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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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»Aber sicher.«
    »Also, ich sagte, ich habe mit meiner Mutter telefoniert. Sie hat uns zum Weihnachtsabendessen eingeladen, ich hab dir davon erzählt, das hat bei uns Tradition.« Oskar sah mich aus den Augenwinkeln heraus an und murmelte dann schnell: »Sie musste schnell Bescheid wissen, also, ich habe zugesagt.«
    »Auch für mich? Ohne zu fragen?« Meine Befürchtungen hatten sich zerstreut, aber jetzt war ich wütend. Ich bin es nicht gewohnt, dass andere hinter meinem Rücken für mich Entscheidungen treffen.
    »Na ja, ich dachte mir …«
    »Du hättest mich anrufen können.«
    »Hab ich ja, aber du warst …«
    »Du hättest mir das schon vor Tagen sagen können. Wann hast du mit deiner Mutter geredet?«
    »Das spielt doch keine Rolle, ich …« Er legte mir beschwichtigend die Hand auf den Arm. Ich schüttelte sie ab. Da galt es, etwas ein für alle Mal klarzustellen.
    »Ich möchte ganz gerne gefragt werden, wo ich zu Weihnachten bin und wen ich wann warum besuche. Ich glaube es einfach nicht. Wir verbringen das ganze Wochenende miteinander, und du findest es nicht der Mühe wert, mit mir darüber zu reden.«
    »Es war so schön und friedlich, und ich dachte …«
    »… du dachtest, da störst du den Frieden lieber nicht und tust so, als wäre nichts gewesen. Wie kann man sich nur so verstellen?« Ich blitzte ihn wütend an.
    »Ich dachte nicht, dass du das so wichtig nehmen würdest.«
    »Und hast es deswegen so lange wie möglich hinausgezögert, mit mir darüber zu reden? Vergiss es, ich bin keine Idiotin.«
    Ich wollte seine Mutter nicht kennen lernen. Noch nicht. Sie würde mich kritisch mustern, und neben ihr würde zu Weihnachten die ganze Verwandtschaft hocken und überlegen, ob ich für ihren Oskar gut genug wäre. Ich hörte sie schon murmeln: »Was macht sie? Eine Lifestyle-Journalistin ist sie? Was ist denn das überhaupt? Und ich weiß nicht, Journalisten …« Oskars Verwandtschaft bestand zum großen Teil aus pensionierten Hofräten und Mittelschullehrerinnen im Ruhestand. Wiener Bürgertum. Sein Vater war schon vor Jahren gestorben, seine Mutter bewohnte das untere Geschoss einer Villa in Mauer bei Wien. Ich wollte sie nicht ausgerechnet zu Weihnachten treffen, sondern irgendwann, jedenfalls aber erst später.
    »Warum können wir Weihnachten nicht in Ruhe zu zweit feiern?«
    »Du weißt, ich muss zum Weihnachtsabendessen meiner Mutter.«
    »Gut, dann gehst du hin, kommst in der Nacht zurück, und wir feiern dann. Oder wir vergessen die ganze Feierei. Damit hab ich auch kein Problem.«
    Oskar streichelte meinen Unterarm. »Ich hab ihr doch schon gesagt, dass du mitkommst. Sie wird dir gefallen, sicher. Und du gefällst ihr auch.«
    »Nein. Du hättest mich fragen müssen.«
    »Ja, ich weiß. Entschuldige.«
    »Ich muss heim, Gismo wartet.«
    »Wolltest du nicht erst morgen …?«
    »Gismo war das ganze Wochenende allein, du kannst mitkommen.« Aber ich war mir gar nicht so sicher, ob ich das heute wollte.
    Er stand auf. »Überleg es dir.«
    »Was?«
    »Du weißt schon.«
    »Ich will selbst entscheiden …«
    »Andere wären froh, wenn sie der Mutter vorgestellt würden«, jetzt war auch Oskar gekränkt. Aber ich konnte nicht aufhören.
    »Dann nimm dir eine andere mit heim, eine, die tut, was du beschlossen hast.«
    »Ich hab es nur gut gemeint.«
    Meine Güte, wie ich diesen Satz hasse. Ich warf die paar Kleidungsstücke in meine Reisetasche und ging zur Tür. Oskar war mit hängenden Armen vor dem Sofa stehen geblieben. Meine Wut verrauchte langsam, ein dumpfer Groll aber blieb. Ich stellte die Tasche ab, kam langsam zu Oskar zurück, gab ihm einen Kuss und sagte: »Du kannst mitkommen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich muss morgen sehr früh anfangen. Immerhin hab ich gefaulenzt.« Das klang fast wie ein Vorwurf. Wie hatte er nur das ganze Wochenende auf Harmonie und Idylle machen können, obwohl ihm das Weihnachtsabendessen im Kopf herumgespukt hatte?
    »Also dann …«, sagte ich und öffnete die Eingangstür.
    »Vielleicht morgen«, rief er, kam mir aber keinen Schritt entgegen.
    Ich ließ die Tür hinter mir lauter als üblich ins Schloss fallen.
    Meine Laune besserte sich nicht, als ich sah, dass Gismo schon wieder auf den Wohnzimmerteppich gekotzt hatte. Sie sah mich unschuldig mit kreisrunden, gelben Augen an.
    »Du bist auf Diät«, sagte ich zu ihr, knallte meine Reisetasche ungeöffnet in eine Ecke des Schlafzimmers und schenkte mir einen großen Whiskey ein. Dass er es

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