Kaltgestellt
kein anderes Auto gesehen.«
»Aber jetzt kommt uns etwas entgegen«, sagte Newman. »Was ist denn das?«
»Ein riesiger Schneepflug. Eines muss man den Deutschen lassen: Sie verschwenden nicht viel Zeit, wenn es gilt, ihre Straßen freizuhalten.«
»Aber wieso haben wir dann bisher keinen solchen Schneepflug gesehen?«, fragte Paula.
»Weil zur Zeit keine Touristen hier sind«, antwortete Newman.
»Die Skisaison ist schon vorbei. O Mann, so ein Schneepflug ist schon ein gigantisches Gerät.«
»Fahren Sie langsam, Bob«, sagte Tweed scharf. »Aber Marler ist auch nicht langsam gefahren.«
»Tun Sie, was ich Ihnen sage. Vielleicht ist das einer von Ronstadts schmutzigen Tricks.« Tweed kurbelte das Fenster auf seiner Seite herunter und hob die Hand mit der Pistole. Paula nahm ihre Maschinenpistole und legte sie sich auf den Schoß. Als der Schneepflug näher kam, verlangsamte Newman den Wagen. Paula nahm ihre Waffe in beide Hände. Der Schneepflug war jetzt so langsam, daß sie das Gesicht des Fahrers sehen konnte. Auch Newman fuhr fast in Schrittgeschwindigkeit über den Schnee. »Können Sie außer dem Fahrer sonst noch jemanden erkennen?«, fragte Tweed.
»Von meiner Position aus nicht«, antwortete Newman. Paula drückte Tweed sanft zurück auf die Sitzbank und hob die Maschinenpistole ans offene Fenster. Zuvor war es in dem Wagen so warm gewesen, daß Paula fast eingeschlafen wäre. Jetzt, wo die eiskalte Nachtluft durchs Fenster hereinströmte, war sie plötzlich wieder hellwach. Das Rumpeln des großen Schneepfluges, der dem Auto immer näher kam, war jetzt bedrohlich laut. Seine mächtige Pflugschar schob große Mengen Schnee in hohem Bogen von der Fahrbahn. Kurz bevor der Pflug sie passierte, nahm der Fahrer die Mütze ab und winkte ihnen zu. Paula ließ rasch die Waffe sinken, und dann war das riesige Fahrzeug auch schon an ihnen vorbei. Paula atmete tief durch. »So, jetzt können wir uns wieder entspannen«, sagte sie.
»Wenn Sie sich da mal nicht täuschen«, entgegnete Tweed. »Irgendwo da vorn lauert vermutlich ein Hinterhalt auf uns. Bleiben Sie also wachsam.«
Newman beschleunigte den Wagen wieder, um etwas mehr zu Marler aufzuschließen. Tweed und Paula schlossen die Fenster und schauten hinaus in die Nacht. Hier und dort konnte Paula ein einsames Schwarzwaldhaus erkennen, in dessen Fenstern anheimelnd warme Lichter brannten. Die Häuser hatten Krüppelwalmdächer, die steil bis zum Boden reichten, vermutlich damit sich kein Schnee auf ihnen ansammeln konnte. In der Ferne sah sie eine Kette von schneebedeckten Gipfeln, zwischen denen sich tief eingeschnittene Täler mit kleinen Ortschaften befanden. Im Mondlicht kam ihr dieses Panorama geradezu paradiesisch vor. »Das sieht alles so friedlich aus«, bemerkte sie. »Bis jetzt ist es das ja auch«, entgegnete Tweed. »Das rote Licht entfernt sich von uns«, sagte Newman. »Aus irgendeinem Grund fährt Ronstadt jetzt schneller.«
»Marler übrigens auch«, sagte Keith Kent, der bisher kein Wort gesprochen hatte.
»Dann werde ich mal ein bißchen Gas geben«, sagte Newman, während er beschleunigte.
»Wir nähern uns dem Höllental«, verkündete Paula, nachdem sie mit Hilfe einer Taschenlampe die Karte konsultiert hatte. »Wir müßten gleich dort sein.«
Kurze Zeit später erreichten sie eine tiefe Schlucht, in der zu beiden Seiten der Straße steile Berghänge nach oben führten. Paula verspürte wieder ein ungutes Gefühl. Die Abhänge, die teilweise fast senkrecht aufragten, kamen ihr wie die Wände eines Gefängnisses vor. Sie verdeckten sogar den Mond, so daß der Talgrund in tiefem Schatten lag. Nirgends waren mehr die gemütlich wirkenden Häuser mit dem warmgelben Licht in den Fenstern zu sehen, nur schwarze, kalte Felswände, die Wagen und Straße von der Außenwelt abschnitten.
»Ich frage mich, was Marler wohl treibt«, murmelte Newman. »Aus irgendeinem Grund ist er wieder langsamer geworden.«
»Behaltet mir die Hänge der Schlucht im Auge«, sagte Marler zu Butler und Nield.
»Das tue ich schon die ganze Zeit«, erwiderte Butler. »Wenn die Amerikaner da oben sind, dann müssen sie eine Straße gefunden haben, die hinaufführt. Ich glaube nicht, daß sie etwas fürs Bergsteigen übrig haben. Und wenn sie dennoch hochgekraxelt sein sollten, müßten sie ihren Wagen irgendwo hier an der Straße abgestellt haben.«
»Warum fahren Sie so langsam?«, fragte Butler, der auf dem Rücksitz saß.
»Damit ich sehen kann, ob sie
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