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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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beschuldigte ich ihn.
    »Vergessen? Etwas zu erzählen?«
    »Karin Frastanz hat sich bei Ihnen über die Fleischqualität beschwert.«
    »Wer behauptet das, wer hat das gesagt?«
    »Es ist Tatsache. Sie selbst hat es mir erzählt.«
    »Sie ist verschwunden.«
    »Das ist schon eine Zeit her. Besser Sie erzählen mir, worum es im Detail gegangen ist.«
    »Sie war nicht bei mir wegen so etwas. Nein.«
    »Sie waren bei ihr. Dafür gibt es Zeugen.«
    »Ganz sicher nicht, nie in letzter Zeit. Das ist nur ein Gerücht, das Sie in die Welt setzen wollen. Was sollte ich mit ihrem Verschwinden zu tun haben? Ich?«
    »Ich sage ja nicht, dass Sie etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben, aber die Polizei könnte es glauben, wenn sie von der Sache mit dem ›komischen Fleisch‹ erfährt.«
    »Komisches Fleisch?« Ihm schien etwas zu dämmern, er versuchte ein ausdrucksloses Gesicht zu machen.
    »Das Fleisch war nicht in Ordnung. Und jetzt ist Karin Frastanz verschwunden.«
    »Das kann niemand sagen. Weil es nicht wahr ist. Das Fleisch ist in Ordnung. Sie hat sich in letzter Zeit nicht beschwert.«
    »Wann dann?«
    Er kratzte sich am Kinn und schien zu überlegen. »Das ist schon ein paar Wochen her. Sie hat sich geirrt. Sie hat immer alles Mögliche im Kopf gehabt, da passiert so etwas. Sie wollte das Fleisch lieber mehr oder auch weniger abgehangen, ich weiß es nicht mehr, aber darauf haben wir keinen Einfluss. Die Qualität war einwandfrei, einwandfrei. Fragen Sie ihre Mitarbeiterinnen.«
    »Ich soll nicht mit den Verkäuferinnen reden, haben Sie das schon vergessen?«
    »Ja, aber in dem Fall: Fragen Sie sie.«
    »Die haben doch keine Ahnung. Das sind doch alles Ungelernte.«
    »Da war nichts. Ultrakauf hat eine lückenlose Herkunftskontrolle beim Fleisch, das wird Ihnen jeder bestätigen. Das Fleisch kommt von ausgewählten Bauernhöfen aus Österreich und wird vom Hof bis zur Schlachtung und Zerteilung ständig von unseren Experten überprüft. Damit die Kunden wirklich sicher sein können, beste Qualität zu bekommen. Beste Qualität.«
    »Das kenne ich aus der Fernsehwerbung. Aber in der Realität kann niemand sagen, welches Etikett auf welchem Stück Fleisch klebt.«
    »Wir schon«, triumphierte er, »bei uns ist alles computerisiert. Die ausgedruckten Etiketten stimmen mit den Lieferlisten überein, das wird automatisch kontrolliert. Automatisch.«
    »Warum ist Karin Frastanz verschwunden?«
    Er sah mich hilflos an, zögerte und sagte dann leise: »Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht, sie ist immer verlässlich gewesen. Es stimmt schon, wir hatten auch unsere Auseinandersetzungen. Aber … Mein Gott, ich begreife nicht, was bei uns vorgeht. Ich begreife es nicht.«
    Ich räusperte mich und antwortete: »Ich werde es herausfinden.«
    »Ultrakauf gefällt das nicht.«
    »Dann macht Ultrakauf einen Fehler. Oder die Geschäftsleitung hat mit den Vorfällen zu tun. Zumindest indirekt.«
    Er schüttelte unglücklich den Kopf.
    Als ich an den Kassen vorbeiging, winkte mich Grete verstohlen zu sich. »Du warst bei Feinfurter?«, zischte sie mir zu.
    »Woher …?«
    »Glaswände. Was ist los?«
    »Karin hat sich bei ihm über ›komisches Fleisch‹ beschwert. Er streitet ab, dass irgendetwas dahinter war. Weißt du davon?«
    Die Kundin mischte sich ein: »Ich hab’s eilig.«
    Grete widmete ihr einen gehetzten Blick: »Sofort.«
    »Keine Ahnung, mir hat sie nichts gesagt. Aber das ist auch nicht meine Abteilung. Halte mich auf dem Laufenden.«
    Droch saß noch immer einige Meter vom Eingang entfernt. Ich hatte schon einen Scherz auf den Lippen, als ich bemerkte, dass er völlig verstört war. Er hielt mir seine Schirmmütze entgegen. In der Mütze lag ein Eurostück. »Was ist das?«, fragte ich.
    »Man hat mir eine Münze in die Mütze geworfen«, sagte er erschüttert.
    Am nächsten Tag wäre ich fast gefeuert worden. Als so genannte freie Journalistin habe ich keinen Dienstvertrag und keinen Kündigungsschutz. Wenn das »Magazin« mich nicht mehr will, kann es mich vor die Türe setzen. Normalerweise macht mir dieser Gedanke nichts aus. Er kommt in gewisser Weise sogar meiner Abneigung gegen alles Feste entgegen. Aber in Wirklichkeit glaubt man einfach nicht, dass eine solche Situation eintreten könnte. Außerdem arbeitete ich gut, und in der Branche hatte ich, auch wegen meiner Ausflüge ins kriminalistische Fach, einen besonderen Ruf.
    Der Chefredakteur saß ausnahmsweise nicht weit zurückgelehnt in seinem

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