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Kaltgeschminkt (German Edition)

Kaltgeschminkt (German Edition)

Titel: Kaltgeschminkt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Walter
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durch seine Grausamkeit oder Skrupellosigkeit, sorgen sie dafür, dass sie auf ihre Kosten kommen. Und solche lebensunfähigen Dilettanten wie du, machen schon mit ihrem ersten morgendlichen Blinzeln auf sich aufmerksam. Also halt mich nicht zum Narren, McLiod.«
    Stoisch halte ich seinem Blick stand, bis er sich wieder dem Körper zuwendet.
    »Was passiert mit den anderen Seelen, den … naja … normalen?«, frage ich.
    Er seufzt genervt. »Sie kommen sofort nach ›Blac‹ , werden ausgemessen. Ein Zufallsgenerator, wenn du so willst. Da es ja keine Seelen gibt, die nur gut oder nur schlecht waren, verdienen sie eine weitere Chance als Lebewesen oder irgendeine Kreatur, je nachdem wie sie sich in ihrem letzten Leben geschlagen haben. Nur bekommen sie davon nichts mit. So.« Er streift sich Latexhandschuhe über und reicht auch mir ein Paar.
    »Ich zeige dir, wie du das Aeonum anwendest und dann reden wir über unseren Pakt. Also komm her und sieht dir das hier an.«
    Ich trete neben ihn und wir bereiten gemeinsam den Körper von Peer Yngve und einem möglichen Nachfolger von mir selbst vor. Die Vorstellung, dass dieser junge Mann gleich bei vollem Bewusstsein zwischen drei Höllen entscheiden soll, lässt meinen Magen flau werden. Es ist schlicht sinnfrei, ohne Verstand und Menschlichkeit. Aber noch ist nicht entschieden, ob er diese Entscheidung überhaupt treffen muss. Schließlich habe ich keine Bestandsliste seiner Sünden gemacht. Ein wenig wundere ich mich über diese plötzlich fürsorglichen Gedanken, die mir kommen. Sicher wirkt bereits Rachelles weiblich sanfter Einfluss auf mein Gemüt. Diese Verweichlichung missfällt mir und ich nehme mir vor, sie so bald wie möglich aus der Kartei meiner Gefühle zu werfen. Meine Hand tastet über die harte Haut Yngves, sie knistert leicht unter meiner Berührung.
    »Zauberzeug, dieser Stickstoff. Im gasförmigen Zustand kann man ihn ganz leicht einatmen wie diese Wichser ihre Joints. Durch das schnelle Einatmen unseres gierigen Freundes hier, hat das eigentlich reaktionsträge Gas die Lunge innerhalb weniger Millisekunden verschlossen, wie eine Faust, und so den Unterdruck von fünf bis zehn Millibar gehalten. Bei einem erwachsenen Mann von ungefähr siebzig Kilogramm Körpergewicht musst man jedoch den natürlichen Durchschnittsgehalt von zwei Kilogramm überbieten. Ich habe ein wenig gerechnet und herausgefunden, dass man in einer konzentrierten Gasform am meisten und schnellsten von dem Zeug in den Körper pumpen kann.« Er hebt den toten Arm ein wenig an. »Somit setzt das Herz innerhalb weniger Sekunden aus, gefriert sozusagen, und macht den Körper zu einem inneren Eisklotz. Schade, dass er noch zu jung war, um technischen Schnickschnack zum Entfernen zu haben. Das geht natürlich leichter, mit einem so stark kompressierten Gewebe.«
    Endlich liegt der nackte fixierte Leichnam vor uns.
    »Die Starre wird in wenigen Stunden nachlassen und der Körper verfällt, wie Mutter Natur es eigentlich für uns vorgesehen hat. In dem Fall … müssen wir ihn wohl kaum einbalsamieren. Das wäre ja gegen unseren Zweck. Wenn das Serum injiziert ist, kann der Körper dann auch weg.«
    »Wir lassen ihr verrotten?«
    »Natürlich nicht hier, Alter. Ich bringe ihn zum Fleet. Da kommt er sowieso nie wieder an die Oberfläche.«
    James und seine ‘zig Spiegelbildbrüder wenden sich ab, um eine Injektion aus den Schubladen hinter mir zu holen. Einen Moment versteifen sich sämtliche Glieder, als ich aberwitziger Weise hinterrücks einen Angriff erwarte. Natürlich bleibt er aus. Stattdessen hält er mir eine abnorm geformte Spritze vor die Nase.
    »Der Zeitpunkt der Injektion ist wichtig. Sie sollte eine Stunde nach dem letzten Atemzug und bis zu drei Stunden nach der Muskelversteifung gespritzt werden. Nicht später, wenn es sich vermeiden lässt«, erklärt er mir. »Und Dispersion von Fotogeräten ist dabei absolut unerwünscht«, lacht er hinterlistig. »Sie bewirkt ein kaum merkliches Verblassen der Seele. Abergläubischer Mist, hä?«
    Unter seiner Anweisung ziehe ich das Elixier in den normalerweise zylindrischen Hohlraum, der in unserem Fall eher die Form einer Rübe hat. Was mich dazu veranlasst anzuzweifeln, wie beim Bart des Henkers der Kolben geformt sein müsste, um zu funktionieren. Auch die Nadel ist sonderbar, wellenförmig mit einer fächerartigen Spitze.
    »Jetzt sieh genau zu. Ich zeige dir, wie man am wirkungsvollsten das Aeonum spritzt. Aber vorher –«
    Er

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