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Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Titel: Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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eine Frau.«
    »Könnte eine Frau sein, nehme ich an. Ebenfalls eine Irre. Sie hatten in St. John’s ein Problem damit, als sie Frauen und Männer zusammenbrachten …«
    »Ja«, sagte Lucas. »Aber sie halten die sexuellen Raubtiere von den gemischt-geschlechtlichen Abteilungen fern. Charlie hat dort bestimmt keine Frau getroffen.«
    »Aber vielleicht kannte er einen Mann, der einen Mann kannte, der eine Frau kannte …«
    Sie sprachen bei einer Tasse Kaffee über die Insassen von St. John’s, über Charlie Popes Anruf und über Mike West, den abgetauchten Schizophrenen. Lucas hatte sich über Nacht entschlossen, einen Besuch bei Popes Mutter zu machen, die in Austin, einer Stadt südwestlich von Rochester, wohnte.
    »Du bist besser als ich, wenn’s darum geht, mit alten Ladys zu reden«, sagte Lucas. »Ich dachte, wenn wir sowieso da unten sind …«
    »Ja, sicher.«
    Als sie mit dem Kaffee fertig waren, ging Lucas zum Spülbecken und wusch unter fließendem Wasser die Tassen ab. »Du siehst nicht besonders gut aus«, sagte er.
    »Oh, ich habe diesmal vier orange Nyquil-Pillen genommen«, sagte Sloan. »Ich bin okay.« Das schien jedoch nicht zu stimmen: Seine Augen hatten rote Ränder, und hin und wieder kamen ungesunde Laute aus seiner Kehle. Er hatte eine Kleenex-Schachtel mitgebracht.
    »Na ja, wenn du meinst«, erwiderte Lucas.
     
    »Wie wär’s mit ›Beast of Burden‹?«, fragte Sloan auf dem Weg aus der Stadt.

    »Das wäre ein Song zu viel von den Stones«, sagte Lucas. »Außerdem hat diese Wie-heißt-sie-noch-Frau ihn gecovert und die Version gefällt mir überhaupt nicht.«
    »Und wie wär’s mit ›Rock of Ages‹ von Def Leppard?«
    »Steht auf der Liste der möglichen Titel, aber ziemlich weit unten.«
    »Weißt du, was du machen solltest? Du solltest dir eine Liste der schlechtesten Songs der Rock-Ära zusammenstellen. Sozusagen eine Negativliste. Das wär mal was echt Neues.«
    Lucas dachte eine Sekunde über diese Möglichkeit nach und sagte dann: »Hätte keinen Zweck. Man hört ›American Pie‹, gefolgt von ›Vincent‹, und dann wirft jeder normale Mensch den iPod aus dem Fenster.«
     
    Sie nahmen den Truck, da Kieswege der Lackierung des Porsche nicht gut bekamen, fuhren wieder einmal nach Süden, auf dem vierspurigen Highway nach Mankato, durch die Stadt und dann hinaus zur Rice-Farm. Kurz hinter Mankato kam der Anruf von Weather aus London.
    »Du klingst, als ob du nicht mehr im Bett lägst«, sagte sie.
    »Ich bin gerade durch Mankato gefahren. Ich habe im Morgengrauen das Bett verlassen.«
    »Irgendwas Wichtiges?«
    Lucas sagte es ihr, berichtete auch von Sloans Entdeckung eines weiteren Mordes durch Pope und von der Pressekonferenz. Sie berichtete ihrerseits von der Gesichtsoperation bei einem kleinen Mädchen, das sich beim Herumhantieren mit dem Camper-Gasofen seines Bruders schwere Verbrennungen zugezogen hatte.
    »Wir sind wenigstens beide voll beschäftigt«, stellte Lucas fest.
    »Was ist mit der Song-Liste?«
    »Ich habe gerade wieder mal mit Sloan darüber gesprochen.
Inzwischen haben sich rund eine Million Songs angesammelt.«
    »Hör zu, Lucas, für ein paar Dollar mehr kann ich dir doch …«
    »Das ist nicht der entscheidende Punkt. Der entscheidende Punkt ist die Disziplin. Die besten hundert Songs …«
    »Hast du auch an den ›Walzer Nummer Zwei‹ aus der Jazz - Suite von Schostakowitsch gedacht?«, fragte sie.
    Er war nicht sicher, ob sie das scherzhaft meinte; manchmal war es schwer, das bei ihr zu erkennen. »Ehm, nein.«
    »Nun, ich weiß, das Stück würde dir gefallen.«
    Lucas lächelte ins Telefon. »Weather, ich habe keine Ahnung, wovon du da redest. Ich habe noch nie von dem Stück gehört.«
    »Es war die Titelmusik in Eyes Wide Shut, besonders intensiv zu hören, als diese Wie-heißt-sie-noch sich ihrer Kleidung entledigte.«
    O ja, jetzt erinnerte er sich. Ganz deutlich. »Ah … ja, ein nettes Stück.«
    »Wusste ich doch, dass du dich daran erinnerst …«
    Sie sagte ihm auch noch, dass sie ihn vermisse; er sagte ihr, dass er sie ebenfalls vermisse. Und dass er Letty, die Pflegetochter, und Sam, den Sohn, und sogar die Haushälterin vermisse.
    »Noch drei Wochen«, sagte sie. »Es ist schön hier, aber ich will wieder heim.«
     
    Als sie die Farm erreichten, standen zwei Streifenwagen in der Zufahrt; einer davon setzte sich in Bewegung und kam auf sie zugerollt. Lucas hielt auf dem Rasen an und stieg aus dem Truck. Der Streifenwagen stoppte auf

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