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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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hast Kinder?«
    »Nein, habe ich nicht. Ich kann keine bekommen. Meine Eileiter waren verkümmert, aber das hat sich erst während der Schwangerschaft herausgestellt. Ich habe es nicht gewusst, auch wenn mir mein Mann ab und zu vorwirft, ich hätte ihn getäuscht. Dabei war ich ganz verzweifelt, als ich mit achtzehn schwanger geworden bin. Er war eben ein Lustiger damals und hätte sicher nicht so schnell heiraten wollen, aber es musste eben sein. Und dann war ich wieder verzweifelt, als ich das Kind verloren habe.«
    Das klang mir nicht gerade nach einer glücklichen Beziehung.
    »Heirat muss nicht sein«, sagte Vesna, »und außerdem kann man es immer ändern. Margarita ist ein sehr schöner Name. Wie Blume.«
    Grete sah sie freundlich an. »Ja, aber der passt wohl nicht so recht zu mir. Außerdem ist er zu lang. Wer nimmt sich schon Zeit, mich bei einem so langen Namen zu rufen?«
    Eigentlich waren wir gekommen, um sie über die rote Karin auszufragen. Aber offenbar hatte Margarita-Grete wenig Gelegenheit, über ihr Leben zu erzählen.
    »Warum arbeitest du beim Ultrakauf in der Mayerlinggasse?«
    »Unsere Wiener Wohnung ist ganz in der Nähe.«
    So einfach war das.
    »Wenn ich auf dem Land leben will, ich lebe auf dem Land«, sagte Vesna, »aber mir gefällt es in der Stadt besser. Viel mehr los, mehr Leben.«
    Grete schenkte uns nach. Sie selbst hatte kaum etwas getrunken. »Das sagt mein Mann auch, und dass er nie mit den Bauern in ein Wirtshaus gehen würde. Dabei hat er selbst nicht einmal seine Lehre fertig gemacht. Und ich weiß nicht, ob die Gespräche mit seinen Freunden so viel klüger sind.«
    »Er geht gerne fort?«, fragte ich sie.
    »Ja, sehr gerne. Er ist lieber fort als daheim. Deswegen muss ich auch schauen, dass ich oft genug in Wien bin. Wenn ich nicht da bin, was soll er dann anders tun, als fortgehen, sagt er.«
    »Und wenn du da bist, bleibt er daheim?«
    »Na ja, manchmal.«
    »Versauft das ganze Geld. Solche haben wir in Bosnien viele gehabt. Auch da in Wien Cousin von einer Freundin, an sich ein anständiger Mensch, aber …«
    Grete unterbrach sie: »Er säuft nicht. Ich habe ihn kaum jemals betrunken gesehen. Er geht einfach nur weg. Eine Zeit lang hab ich mir schon eingebildet, er hätte eine Freundin. Aber da war nichts, da bin ich mir inzwischen ziemlich sicher. Er will nur einfach unterwegs sein mit seinen Freunden, aber nicht mit mir. Na ja. Früher war ich ganz hübsch, haben zumindest andere gesagt. Aber er hat eigentlich schon als ganz Junger gesagt, dass bei mir vorne und hinten nichts dran ist, dass ich gar keine richtige Frau bin. Das hat mich schon immer getroffen, wo ich doch keine Kinder kriegen kann. Wenn ich versuche zuzunehmen, dann werde ich nur fett. Tolle Kurven kriege ich keine. Dabei ist er immer schon auf solche … ihr wisst schon … solche mit großen Brüsten gestanden.«
    »Du brauchst Selbstbewusstsein. Karin hat Selbstbewusstsein genug«, sagte Vesna und lenkte damit über zum Grund unseres Besuches.
    »Ja, die rote Karin hat Selbstbewusstsein und Temperament für zwei. Dabei ist sie schon über fünfzig. Wisst ihr, was sie vor kurzem zu einer ekelhaften Kundin gesagt hat, die ihre rote Mähne ›unappetitlich und obszön‹ genannt hat? ›Ich hab wenigstens Feuer, gnädige Frau.‹ Und dabei hat sie die Kundin ganz breit angelächelt. So etwas könnte ich nie. Aber sie sagt, sie muss eben selbst was dafür tun, dass ihr die Arbeit Spaß macht. Also redet sie mit den Leuten. Und ansonsten lässt sie sich nichts gefallen.«
    Ich nickte. So hatte ich als Kundin die rote Karin von den anderen uniformierten Verkäuferinnen zu unterscheiden gelernt. Eine herausragende Figur, nicht nur was die Größe anging.
    »Sie kann aber auch ganz schön wütend werden«, fügte ich hinzu.
    »Ja, kann sie. Aber sie ist nie lange böse, das habe ich noch nie erlebt. Auch wenn sie mit dem Filialleiter Feinfurter manchmal wild gestritten hat, sie war es, die ihn gegen den Regionaldirektor in Schutz genommen hat. ›Irgendwie gehört er ja doch zu uns, das Würstchen‹, sagt sie dann.«
    »Nur Heller hat sie nicht ausstehen können.«
    »Nein, aber den konnte wirklich niemand leiden. Seinen Vorgänger auch nicht. Klar gibt es welche, die sich einschmeicheln wollen. Aber da sollte so ein Regionaldirektor einmal hören, was die Schmeichler hinter seinem Rücken über ihn sagen. Aufmucken wie Karin, das kann ich nicht. Aber schmeicheln kann ich auch nicht. Dazu hab ich zu viel

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