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Kaltes Gift

Kaltes Gift

Titel: Kaltes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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machen will. Ich will Serienmörder darauf vorbereiten, in eine
Gesellschaft entlassen zu werden, die sie von Grund auf hasst.‹«
    »He, schließlich tut nicht jeder von uns letzten Endes das,
was er eigentlich tun wollte, wissen Sie? Ich wollte Automechaniker
werden.«
    »Ich bin gerührt. Wirklich. Was haben Sie sonst noch über das
PRU rausgefunden?«
    »Die verbringen jeweils rund ein Jahr vor der Entlassung ihrer
›Kunden‹ damit, sie auf den neuesten Stand zu bringen, damit sie
wissen, wer Premierminister ist und was ein Brot kostet. Sie waren auch
diejenigen, die anscheinend für Maxine Carr eine Wohnung gefunden und
ihr eine neue Identität verschafft haben. Und einen neuen Freund noch
dazu, wie ich hörte. Sie wissen doch, das war Ian Huntleys Freundin,
bloß ist die eben freigekommen, lange bevor er jemals dran ist. Und
Dennis Nilsen – das war der, der fünfzehn Lover gekillt, ein
paar von ihnen gekocht und ihre sterblichen Überreste dann in den
Abfluss gestopft hat. Den haben sie auch auf dem Zettel, der kommt in
ein oder zwei Jahren für 'ne Haftentlassung auf Bewährung in Frage.
Eigentlich müssten die ihn gerade dafür trimmen, denk ich mal.«
    »Ich sag's ja nicht gerne, McGinley, aber Sie haben sich
selbst übertroffen.«
    »Na ja. Aber nützt Ihnen das was?«
    Lapslie überlegte einen Moment. Er konnte keinerlei Bezug zu
dem Fall erkennen, an dem er arbeitete. »Kann ich nicht behaupten«,
sagte er.
    »Dann lassen Sie mich noch was sagen. Als ich so rumgefragt
habe, da hab ich so ein, zwei Gerüchte aufgeschnappt. Gewissheit gibt's
nicht, aber es wird geflüstert, Myra Hindley sei gar nicht an einer
Infektion gestorben.«
    »Was, sie hat sich umgebracht? Aber das gibt auch nicht
sonderlich viel her, McGinley.«
    »Nein, das Gerücht besagt, dass sie noch lebt und unter
falschem Namen aus dem Knast entlassen wurde. Es heißt, sie hockt
irgendwo in Wales, unter ständiger Überwachung. Kostet das PRU einen
verdammten Haufen Geld, aber das war so 'ne Art Deal zwischen dem
Innenminister und dem Rechtsausschuss. Es gab keinen legalen Grund
mehr, sie noch länger im Bau zu lassen, aber der öffentliche Aufschrei
wäre immens gewesen, wenn man sie entlassen hätte.«
    »Wir sind quitt, McGinley. Ich schulde Ihnen nichts, und Sie
schulden mir nichts. Verstanden?«
    »Die Ironie bei der Sache ist bloß«, meinte McGinley, »wenn
die Dinge nur ein klein wenig anders gelaufen wären, wenn Sie mich je
drangekriegt hätten, dann wär ich jetzt vielleicht selbst Kunde beim
PRU.«
    »Ein rührendes Bekenntnis, und ich argwöhne, näher werden Sie
einem Geständnis niemals kommen.«
    »Lassen Sie uns in Verbindung bleiben, Mr. Lapslie. Sind nur
noch verdammt wenige von uns übrig, wissen Sie.« Und damit verstummte
das Handy.
    Lapslie blieb stehen, das Telefon in der Hand. Er wusste jetzt
mehr als vorher, doch er hatte keine Ahnung, was das alles bedeutete.
Wenn das PRU sich eingemischt hatte, dann hieß das, dass sein Fall
irgendetwas mit einem Langzeithäftling zu tun hatte, der entweder kurz
vor der Entlassung stand oder, was noch wahrscheinlicher war, bereits
entlassen war. Aber hieß das auch, dass seine Mörderin ›Kundin‹ des PRU
war? Und wenn dem so war, warum erlaubten sie ihr, in der Gegend
herumzulaufen und Morde zu begehen?
    »›Wo ist die Weisheit hin, die uns entschwand durch Wissen? Wo
ist das Wissen hin, das uns entschwand durch Information?‹«, zitierte
er leise T.S. Eliot.
    Jane Catherall stand in dem großen
Autopsiesaal und beaufsichtigte die Lagerung der Leichen. Eine wurde
gerade auf dem entferntesten Metalltisch ausgewickelt, drei andere
lagen auf Tragen aufgereiht an der gegenüberliegenden Wand des Raumes.
    »Wie viele von diesen armen Kreaturen darf ich denn noch
erwarten?«, fragte Dr. Catherall und blickte Lapslie unter
zusammengezogenen Augenbrauen hervor an.
    »Noch zwei Wagenladungen, schätze ich«, antwortete er. »Bei
wahrscheinlich vier Leichen pro Ladung.«
    »Zwölf Leichen? Außer bei Zugunglücken oder Bränden in
Nachtclubs kann ich mir kaum Umstände vorstellen, die mir so viele
Leichen auf einmal hier bescheren, und in beiden Fällen ist doch die
Todesursache weitgehend klar, ehe ich überhaupt anfange. Hier muss ich
jede Autopsie strikt nach den Grundprinzipien durchführen.«
    »Ich glaube, ich weiß schon, was Sie finden werden.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Bitte – keine Tipps.
Das verdirbt den Spaß.«
    Lapslie betrachtete die Leiche auf dem

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