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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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dir hat. Geh eine Zeit lang nach Rohlsdorf«, meinte ich.
    »Ausgerechnet jetzt im Winter? Da ist bei uns am wenigsten zu tun, und Mutter ist auch wieder halbwegs auf den Beinen.«
    »Du tust, was du willst. Warte nicht, dass er plötzlich ein anderer wird und tut, was du willst. Das kannst du vergessen. Wenn du also bei ihm bleiben willst, bleibe, wenn nicht, gehe. Es ist deine Entscheidung.« Vesna nummerierte die letzte Fleischprobe. »Weißt du überhaupt, was du willst?«
    Grete sah sie zweifelnd an: »Dass alles so ist wie früher. Wir sind wenigstens noch hin und wieder gemeinsam weggegangen, und er hat auch nicht so oft gesagt, dass an mir als Frau nichts dran ist.«
    »Wie früher reicht?«
    »Na ja. Ich weiß nicht. Irgendwie schon. Man kann nicht alles haben, oder? Die Karin hat auch immer gesagt, dass ich mich auf eigene Beine stellen soll. Sie wollte mich zum Oktoberfest mitnehmen. Ich versteh nicht, was mit ihr geschehen ist.«
    Mir schauderte bei dem Gedanken an Massen Bier trinkender Bayern. Aber jeder das ihre. »Ich kapier es auch nicht«, erwiderte ich.
    »Weißt du übrigens, dass Mira Valensky die Freundin von dem berühmten Joe Platt war?« Offenbar hatte Vesna mit dem Oktoberfest die volkstümliche Musik assoziiert. Grete war hinreichend beeindruckt, und als Vesna dann auch noch erzählte, dass ich ihm wegen Oskar den Laufpass gegeben hatte, wollte sie meinen Wunder-Oskar so schnell wie möglich kennen lernen. Was musste das für ein Mann sein, der sogar jemanden wie Joe Platt ausstach? Eigentlich ein ganz normaler Mann. Mein Mann eben, dachte ich, und mir wurde ganz warm inmitten unseres Schlachtfeldes.
    »Der eine Fleischer ist ein Säufer«, sagte Vesna und riss mich aus meiner Stimmung. »Ich habe herumgefragt, und da haben sie gesagt, der in der Trittinstraße sauft.«
    »Schon lange?«
    »Keine Ahnung, hat so geklungen.«
    Grete nickte. »Ich hab auch einmal mit so einem zusammengearbeitet, das war in einem anderen Supermarkt, einem viel kleineren. Da ist der Juniorchef besoffen ins Lager gefallen, und ich hab dann alles wieder einräumen können. Außerdem hat er alle Verkäuferinnen getätschelt. Ich war wirklich froh, dass ich von dort weggekommen bin.«
    »Sonst noch etwas Außergewöhnliches in anderen Filialen?«, fragte ich.
    »Wir haben nicht viel Kontakt miteinander«, meinte Grete und wischte den Küchentisch sauber. »Wir kennen ja nicht einmal alle, die in unserer Filiale arbeiten, es sind immerhin achtzig, hundert Leute, weil viele nur stundenweise da sind.«
    »Ladendiebstähle gibt es«, warf Vesna ein. »Das hat mir eine erzählt, die bis vor zwei Wochen im 19. Bezirk gearbeitet hat. Aber hat kaum was mit unseren Problemen zu tun.«
    »Hauptsache, es kommen in nächster Zeit keine Trickbetrüger. Zu Weihnachten passiert das gerne«, seufzte Grete.
    »Trickbetrüger?«
    »Sie zahlen mit einer großen Note, lenken einen ab, geben Kleingeld dazu, du gibst heraus, und wenn du nicht aufpasst, dann nehmen sie mit dem Wechselgeld den großen Schein gleich wieder mit. Kann allen von uns passieren, die sind ganz schön raffiniert. Vor zwei Jahren gab es eine ältere Frau, die hat ganz lieb ausgesehen, eine echte freundliche Großmutter. Das Schlimme ist: Du kannst ihnen kaum etwas nachweisen, weil wenn uns die Betrügerei auffällt, tun sie so, als wäre alles ein Versehen gewesen.«
    »Das wird Ultrakauf auch nicht in den Konkurs treiben. Vielleicht wollte sie sich ihre Pension etwas aufbessern.«
    »Ultrakauf treibt das nicht in den Konkurs, aber uns. Wenn wir nicht nachweisen können, dass wir einem Trickbetrüger aufgesessen sind, müssen wir den Fehlbetrag aus der eigenen Tasche zahlen.«
    »Also nichts Auffälliges in anderen Filialen«, stellte Vesna fest, als ich gerade anfangen wollte, eine empörte Tirade gegen die Geschäftsführung von Ultrakauf loszulassen. Bei ihren Think-Tank-Essen waren sie nicht so kleinlich. Aber worüber wollte ich mich beschweren? Ich hatte ja schließlich selbst mitgevöllert.
    »Wenn diese Fleischproben auch in Ordnung sind, fällt mir nichts mehr ein«, sagte ich.
    Vesna nickte. »Stellt euch vor, nach Weihnachten meldet sich Karin und stellt uns ihren Ölscheich vor.« Der Gedanke an Karin mit einem Scheich brachte selbst Grete zum Lachen.
    »Wer nimmt welches Fleisch mit? Ich kann nicht alles brauchen«, sagte ich und sah die beiden fragend an.
    Vesna zögerte. »Momentan ich hab nicht viel Lust auf Fleisch. Aber Mann isst immer gerne

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