Kaltgestellt
glücklicherweise unbesetzt war, begann sofort zu sinken. Ein weiteres Metallstück klatschte genau an der Stelle aufs Wasser, wo Sekundenbruchteile zuvor noch Tweeds Boot gewesen war. Als Newman sein gewagtes Wendemanöver beendet hatte und entgegen der ursprünglichen Fahrtrichtung nun flußaufwärts raste, traf sie die Druckwelle der Explosion wie ein Windstoß aus einem Hochofen. Das Boot wurde wild hin und her geworfen, aber Newman hatte es bereits aus der Gefahrenzone gebracht. Auch die anderen Polizeiboote waren unbeschadet dem Inferno entronnen. Paula klapperte mit den Zähnen und wußte nicht, ob das vor Angst oder wegen der Kälte war. Dann hörte sie auf einmal Becks ruhige Stimme über das Wasser schallen. Auch er verwendete ein Megaphon.
»Alle Boote folgen mir. Wir fahren zurück zur Anlegestelle.«
»Ich könnte etwas terra firma unter den Füßen vertragen«, sagte Tweed lässig. Als sie ein wenig steifbeinig ans Ufer stiegen, lag Becks großes Polizeiboot bereits am Anleger. Während Beck auf Tweed zuging, schaute Paula zurück aufs Wasser des Rheins. Aus den Resten des Lastkahns schlugen die Flammen in den Abendhimmel. Feuerwehrboote, die scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht waren, richteten bereits die Wasserstrahlen ihrer Löschkanonen auf das brennende Wrack.
»Was ist mit den Passagieren?«, fragte sie. »Da waren mit Sicherheit keine drauf«, antwortete Tweed, »sonst hätten wir bestimmt welche an Deck gesehen. Ich gehe jede Wette ein, daß nur der Rudergänger an Bord war. Vermutlich hat er das Steuerrad mit irgend etwas fixiert, bevor er mit dem Schlauchboot das Weite gesucht hat. Ich habe übrigens gesehen, wie er an Land gegangen und mit einem dort bereitstehenden Auto weggefahren ist. Die Bombe wurde bestimmt per Funk gezündet, sobald der Rudergänger in Sicherheit war.«
»Haben Sie gewußt, was passieren wird, Tweed?«, fragte Beck und machte ein grimmiges Gesicht. »Nein, nicht mit Bestimmtheit. Aber die Art, wie wir an die Informationen über das Schiff gekommen sind, hat mich stutzig gemacht.«
»Ihre Wagen sind schon da. Ich habe sie über Handy herbeordert. Wir fahren Sie jetzt zurück in Ihr Hotel. Paula, stehen Sie unter Schock?«
»Nein. Aber danke der Nachfrage. Was ich jetzt brauche, ist etwas Warmes zu trinken.«
»Das kriegen Sie im Hotel.« An Tweed gewandt, knurrte er dann noch: »Und wir beide sprechen uns noch, Tweed.«
28
Vor dem Hotel Drei Könige stiegen sie aus den beiden zivilen Polizeifahrzeugen. Tweed beugte sich ans offene Fenster, um Beck noch etwas zu sagen, während die anderen vor dem Eingang auf ihn warteten.
»Danke fürs Herbringen«, sagte Tweed. »Es tut mir leid, daß die Aktion zu einem solchen Fiasko geworden ist.«
»Wir reden später darüber«, antwortete Beck kurz angebunden. Als Newman, der sich draußen noch nach verdächtigen Gestalten umgesehen hatte, als Letzter ins Hotel kam, lief er dort Basil Windermere in die Arme.
»Na, wie geht’s Ihnen, Bob?«, fragte Windermere, der einen nagelneuen Kamelhaarmantel trug. »Schön, daß Sie auch hier sind. Lassen Sie uns doch in die Bar gehen und einen Schluck zusammen trinken.«
Fast hätte Newman den Vorschlag abgelehnt, aber er war so verblüfft, Windermere in Basel zu treffen, daß er es besser fand, den Grund von dessen Hiersein herauszufinden. Tweed hatte noch keine Zeit gehabt, ihn über das Gespräch mit Guy Strangeways zu unterrichten. Also folgte er Windermere zögernd in die Bar, die hinter den beiden Restaurantsälen des Hotels lag.
»Mir ist nach Feiern zumute«, sagte Windermere, nachdem sie es sich in zwei roten Ledersesseln bequem gemacht hatten. Außer ihnen war nur eine attraktive blonde Kellnerin in der Bar, die sofort an ihren Tisch kam. Windermere ließ den ersten Blick anerkennend über ihre Figur streifen, was der jungen Frau sichtlich unangenehm war. »Ich nehme einen doppelten Scotch«, sagte Newman. Nach all dem, was an diesem Tag passiert war, hatte er ihn sich redlich verdient. Er schwor sich allerdings, keinen Augenblick länger als unbedingt nötig in Windermeres Gesellschaft zu verbringen.
»Prosit, alter Junge. Auf ewige Freundschaft«, sagte Basil und hob sein Glas.
»Was feiern wir denn?«, fragte Newman ohne großen Enthusiasmus.
»Daß wir uns hier getroffen haben natürlich. Sie sehen großartig aus.«
»Warum sind Sie hier?«
»Er kann’s nicht lassen, der Herr Auslandskorrespondent«, sagte Windermere mit einem melancholischen Lächeln, mit
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