Kaltgestellt
Abschleppwagen heranfahren. Männer in Arbeitsmontur stiegen aus und gingen um den Lincoln herum. »Darf ich fragen, was hier geschieht?«, sagte Venacki. »Dürfen Sie. Ihr Wagen blockiert die Straße und muss entfernt werden. Für Sie und Ihre Begleiter lasse ich ein Taxi rufen.«
»Ist schon da!«, rief Newman, der bereits einem vorbeifahrenden Taxi gewinkt hatte.
»Sehr schön«, sagte Buchanan. Er maß Venacki mit einem kühlen Blick.
»Das Taxi bringt Sie an jedes von Ihnen gewünschte Ziel.«
»Und was ist mit dem Lincoln?«
»Den stellen wir Ihnen vor die Botschaft. Wir können ihn aber auch gleich in eine Reparaturwerkstatt bringen lassen, wenn Sie wollen.«
»Nein, vielen Dank«, sagte Venacki hastig. »Grosvenor Square ist schon in Ordnung.«
»Dann würde ich vorschlagen, daß Sie alle vier jetzt in das Taxi steigen. Abschließend gestatten Sie mir noch die Bemerkung, daß ich Diamond Waltz, wenn er ohne Diplomatenpaß gewesen wäre, wegen eines vor einem Monat geschehenen Verbrechens festgenommen hätte.«
»Vielen Dank für Ihre Hilfe, Chief Inspector.«
»Machen Sie sich auf den Weg. Das Taxameter läuft.« Während der Lincoln auf den Abschleppwagen gehoben wurde, entfernte Newman die letzten Blechreste von der Stoßstange des Geländewagens, der selbst kaum einen Kratzer abbekommen hatte. Nachdem er den Wagen wieder in einer Nebenstraße abgestellt hatte, ging er mit Buchanan hinauf zu Tweeds Büro.
»Ich habe gesehen, daß noch Licht in seinem Büro brennt«, sagte der Chief Inspector auf der Treppe. »Tweed sollte für heute Schluß machen. Ich werde ihm vorschlagen, daß ich ihn in meinem Wagen mit nach Hause nehme.«
»Vermutlich haben Sie Recht«, sagte Tweed, als Buchanan ihm sein Angebot unterbreitete.
»Monica bleibt im Büro und überprüft die Namen, die ich ihr gegeben habe. Und Sie können mir auf der Heimfahrt erzählen, wie es Ihnen mit dem Lincoln ergangen ist. Außerdem habe ich Ihnen einiges zu erzählen.«
»Was ist mit Paula?«, fragte Newman, als er zusammen mit Tweed und Buchanan wieder nach unten ging. »Sie bleibt ebenfalls im Büro. Marler hat das vorgeschlagen.« Das ›Ohr‹ fühlt sich bestimmt besser, wenn Paula bei dem Gespräch im Wartezimmer dabei sei, hatte Marler während Newmans Abwesenheit Tweed gegenüber erklärt. In Gegenwart von Frauen ist er merklich entspannter. »Aber vielleicht vertraut er mir ja nicht«, hatte Paula zu bedenken gegeben.
»O doch, das wird er. Er ist ein guter Menschenkenner und hat ein fast unheimliches Gespür, wenn es gilt, jemanden einzuschätzen. Aber ich will Sie zu nichts zwingen, Paula. Bleiben Sie nur, wenn Sie sich der Sache auch gewachsen fühlen.«
»Ich kann es kaum erwarten, das ›Ohr‹ kennen zu lernen.«
3
Nachdem Tweed zusammen mit Newman und Buchanan das Gebäude verlassen hatte, bereitete Marler alles für das Eintreffen des ›Ohrs‹ vor. Dazu plünderte er den Barschrank von Direktor Howard und brachte drei Gläser und eine Flasche Weißwein nach unten ins Wartezimmer. Mit seiner nächsten Aktion stieß er George vor den Kopf. »Ich überwache den Haupteingang selber«, sagte er. »Sie gehen nach oben und machen es sich gemütlich – aber bitte nicht in Tweeds Büro.«
»Aber ich bin hier der Wachmann«, protestierte der rotgesichtige vormalige Feldwebel der britischen Armee. »Ja doch, aber wir erwarten einen Gast, der nicht wiedererkannt werden will.«
»Wie Sie meinen.«
»Es geht leider nicht anders.« Nachdem Paula auf einem der drei Stühle im Wartezimmer Platz genommen hatte, stellte sich Marler hinter Georges Theke und wartete auf das Geräusch eines sich nähernden Taxis, das aber ausblieb. Nach einer halben Stunde wurde die Glocke geläutet. Erstaunt blickte Marler durch den Spion in der massiven Eingangstür. Als er sah, wer draußen war, öffnete er die Tür und geleitete das ›Ohr‹ ins Wartezimmer. »Darf ich vorstellen, das ist Paula«, sagte er. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, daß sie bei unserem Gespräch dabei ist.« Neugierig musterte Paula den Besucher. Sie hatte nicht erwartet, daß er so klein war. Der Mann maß kaum mehr als einen Meter fünfzig. Er bewegte sich mit einem schlurfenden Gang und trug eine Brille mit dicken Gläsern. Nachdem er den Raum betreten hatte, nahm er die Brille von der Hakennase und blickte erst Marler und dann Paula an.
»Das ist nur eine Verkleidung«, erklärte er. »Paula – was für ein hübscher Name«, fuhr er nach einer kurzen
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