Kaltgestellt
gerade vor Newman auf, als ein Wagen neben ihnen zum Stehen kam. Am Steuer saß Chief Inspector Roy Buchanan und auf dem Beifahrersitz Sergeant Warden, ein Mann von kräftiger Statur.
»Ich werde dir jetzt die Fresse polieren, Freundchen«, sagte der Schlägertyp mit einem breiten amerikanischen Akzent. »Probieren Sie’s nur«, sagte Newman. »Aber gern. Kannst dir gleich die Zähne im Magen zusammensuchen.« Newman wartete ab, bis die riesige Faust auf seinen Mund zuraste. Dann riß er den Kopf zur Seite, so daß ihn der Schlag nur noch leicht am Kinn streifte. Newman machte keine Anstalten zurückzuschlagen, sondern wartete, bis Buchanan und Sergeant Warden aus ihrem Wagen stiegen.
»Da ist gerade ein Flugzeug ziemlich tief über uns hinweggeflogen. Das hat mich irgendwie kurz abgelenkt«, sagte Newman zu den Polizisten.
»Außerdem dürfte hier eigentlich gar kein Fahrzeug stehen. Ist doch absolutes Halteverbot.«
»Ich habe genau gesehen, wie Sie den Mann angegriffen haben«, sagte Buchanan zu dem Schlägertypen. »Wer zum Teufel sind denn Sie?«, knurrte dieser zurück. »Chief Inspector Buchanan, Kriminalpolizei.«
»Schwirr ab, Freundchen. Ich habe einen Diplomatenpaß.« Der Amerikaner fuchtelte mit dem Zeigefinger vor Buchanans Gesicht herum und fluchte wie ein Fuhrknecht. »Das hätten Sie lieber unterlassen sollen«, sagte Buchanan. »Diplomatenpässe? Daß ich nicht lache.«
»Dann schau dir mal die Nummernschilder an, Kumpel«, sagte der Schläger.
»Das ist eine Diplomatennummer.« In der Ferne konnte Newman Polizeisirenen hören, die schnell näher kamen. Buchanan verschränkte die Arme und musterte den Amerikaner. Bald darauf erschienen drei Streifenwagen mit uniformierten Polizisten, die den Lincoln umstellten. Buchanan war ein großer, hagerer Mann Mitte vierzig, der einen dunklen Anzug trug. Auf seinem intelligenten Gesicht spielte ein ironisches Lächeln, welches von ihm verhaftete Verbrecher zumeist als extrem beunruhigend empfanden. »Ich glaube, ich habe Ihr Gesicht schon mal gesehen«, sagte er zu dem Amerikaner.
»Vor einem Monat gab es da einen Bankraub in der City. Bei dem ist zwar kein Geld gestohlen worden, aber dafür unter Verschluß gehaltene Dokumente über prominente britische Staatsbürger. Einer der Bankräuber ist von einer Überwachungskamera auf Video festgehalten worden. Er sieht Ihnen zum Verwechseln ähnlich. Ich würde es deshalb begrüßen, wenn Sie mir jetzt Ihren Namen mitteilen würden.«
»Bitte schön«, sagte der Amerikaner aufgebracht. Er hielt Buchanan einen Diplomatenpaß vor die Nase. »Hank Waltz«, las Buchanan.
»Auch bekannt als Diamond Waltz«, bemerkte Newman. »Sehen Sie sich bloß mal die Ringe an seinen Wurstfingern an! Bestimmt alles Imitate.«
»Ich geb dir gleich deine Imitate!« Waltz ballte die Fäuste. »Willst du noch eine?«
»Immer sachte, Kamerad.« Einer der uniformierten Polizisten, die inzwischen alle aus den Streifenwagen gestiegen waren, trat nahe an den Amerikaner heran. Während Buchanan den Paß genauer betrachtete, kam der Fahrer des Lincolns auf ihn zu. Er war groß, hatte die Figur eines Footballspielers und trug einen teuren Maßanzug. Sein Benehmen unterschied sich ganz wesentlich dem seines Mitfahrers. Mit einem versöhnlichen Lächeln wandte er sich an Buchanan.
»Guten Abend«, sagte er mit einem angenehm klingenden amerikanischen Akzent, »es tut mir Leid, wenn wir irgendwelche Probleme verursacht haben. Hank ist leider manchmal etwas reizbar. Aber er mag nun mal diesen Wagen – normalerweise ist er der Fahrer.«
»Stimmt doch gar nicht!«
»Hank, jetzt, wo der Chief Inspector Ihnen Ihren Paß wiedergegeben hat, würde ich vorschlagen, daß Sie wieder in den Wagen steigen. Und bevor Sie noch einmal Ihr großes Maul aufreißen, sollten Sie sich lieber auf die Zunge beißen.«
»Dürfte ich Sie um Ihren Namen bitten?«, sagte Buchanan förmlich.
»Aber gern. Ich heiße Chuck Venacki und bin Attache an der amerikanischen Botschaft.«
»Und was ist dort Ihr Aufgabenbereich?«, fragte Buchanan weiter.
»Public Relations.«
»Na, in diesem Bereich wird Ihnen Diamond Waltz ja nun nicht gerade eine große Hilfe sein.«
»Sein Name ist Hank Waltz. Er arbeitet als Leibwächter, seit gegen den neuen amerikanischen Botschafter Morddrohungen ausgesprochen wurden. Wollen Sie meinen Paß sehen?«
»Das ist nicht nötig.« Newman hörte von hinten ein lautes, polterndes Geräusch. Er drehte sich um und sah einen großen
Weitere Kostenlose Bücher