Kaltgestellt
vielleicht, was für eine einmalige Lage Basel hat. Dort treffen die Schweiz, Deutschland und Frankreich aufeinander und man kann ganz leicht über die Grenze gelangen. Meine nächste Aufgabe wird also sein, diese Basis ausfindig zu machen.« Er trank einen Schluck Wein. »Sobald ich sie gefunden habe, werde ich Sie darüber informieren. Der Wein ist übrigens doch nicht so schlecht.«
»Das bedeutet, daß er nachgeschenkt bekommen will«, sagte Marler zu Paula und goß Kurts Glas noch einmal voll. »Aber passen Sie auf, wenn Sie den Amerikanern zu nahe kommen. Die haben ein paar ziemlich fiese Typen angeheuert.«
»Ist das was Neues?«
»Sie haben mich ziemlich spät von Heathrow aus angerufen«, sagte Marler.
»Die letzte Maschine aus Paris ist schon vor Stunden gelandet.«
»Ich wurde beschattet und mußte meinen Verfolger erst abschütteln, bevor ich hierher kommen konnte. Ich bin also ins Parkhaus gegangen, wo es die vielen Parkdecks gibt. Dort habe ich mich so lange hinter einem Auto versteckt, bis mein Schatten die Suche nach mir aufgegeben hat. Erst dann habe ich Sie angerufen.«
»Wie hat der Verfolger Sie überhaupt erkannt?«
»Er war im selben Flugzeug wie ich, wo ich einen blöden Fehler gemacht habe. Erst habe ich mit der Stewardeß nur Französisch gesprochen, aber als ihr ein Tablett runtergefallen ist, habe ich zu Englisch gewechselt. Das muss mein Beschatter gehört haben. Blöder Zufall. Aber solche Zufälle sind es, die einen am Ende immer verraten.«
»Gibt es was Neues vom Phantom?«
»Dazu wollte ich gerade kommen. Den neuesten Gerüchten zufolge soll er ein Engländer sein, aber konkrete Beweise dafür gibt es noch nicht. Ein Name wurde bisher noch nicht genannt. Der Bursche ist sehr vorsichtig.«
»Das kann man wohl sagen«, bestätigte Marler. »Die Ermittler haben so gut wie keine Spuren von ihm. Lediglich die Stelle auf dem Dach des Lagerhauses, von der aus er geschossen hat, glauben sie zu kennen. Aber auch dort hat er nichts zurückgelassen, nicht einmal eine Patronenhülse.«
»Genauso war es auch, als er in Deutschland Heinz Keller und bei uns in Frankreich den Minister erschossen hat. Solange wir nicht mehr über ihn herausfinden, könnte es sich bei ihm genauso gut um einen Franzosen, einen Deutschen oder einen Usbeken handeln.«
»Wie bringen wir Sie wieder weg von hier? Es wird schon spät.«
»Kein Problem«, sagte Kurt Schwarz. »Hier in der Nähe gibt es haufenweise billige Hotels, in denen man gegen Vorauskasse jederzeit ein Zimmer bekommt.«
»Dann waren Sie wohl kürzlich hier? In London, meine ich«, fragte Paula intuitiv.
»Gut kombiniert«, sagte Schwarz und verzog die Lippen zu einem seltsam schiefen, aber doch irgendwie sympathischen Lächeln.
»Ja, das war ich. Und zwar einige Male.«
»Das haben Sie mir in Paris aber nicht gesagt«, sagte Marler in scharfem Ton.
»Warum sollte ich, solange ich mir dessen, was ich herausgefunden habe, noch nicht sicher war? Ich gebe nur dann Informationen weiter, wenn ich wenigstens halbwegs davon ausgehen kann, daß sie auch stimmen. Schließlich bezahlen Sie mir gutes Geld dafür. Und ich sage Ihnen, daß hier etwas sehr Seltsames und Gefährliches im Gange ist. England ist mit der größten Bedrohung seit Adolf Hitler konfrontiert.«
»Ich habe einen Vorschlag«, sagte Paula.
»Wir fahren jetzt alle drei in meine Wohnung in der Fulham Road. Dort werde ich uns auf die Schnelle etwas zu essen machen. Ich habe großen Hunger, und Sie doch sicherlich auch, Kurt.«
»Eine gute Idee, Paula«, sagte Marler.
»Danach kann Kurt ja bei mir übernachten. Ich wohne nicht weit von Ihnen entfernt und habe immer ein Gästezimmer frei.«
»Keine Widerrede«, sagte Paula, da Schwarz gerade den Mund öffnete, um etwas zu sagen. »Ich kapituliere.« Schwarz hob lächelnd beide Hände. »Und ich bin Ihnen sehr dankbar.« Kurze Zeit später saß er neben Paula in deren Ford, während Marler in seinem Kombi hinterherfuhr. Auf dem Weg zu ihrer Wohnung sprach Paula nicht viel. Sie mußte ständig an einen von Schwarz’ letzten Sätzen denken: England ist mit der größten Bedrohung seit Adolf Hitler konfrontiert.
4
»Fangen wir mit dem Profil von Sharon Mandeville an«, sagte Monica.
»Oder besser mit dem, was ich bisher über sie herausfinden konnte.« Es war am Morgen nach dem späten Nachtmahl, das Paula für sich und ihre Gäste bereitet hatte. Newman saß in einem Sessel und hatte die langen Beine lässig übereinander
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