißen Sie mich nicht an, und wenn der Fall erledigt ist, setze ich mich mit
Ihnen zusammen und erzähle Ihnen alles. Ich gebe Ihnen den ganzen Hintergrund. Nicht dem Fernsehen, nicht der Pioneer Press, keinem anderen Reporter bei der Star-Tribune. Exklusiv Ihnen.«
»Sie meinen, wirklich alles?«, fragte Ignace. »Wenn Sie ihn fassen, bin ich der Erste, der’s erfährt? Der Einzige und Erste?«
»Nein, so meine ich das nicht«, erwiderte Lucas. »So eine wichtige Meldung können wir den anderen Medien nicht vorenthalten. Ich meine das Insider-Wissen, Schritt für Schritt, wer was gesagt hat und so weiter. Und wie wir es schließlich geschafft haben …«
Es blieb einen Moment still, dann: »Abgemacht. Ich denke aber, ich sollte meiner Chefin die Sache mit Pope sagen.«
»Sagen Sie ihr, sie soll mich anrufen. Unbedingt, gleich morgen früh. Ich muss jetzt aufhören und sofort klären lassen, von wo der Anruf kam. Wir bleiben in Verbindung, okay?«
O’Donnell hatte aus Chicago angerufen. Lucas nahm telefonisch Verbindung zu den dortigen Cops auf und bat um Unterstützung. Eine halbe Stunde später rief ein Detective zurück: »Wir können nicht viel für Sie tun, Kollege. Der Anruf ist von einem Münztelefon draußen am Flughafen O’Hare geführt worden. Der Gesuchte will vielleicht von hier aus weiterfliegen …«
»Das Telefon befindet sich in einem der Flughafengebäude?«, fragte Lucas.
»Nein, in einem Hotel direkt in der Nähe. Ein Hilton, der Münzfernsprecher steht in der Lobby.«
»Haben Sie überprüft, ob er im Hotel abgestiegen ist?«
»Ja«, sagte der Cop. »Jedenfalls nicht unter dem Namen O’Donnell. Was hat der Bursche denn verbrochen?«
»Ich sage Ihnen das nicht besonders gern …«
Der Chicago-Cop war denn auch keineswegs erfreut über die Nachricht. »Wir haben hier bei uns genug Scheiße von dieser Sorte - wir können gut darauf verzichten, dass Sie uns auch noch Ihre Scheiße hierher exportieren.«
Er rief noch einmal beim Polizeirevier am Flughafen Minneapolis /St. Paul an, bat um Überprüfung der Flugscheine bei den verschiedenen Fluglinien.
»Wir haben das bereits getan«, sagte der Flughafen-Cop.
»Ja, aber Sie haben das am Nachmittag gemacht. Es hat sich gezeigt, dass unser Mann um Mitternacht auf dem Flughafen O’Hare in Chicago aufgetaucht ist. Vielleicht war er noch hier, während Sie die Flugscheine überprüft haben. Vielleicht hat er das Ticket erst danach gelöst und ist etwa um zweiundzwanzig Uhr abgeflogen.«
»Hören Sie, ich will nicht respektlos klingen, aber unsere personelle Ausstattung ist sehr begrenzt.«
»Wie wär’s, wenn der Gouverneur persönlich bei Ihrem Chef
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