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Kaltes Herz

Kaltes Herz

Titel: Kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Freise
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neue Briefe. Vielleicht enthielten sie Hinweise auf Hettis Aufenthaltsort. Hier war einer, vom 27 . Mai 1900 .
    … Ada, Heinrich ist außer sich. Ich fürchte, dass er unser aller Leben zerstört. Schwester, ich bitte Dich, in Gottes Namen: Hol das Kind zurück! Ich werde Deinen Wechsel wieder einsetzen, ich werde ihn Dir auch erhöhen, aber hol sie zurück. Ich …
    Ein Poltern ließ Charlie aufschrecken. Das war nicht das Zeichen, dass er mit Willem verabredet hatte. Es war das Tischchen an der Dienstbotentür. Charlie steckte den Brief in die Jacketttasche, griff eine weitere Handvoll Briefe aus dem Korb und noch eine … er hörte Stimmen, Männer, eine Frau. Er musste fort, bevor sie durch die Küche und in den vorderen Flur kamen. Charlie stopfte die Briefe im Laufen tiefer in die Tasche, damit sie nicht herausschauten. Er musste einfach hoffen, dass er nützliche Informationen erwischt hatte.
    Die Wohnungstür war verschlossen. Natürlich, wer ging schon aus, ohne seine Wohnungstür abzuschließen? Charlie schlüpfte in den Waschraum und hinter den Paravent, keinen Moment zu früh, denn jetzt waren sie im vorderen Flur und rissen Türen auf.
    «Mister Jackson, stellen Sie sich, oder wir sind gezwungen, jedes Mittel einzusetzen, das notwendig ist.»
    Es bestand eine Chance, eine winzige Chance, dass man ihn übersah. Jetzt waren sie an der Wohnungstür, es konnte nur noch Sekunden dauern, bis sie hier waren, er zählte sie, zwei, drei, vier, fünf, die Tür des Waschraums flog auf. Charlie wartete, wartete, bis sie ganz nahe waren, bis er sie beinahe fühlen konnte. Erst dann rannte er los, einfach vorwärts, stieß den Paravent um, das japanische Papier riss, der Rahmen splitterte, als Arme und Beine sich darin verhedderten und er einen Satz darüber hinwegmachte, er fühlte ihre Fingerspitzen am Rücken, an den Armen, riss sich los, erreichte die Tür. Er konnte es schaffen. Und dann prallte er auf etwas Weiches, Schwarzes. Ada Keller schrie auf, Charlie stieß sie gegen die Wand, verlor zwei wertvolle Sekunden. Und dann hatten sie ihn. Ein Polizist verdrehte ihm den Arm, bis er Sterne sah.
    «Bitte! Seien sie nicht so grob mit ihm», hörte er eine vertraute Stimme. Altheim. Neben ihm stand Willem. Beide mit betretenen Gesichtern.
    «So, Mister Jackson. Diebstahl, Einbruch, Betrug. Und wie uns Professor Altheim verriet, haben Sie möglicherweise sogar einen Menschen auf dem Gewissen? Ich nehme an, die britische Botschaft wird sich über unseren Fang freuen.»
    Charlie blickte Altheim ungläubig an, während der Polizist ihm die Hände zusammenband.
    «Tut mir leid», sagte Altheim.
    Willem sagte gar nichts, er zog die Nase hoch und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Er war fast noch ein Kind, und statt ihm zu helfen, hatte Charlie ihn noch mehr in Schwierigkeiten gebracht.
    «Ich werde keinen Widerstand leisten», sagte er. «Aber bitte lassen Sie den Jungen gehen, er hat mit dieser Sache gar nichts zu tun.»
    «Das lassen Sie mal unsere Sorge sein», sagte der Polizist.
    Frau Keller mied Charlies Blick, als er an ihr vorbei abgeführt wurde. Der Polizist griff nach der Türklinke und machte ein verdutztes Gesicht, als er feststellte, dass abgeschlossen war.
    «Sie erlauben», sagte Frau Keller und wühlte einen Schlüssel aus der großen Tasche hervor, die an ihrem Arm hing.
    Frau Keller ging voran, dann kamen Charlie und der Polizist, und Altheim und Willem bildeten die Nachhut.
    Charlie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, doch die Briefe in seiner Tasche machten ihm Sorgen. Wenn man ihn durchsuchte, würde man sie finden.
    Auf halber Treppe blieb er vor einer Tür stehen, hinter der sich hoffentlich keine Besenkammer, sondern eines der modernen Wasserklosetts verbarg, die in Neubauten zwischen den Stockwerken eingebaut wurden.
    «Entschuldigen Sie, die Aufregung», sagte er und deutete mit dem Kopf auf die Tür. «Es ist mir peinlich, aber ich müsste austreten.»
    «Was, muss das sein?»
    «Ich fürchte, es muss», sagte Charlie mit einem entschuldigenden Lächeln.
    Der Polizist öffnete die Klosetttür und schaute hinein. Das Fenster war so schmal wie ein Kinderbein, da würde nicht einmal Willem hindurchpassen, es bestand also keine Möglichkeit, dass Charlie sich davonmachen könnte.
    «Umdrehen», sagte der Polizist und nahm Charlie die Fesseln ab.
    «Keine Fisimatenten, verstanden?»
    «Natürlich nicht.»
    Charlie schloss die Tür hinter sich, riegelte zu und blickte sich um.
    Der

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