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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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als genieße Hitchens es in vollen Zügen, so im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Er trat vor die Landkarte an der Wand und pochte mit seinem Lineal auf ein Gebiet westlich der Parkbucht an der A57, in der der Schneemann gefunden worden war. Eine Spurensuche in der Parkbucht selbst hatte jede Menge Abfall zutage gefördert, aber nichts, was sich in der blauen Tasche hätte befinden können – es sei denn, der Schneemann hätte Radkappen und alte Kissenbezüge getragen.
    »Hier fangen wir an«, erklärte Hitchens. »Gleich unterhalb der Straße befindet sich ein stillgelegter Steinbruch. Er ist von der Parkbucht aus gut zu erreichen und eine beliebte Stelle für illegale Müllentsorgung. Dieser Ort ist sozusagen die Knightsbridge-Boutique eures Einkaufsbummels. Möglicherweise gibt es dort genau das, was wir suchen, bloß kommt man leider nicht so leicht hinein.«
    Fry sah nicht viele Beamte über den Scherz lachen. Sogar Chief Inspector Tailby runzelte die Stirn. Seit Hitchens zu seiner neuen Freundin in ein modernes Haus in Dronfield gezogen war, war er eindeutig anspruchsvoller geworden. Es klang ganz so, als hätte sie ihn eines schönen Tages nach London geschleppt, um ihm zu zeigen, was Shopping eigentlich bedeutete. Das Gehalt eines Inspectors unterschied sich eben merklich von dem eines einfachen Sergeants.
    »Falls die Tasche vor Ort ausgeleert wurde, stehen unsere Chancen ganz gut, dass ihr Inhalt irgendwo da unten im Steinbruch liegt«, sagte Hitchens. »Leider haben sich die Eigentümer, als der Steinbruch geschlossen wurde, mächtig Mühe gegeben, ihn zu sichern. Sie haben Felsbrocken vor dem Eingang aufgetürmt, als wollten sie die Pyramiden von Gizeh nachbauen, und die Wände selbst sind steil und glatt. Wahrscheinlich hatten sie Angst, dass jemand die liegen gebliebenen Mühlsteine klaut.«
    Hitchens ließ fröhlich sein Lineal wirbeln, als dirigierte er einen Chor. Die beiden DCIs saßen mit versteinerten Mienen am Tisch und weigerten sich mitzusingen.
    »Das heißt also, dass wir ohne schweres Gerät nicht in den Steinbruch hineinkommen«, fuhr Hitchens fort. »Das wiederum kostet Zeit, von Geld mal ganz abgesehen. Da wir weder das eine noch das andere haben, greifen wir auf die gute alte Improvisation zurück. Um es einfach auszudrücken: Wir haben beschlossen, einen Mann, ausgerüstet mit einem langen Seil und einer ausgeprägten Sorglosigkeit im Hinblick auf seine persönliche Sicherheit, in die Grube hinabzulassen.« Hitchens lächelte. »Jetzt brauchen wir nur noch einen Freiwilligen. Bitte nicht vordrängeln!«
    Niemand rührte sich. Niemand knarrte auch nur mit dem Stuhl.
    »Hier sind ein paar Fotos zur Ermunterung«, sagte Hitchens.
    Er hielt den vergrößerten Abzug eines Fotos in die Höhe, das vom Zaun am Rand der Parkbucht aus aufgenommen worden war und einen Blick in den Steinbruch gewährte. Die Wände waren nahezu spiegelglatt, bis auf ein paar Stellen, wo der Stein abgebröckelt war. Auf dem Boden lag Schnee, der sich wie ein weißes Laken über riesige, unregelmäßige Formen ausbreitete. Allen war klar, dass sich unter dem Schnee Steine befanden, die den einen oder anderen gebrochenen Knöchel verhießen.
    »Keiner?«, fragte Hitchens. »Dann muss ich wohl einen Freiwilligen bestimmen.«
    Peter Lukasz hatte so wütend auf die beiden Besucher reagiert, dass Ben Cooper schon dachte, er müsse eingreifen, um eine öffentliche Ruhestörung oder einen tätlichen Angriff zu verhindern. Bis dahin war ihm Lukasz wie ein ganz normaler, vernünftiger Mann vorgekommen, doch im Handumdrehen hatte er sich in einen zähnefletschenden Wachhund verwandelt. Er hatte Alison Morrissey und Frank Baine von seinem Grundstück verjagt und bis auf den Bürgersteig verfolgt. Erst dann war er ins Haus zurückgekehrt und hatte die Tür hinter sich zugeknallt.
    Schwer atmend hatte Lukasz anschließend knapp und geistesabwesend Coopers Fragen beantwortet. Er wisse nichts und habe den Mann, von dem seine Frau sprach, nicht gesehen, sagte er.
    Schließlich wandte Cooper sich zum Gehen, um sich bei den Nachbarn umzuhören, ob sie ebenfalls Besuch vom Schneemann gehabt, sich aber nicht gemeldet hatten, weil sie keine Ähnlichkeit zu der in den Nachrichten durchgegebenen Beschreibung festgestellt hatten. Vielleicht hatte ihm einer der Nachbarn Fenster mit Doppelverglasung abgekauft, was allerdings ein echter Glücksfall wäre. Außerdem gab es noch die dritte Zeugin, die bei Coopers Besuch nicht zu Hause

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