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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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West Street hinunter. Die Morgendämmerung kroch über die Dächer von Edendale. Ben Cooper saß bleich und erschöpft neben ihr. Er hätte nicht zum Dienst erscheinen sollen, hatte sich aber geweigert, zu Hause im Bett zu bleiben.
    »Wir hätten darauf bestehen sollen, alle Zimmer zu inspizieren, wo wir schon mal da waren«, sagte er.
    »Wie denn? Wir hatten keinen Durchsuchungsbefehl. Wir hätten ihn nicht einmal festnehmen können. Damals noch nicht.«
    »Über dem Stockwerk, das er uns gezeigt hat, gibt es noch mehr Räume. Dort wohnt er. Unterm Dach. Wahrscheinlich waren da früher mal die Dienstbotenzimmer.«
    »Gleich wissen wir mehr.«
    Fry sah, dass Cooper nervös war. Er spielte mit seinem Sicherheitsgurt wie ein aufgeregtes Kind. Aber wenigstens blieb das Auto sauber. Gavin hatte sie an diesem Morgen im Büro zurückgelassen.
    »Ich hätte wissen müssen, dass mit diesem Frank Baine etwas nicht stimmt«, fuhr Cooper fort. »Er hat Alison Morrissey so lückenhaft unterrichtet. Er hat ihr weder von George Malkin erzählt noch die Bücher über die Flugzeugabstürze gezeigt. Walter Rowland wäre vielleicht sogar bereit gewesen, mit ihr zu reden, aber Baine hat ihm davon abgeraten.«
    »Ja, das vermute ich auch«, bestätigte Fry.
    »Und natürlich hat Baine Alison erzählt, Sergeant Dick Abbotts Familie hätte das Land verlassen, dabei hat Marie Tennent hier in Edendale gewohnt. Sie hätten sich problemlos verabreden können. Es hätte den beiden bestimmt viel bedeutet.«
    »Vermutlich.«
    »Es hätte so etwas wie eine Versöhnung geben können.«
    »Ja, Ben.«
    Fry fuhr in einen Kreisverkehr und die Hulley Road hinauf bis zur Ampel.
    »Ich hätte wissen müssen, dass er Alison manipuliert. Sie war zu entschlossen, als dass er hätte verhindern können, dass sie aus Kanada herüberkam, aber Baine war ständig um sie herum, weil er wissen wollte, was sie vorhatte, und um sie notfalls in die richtige Richtung zu lenken, damit sie der Wahrheit nicht zu nahe kam. Natürlich hatte er alle Leute vor ihr aufgesucht und sie verschreckt, damit sie ja nicht mit ihr redeten. Erst als ich angefangen habe, mich mit den falschen Leuten zu unterhalten, wurde Baine nervös.«
    Fry warf ihm einen kurzen Blick zu. »Als er gemerkt hat, dass du nicht das tust, was du eigentlich tun solltest, ist er nervös geworden.«
    Aber Cooper ging nicht auf die Anspielung ein. »Er hat mich erst bei den Lukasz' gesehen und dann bei Walter Rowland. Und er wusste, dass ich auch im Buchladen war.«
    »Mehrmals sogar«, sagte Fry. »Woher sollte er auch wissen, dass du bloß Bücher gekauft hast.«
    »Bücher über Flugzeugwracks. Lawrence muss es ihm sofort erzählt haben.« Cooper hielt kurz inne. »Es war Frank Baine, der mich neulich abends aus dem Verkehr ziehen wollte, stimmt's? Nicht Eddie Kemp.«
    »Ja, davon gehen wir aus. Wir warten noch auf die DNS-Analyse.«
    Der Streifenwagen bog von der Eyre Street in eine enge Einfahrt ab. Fry folgte ihm. Sie holperten über Kopfsteinpflaster und mussten fast im Schritttempo fahren, als sie in das Gewirr der Gässchen zwischen der Eyre Street und dem Marktplatz eintauchten. Sie hielten neben der Brücke, wo ein Polizist die Passanten davon abhielt, weiter als bis zu Larkins Bäckerei zu gehen.
    »Ich muss Alison das später einmal alles erklären«, sagte Cooper.
    Fry stellte den Motor ab, blieb noch einen Moment sitzen, sah zum Buchladen hinüber und lauschte dem Tosen des River Eden unter der Brücke. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte.
    Vor Eden Valley Books lösten zwei Motorradpolizisten die Kinngurte ihrer Sturzhelme, obwohl sie kaum anders aussahen, nachdem sie die Helme abgenommen hatten. Beide hatten rasierte Schädel, die so glatt und weiß schimmerten wie ihre Helme.
    Ben Cooper stieß die Eingangstür auf und ging zwischen den Bücherregalen durch. Ohne Lawrence wirkte der Laden irgendwie tot. Cooper hatte das Gefühl, als befände er sich in der Kulisse eines Historiendramas. Er sah, dass ein Fenster in der kleinen Küche hinten offen stand. Etwas Schnee war hereingefallen und lag auf dem Abtropfbrett, und auf dem Boden einer umgedrehten Kaffeetasse erhob sich ein kleiner Schneehügel.
    Während Fry einen Funkspruch entgegennahm, ging Cooper nach oben und arbeitete sich langsam durch alle Zimmer. Es war so still im Laden, dass es ihm widerstrebte, die Türen zu öffnen, aus Angst, was er dahinter vorfinden mochte. Das größte Zimmer im zweiten Stock war das, in dem sich

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