Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
Klinik arbeitete und immun gegen jede Art von Verlegenheit zu sein schien, verklagte den Hersteller einer prothetischen Pumpe, mit deren Hilfe man einen erigierten Penis herbeiführen konnte, ebenso wie die Ärzte, die ihm die von der Pumpe aufzublasenden Silikonsäckchen in den Penis implantiert hatten, auf Schadenersatz. Er erklärte, man habe ihn nicht gewarnt, dass ein zu pralles Aufpumpen der Säckchen zu einer »Explosion« des Penis führen könnte. In der Klageschrift behauptete er ferner, seine Frau und er könnten keine »eheliche sexuelle Befriedigung« mehr erlangen, da die chirurgischen Reparaturarbeiten dazu geführt hätten, dass sein Penis wie ein kleiner Blumenkohl aussehe und sich auch so anfühle.
»Autsch!«, sagte der Cop, der die Sache mit der Schadenersatzklage in Logans Akte entdeckte. »Hier haben wir einen Mann, bei dem sich eine ernsthafte Verbitterung aufgestaut haben könnte …«
Er las die ins Internet gestellten Zeitungsberichte zu der Sache laut und mit dramatischer Betonung vor; diese Klage stellte allerdings Logans einzigen Auftritt in den Medien dar.
Lucas stimmte zwar zu, dass hier eine Erektionspumpenverbitterung zurückgeblieben sein könnte, aber die gerichtliche Zuerkennung eines Schadenersatzes von 550000
Dollar stellte ja wohl eine angemessene Kompensation dar; und man konnte Logan zu den kritischen Zeiten auch nicht in Verbindung mit den »Großen Drei« bringen.
Elle kam am späten Nachmittag, um sich nach Fortschritten zu erkundigen, und sie schaute skeptisch auf die SKA-Cops mit den Telefonkopfhörern vor den Computern.
»Die Qualität der Informationen, die ihr mit diesen Methoden gewinnt, wird nicht zur Entlarvung des Killers führen«, sagte sie ohne Umschweife. »Ihr müsstet schon viel Glück haben, wenn es gelingen sollte. Wir sollten stattdessen, so denke ich, eine ganze Serie von Befragungen starten und jeden Einzelnen auffordern, die Person zu benennen, die seiner Meinung nach der Hauptverdächtige ist.«
»Aus einer Liste, in der der Befragte selbst auch steht?«
»Ja. Es funktioniert wie eine dieser Umfragen auf Marktplätzen, bei denen die Passanten den Politiker nennen sollen, der nach ihrer Überzeugung die Wahl gewinnen wird … In unserem Fall kennen alle Verdächtigen einander, und die meisten von ihnen sind, entsprechend ihren Jobs, intelligente Menschen, und so bekommt man Dutzende von Beurteilungen mit Inhalten, die man in keiner Akte findet. Persönliche Gefühle, Gerüchte, Klatsch und Tratsch, persönliche Auseinandersetzungen … Wir sollten vielleicht auch die Insassen zu den Angestellten befragen. Sie mögen psychische Probleme haben, aber viele von ihnen sind überaus wahrnehmungsfähig und hypersensibel im Vergleich zu anderen Menschen …«
»Vielleicht kommt nichts mehr dabei raus, als dass uns die zehn unbeliebtesten Leute genannt werden«, gab Lucas zu bedenken.
»Diese Gefahr besteht nicht wirklich - man muss den Leuten vorher sagen, dass sie nicht auf der Grundlage der Beliebtheit entscheiden dürfen. Einige werden es dennoch
tun, aber es werden bestimmt viele klare und ehrliche Meinungen geäußert, die dann ein sehr nützliches Bild für uns ergeben. Wie viel Personen habt ihr jetzt im Visier?«
»Ungefähr achtzig.«
»Wenn ihr diesen achtzig Personen einen Fragebogen gebt, und wenn der Killer unter ihnen ist, würde ich wetten, dass sein Name unter den ersten fünf zu finden ist«, sagte Elle.
Lucas kratzte sich am Kinn. »Wenn wir morgen oder übermorgen noch keinen Durchbruch erzielt haben, werde ich das ins Auge fassen. Du könntest inzwischen diesen Fragebogen entwerfen, damit wir ihn parat haben.«
»Warum willst du so lange warten? Wenn du annimmst, dass der Killer unter den Angestellten der Klinik zu finden und es nicht O’Donnell ist …«
»Weil wir alle möglichen rechtlichen Probleme bei dieser Vorgehensweise kriegen würden«, erklärte Lucas. »Wir haben uns bereits jetzt auf ein recht fragwürdiges Terrain begeben, rufen Freunde und Verwandte an und befragen sie zu diesen achtzig Leuten. Wir müssen damit rechnen, jederzeit von Gewerkschaften oder irgendwelchen Menschenrechtsverbänden angegangen zu werden … Und die Medien würden gegen ein solches Eindringen in die Privatsphäre von Mitbürgern Sturm laufen. Ich meine, wir befinden uns ja derzeit auf so was wie einer Im-Trüben-fischen-Expedition.«
»Falls der Mörder wieder zuschlägt …«
»Deshalb meine ich ja, dass wir morgen oder
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