Kaltes Herz
hinausgegangen und nicht nach hinten. Und wenn es einen Hinterausgang gab?
Der Professor drehte sich zu ihm um, und Willem ließ die Zeitung sinken. Vielleicht wusste er, was zu tun war.
Altheim zeigte unter der Tischplatte mit dem Daumen nach hinten ins Café, von wo Frau Keller zusammen mit jemandem zurückkam, der wichtig aussah. Vielleicht der Geschäftsführer.
Schnell hob Willem die Zeitung wieder vors Gesicht und ließ seine Augen über die rätselhaften Buchstaben wandern, deren Sinn er nicht begriff. Die Lagen der Zeitung waren verrutscht, sodass das Loch, dass er in das Papier gebohrt hatte, verdeckt war, und er schüttelte und ruckelte sie zurecht, um wieder Durchblick zu erhalten.
Er kam nicht mehr dazu, sich einen neuen Überblick über die Situation zu verschaffen. Eine haarige Männerhand griff energisch von oben über den Rand der Zeitung und entzog sie ihm.
«Hey!», entfuhr es Willem.
«Nun?», fragte der Mann.
«Ja, das ist der Junge, der mich verfolgt. Auf Schritt und Tritt. Ich habe ihn an den Schuhen erkannt.»
«Was hast du dazu zu sagen, Junge?»
Willem hatte gar nichts zu sagen. Hilfesuchend blickte er Professor Altheim an.
«Werte Frau Keller, kann ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein?»
«Ach», stieß sie nur ärgerlich hervor.
Willem ließ sich vom Stuhl gleiten, um einen Haken um den vermutlichen Geschäftsführer und Frau Keller herum zu schlagen und das Café auf dem schnellsten Weg zu verlassen. Er musste vor allem Mister Jackson warnen.
Doch Willem hatte nicht mit Frau Kellers Entschlossenheit gerechnet. Schon hatte sie ihn gepackt und hielt ihn fest.
Als der Kellner mit Limonade und Cognac kam, trug der Geschäftsführer ihm auf, die Polizei zu verständigen.
«Aber das ist doch nur ein Junge», meldete sich Professor Altheim zu Wort. «Da muss man doch nicht gleich mit der Polizei kommen, Frau Keller.» Er drohte ihr ein wenig mit dem Finger und zwinkerte. «Sie sind recht schnell damit bei der Hand, wenn ich das so sagen darf.»
Die Geste misslang, die Nervosität war ihm deutlich anzusehen.
«Erneut, Herr Professor, Sie mischen sich in Dinge, die Sie nichts angehen. Dieser Junge verfolgt mich. Es steckt eine Absicht dahinter, und die werden wir nun herausbringen.» Sie wandte sich an den Kellner, der noch immer unschlüssig mit der Limonade dastand. «Worauf warten Sie denn noch?»
Der Kellner nickte und machte sich auf den Weg, und Willem gab das Kämpfen auf.
«Willst du vielleicht jetzt gleich reden?»
Willem presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. So weit kam es noch, dass er den besten Arbeitgeber verriet, den er je gehabt hatte. Mister Jackson vertraute ihm.
Professor Altheim war aufgestanden und nahm seinen Hut und seinen Stock.
«Frau Keller, es sieht so aus, als seien Sie an weiteren Informationen nicht interessiert?»
«Bitte, wenn Sie mir irgendetwas von Belang zu sagen haben, dann reden Sie um Himmels willen. Nur, wenn es geht, nicht länger um den heißen Brei herum.»
«Sie kennen Charles Peter Jackson?»
Willems Herz machte einen Satz. Professor Altheim sollte lieber zusehen, dass er loskam, um Mister Jackson zu warnen. Er würde ihn doch nicht etwa verraten? Oder doch? Zumindest hatte er jetzt Frau Kellers volle Aufmerksamkeit.
«Was ist mit ihm?»
«Nun, das werde ich Ihnen erzählen, wenn die Polizei hier ist.»
Willem schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht glauben.
«Keine Sorge», sagte der Professor an Willem gewandt.
«Es wird alles gut, Junge.»
Frau Kellers Griff tat Willem weh, sie hatte ihm einen Arm herumgedreht, die andere Hand kniff ihn in den Nacken.
«Au!», entfuhr es ihm. «Nicht so fest.»
«Halt den Mund», sagte der Mann, der möglicherweise der Geschäftsführer war, und übernahm es, Willem festzuhalten.
So standen sie schweigend, von den anderen Cafégästen mit neugierigen Blicken bedacht, und warteten. Willem überlegte, wie er am besten abhauen konnte, aber als schließlich der Kellner mit einem Polizisten im Schlepptau das Café betrat und vom Geschäftsführer herangewinkt wurde, gab Willem den Gedanken an Flucht vorerst auf. Der Mann war zwar einen halben Kopf kleiner als Frau Keller, dafür war er aber doppelt so breit, und er hatte riesige Hände.
«Guten Tag», sagte er knapp. «Wo haben wir denn den Burschen?»
Als Frau Keller und der Geschäftsführer auf Willem zeigten, packte er ihn ohne weitere Fragen oder Umstände am Kragen und wollte ihn mitnehmen.
«Warten
Weitere Kostenlose Bücher