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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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er zu Newman, der sich gerade am Motor zu schaffen machte. »Sie sind extra warm gefüttert. Außerdem halten sie die Nässe ab.«
    »Vielen Dank«, sagte Newman.
    »Das ist schon viel besser«, meinte Paula, während sie das Ölzeug über ihren Mantel anzog. Auch Tweed streifte die wasserdichte Kleidung über und trat danach wieder nach vorn an die Reling. Auf dem Rhein war kein anderes Schiff zu sehen, und von Gaffern, die Beck mit seiner Absperrung hatte fern halten wollen, gab es ebenfalls keine Spur. Bei dem kalten Wetter blieben die Leute lieber zu Hause. »Da kommt er!«, rief Tweed auf einmal. Hinter der Biegung des Flusses erschien der Rumpf des ehemaligen Lastkahns. Tweed bemerkte, daß vor den meisten Bullaugen, die man beim Umbau in den Rumpf geschnitten hatte, die Vorhänge zugezogen waren. Hinter ihnen war ein gedämpfter Lichtschimmer zu erkennen. »Die haben Musik an Bord«, rief Tweed. »Wie schön für die«, sagte Paula.
    »Na ja, schließlich handelt es sich ja um einen Vergnügungsdampfer«, meinte Newman, während er den Motor wieder abstellte. Er war verblüfft, wie stark motorisiert das Boot war, und fragte sich, wie schnell es wohl sein würde. Von der Minotaurus drangen die Klänge des Donauwellenwalzers herüber. Nicht gerade passend für den Rhein, dachte Paula. An Deck des Kahns war niemand zu sehen, was aber angesichts des kalten Wetters nicht weiter verwunderlich war. »Ich sehe den Rudergänger«, sagte Tweed. »Er steht in dem Häuschen hinten am Heck.«
    »Sieht so aus, als ob er allein wäre«, bemerkte Marler.
    »So ein Kahn lässt sich gut von einer Person fahren«, klärte Newman ihn auf.
    Keines der Polizeiboote hatte bisher den Motor angeworfen. Tweed vermutete, daß Beck erst dann den Befehl dazu geben würde, wenn die Minotaurus die Anlegestelle passiert hatte. Vermutlich wollte er die Leute auf dem Kahn nicht auf seine einsatzbereite Flottille aufmerksam machen. Obwohl sie Handschuhe trug, fror Paula an den Händen. Butler und Nield schlugen die Arme an den Oberkörper, um warm zu bleiben. Trotz der Kälte machte sich eine Atmosphäre von unterdrückter Spannung auf dem Boot breit. In wenigen Minuten würden sie sämtliche Amerikaner festnehmen, die in Basel eingefallen waren. Je mehr sich der umgebaute Lastkahn ihnen näherte, desto größer kam er Paula vor. Seine Bugwelle breitete sich auf dem Fluß aus und ließ die Boote an ihrer Anlegestelle noch wilder auf und ab tanzen. Tweed hielt sich an der Reling fest und starrte hinüber zu dem rasch vorbeigleitenden Monstrum. Soweit Paula es beurteilen konnte, beobachtete er unablässig die dunkle, stämmige Silhouette des Rudergängers in seinem Häuschen am Heck des Kahns. Der Mann bewegte sich kaum, nur mit den Händen korrigierte er ab und zu durch eine Drehung am Steuerrad den Kurs. Konzentriert blickte er nach vorn auf den Brückenbogen, unter dem er hindurchfahren mußte, und schaute weder nach rechts noch nach links. Beck, der auf der Brücke des großen Polizeiboots stand, rührte sich ebenfalls nicht und würdigte den vorbeifahrenden Lastkahn scheinbar keines Blickes. Die Minotaurus war so lang, daß es trotz ihrer hohen Geschwindigkeit eine kleine Ewigkeit dauerte, bis sie an der Anlegestelle vorbei war. Auf ihrem Hauptdeck erkannte Paula einige Schlauchboote mit Außenbordmotor. Das sind wohl die Rettungsboote, dachte sie. Als das Heck des Kahns an ihnen vorüberglitt, hatte dessen Bug schon fast den Bogen der Rheinbrücke erreicht. Paula bemerkte, daß Tweed das Megaphon auf das Deck zu seinen Füßen gestellt hatte und jetzt ein Fernglas in der Hand hatte, mit dem er zu dem Lastkahn hinübersah. Die Minotaurus fuhr jetzt unter der Brücke hindurch und befand sich auf gleicher Höhe mit dem Hotel Drei Könige. Wer dort am Fenster sitzt, hat praktisch einen Logenplatz für das, was sich gleich ereignen wird, dachte Paula. Beck, der immer noch bewegungslos auf der Brücke des Polizeiboots stand, sah auf die Uhr. Paula vermutete, daß er die Geschwindigkeit des Lastkahns schätzte und darauf wartete, daß dieser einen gewissen Punkt auf dem Fluß erreichte. Paula blickte zurück ans Ufer und bemerkte, daß die Wagen, die sie an die Anlegestelle gebracht hatten, inzwischen wieder abgefahren waren. Sie fragte sich, wo sie an Land gehen würden, und erinnerte sich dann daran, daß Beck davon gesprochen hatte, die Minotaurus weiter flußabwärts anlegen zu lassen. Vielleicht waren die Wagen schon einmal vorausgefahren und

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