Kaltes Grab
harte Sandstein schmirgelte über seine Finger, während er an anderen Stellen bröckelig und lose war, zermürbt durch die jahrzehntelangen Arbeiten im Steinbruch.
Sie bewegten sich weiter nach unten. Die Kollegen wollten immer wieder wissen, ob alles in Ordnung sei, als könnte man sich auf dem Weg hinunter verlaufen. Cooper versprach, sich sofort zu melden, falls das Seil riss. Sie lachten, wenn auch nicht sehr überzeugend.
Einige Meter über dem Boden hielt Liz an. Cooper beobachtete, wie sie sich das Seil mit drei Schlingen um die Hüfte wand, so dass ihre Bremshand frei war. Sie zog eine Digitalkamera aus der Jackentasche und machte eine Panoramaaufnahme vom Steinbruchboden. Sie wussten beide nicht, was sie dort unten zu erwarten hatten. Vielleicht war die ganze Aktion völlig unsinnig. Aber es kam zu oft vor, dass winzige Spuren und Beweise übersehen wurden, bis es zu spät war.
Liz war leichter als Cooper und beherrschte den mühelosen Rhythmus, der sie mit fast schwerelosen Schritten nach unten brachte, nahezu perfekt. Als Cooper den Boden berührte, hatte sie sich bereits ausgeklinkt und die Gurte abgelegt. Sie rief zu einem ihrer Kollegen hinauf, woraufhin ihre Tasche heruntergelassen wurde.
»Also los«, sagte sie, nachdem auch Cooper seine Gurte gelöst hatte. »Mal sehen, was wir hier haben.«
Der Boden war mit großen Sandsteinbrocken übersät, die aus den Wänden gesprengt worden waren. In östlicher Richtung lagen die übereinander getürmten Kolosse, die den regulären Zugang versperrten. Liz Petty machte mehrere Aufnahmen, ehe sie neben einem großen Stein in die Hocke ging, ihre Tasche aufklappte und ein Bündel Tüten für Beweismaterial entrollte.
»Wir suchen doch nach Kleidung? Eher elegant? Oder eher Freizeitkleidung?«
»Eher elegant.«
»Dann können wir diese Arbeiterjacke wohl ausschließen.«
Cooper beugte sich über ihre Schulter. Sie zeigte auf einen dunklen, durchgeweichten Stoffhaufen, der ausgesprochen modrig roch und an einigen Stellen bereits grüne Schimmelflecken aufwies. In den Lederaufsätzen an den Schultern klafften Risse.
»Die liegt schon zu lange hier.«
»Schade. Sie könnte einem wahrscheinlich einiges über ihren Besitzer verraten. Zum Beispiel, was er gefrühstückt hat. Die verkrusteten Flecken hier sind noch prima erhalten.«
Trümmer und Schutt waren von den Betreibern des Steinbruchs zum größten Teil einfach liegen gelassen worden. Hier und da ragten noch immer schartige Metallstücke aus dem Boden, und es gab unsichtbare Löcher, in die man fallen konnte. Vorsichtig bahnten sie sich einen Weg zwischen den Steinen hindurch, froh über die Stiefel, die sie vor scharfen Kanten und Unebenheiten schützten, bei denen man sich leicht den Knöchel verstauchen konnte.
Cooper deutete zum Rand des Steinbruchs hinauf. »Falls die Kleider heruntergeworfen wurden, dann wahrscheinlich von irgendwo dort drüben.«
Liz schob sich den Helm aus der Stirn, der ihr jedoch gleich wieder über die Augen rutschte, als sie sich bückte, um über einen Felsbrocken zu klettern, der mehrere Tonnen wiegen musste. Ab und zu blieb sie stehen, um einen Fund genauer zu untersuchen, und jedes Mal wartete Cooper geduldig, obwohl er wenig Hoffnung hatte, dass die schlammfarbenen Stofffetzen zwischen dem Geröll dem Schneemann gehört hatten.
»Das hier sieht schon besser aus.«
Wieder machte sie zunächst Aufnahmen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, um den genauen Fundort zu lokalisieren, und dann erst eine Nahaufnahme.
»Was ist denn das?«
Liz packte mit der Pinzette eine Ecke Stoff und hielt ein blaues Kleidungsstück hoch. »Ein Damenschlüpfer. Noch ziemlich neu. Ein bisschen feucht, aber das ist bei dem Schnee kein Wunder.«
Cooper sah sich den Fetzen an. »Wenn der aus der Reisetasche des Schneemanns stammt, wirft das ein völlig neues Licht auf die Sache.«
»Vielleicht verrät es etwas über seine sexuellen Neigungen.«
»Ich dachte eigentlich eher, dass ihn vielleicht eine Frau begleitet hat. Wir sind immer davon ausgegangen, dass wir nach Männerkleidung suchen.«
Liz wählte eine Papiertüte als vorübergehendes Behältnis für ihren Fund. Das blaue Höschen sollte an der Luft trocknen und nicht luftdicht in Plastik verschlossen werden, da dies die Verbreitung von Mikroorganismen nur noch förderte.
Wieder wurden Rufe vom Rand der Felswand laut. Cooper drehte sich um, reckte den Daumen und zeigte auf die Tüte.
»Inspector Hitchens hat den Steinbruch mit
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