Kaltgestellt
gewesen war. Dabei beugte er sich zu Tweed vor. »Ich würde Ihnen vorschlagen, so rasch wie möglich auf Ihr Zimmer zu gehen. Es könnte dringend sein.«
»Ich komme mit«, sagte Paula.
»Ich gehe derweil auch auf mein Zimmer«, sagte Newman. »Sie können mich dort jederzeit erreichen.« Als Tweed zusammen mit Paula den Speisesaal verließ, blickte er hinüber zu Sharon, die aber so vertieft in ihre Arbeit war, daß sie ihn nicht sah.
»Diese Frau muss über eine ungeheure Konzentrationsfähigkeit verfügen«, bemerkte Paula. »Eine echte Denkmaschine.«
Erst als sie auf dem Zimmer waren und die Tür verriegelt hatten, stellte Paula Tweed die Frage, die ihr schon die ganze Zeit im Kopf herumgegangen war. »Wer war denn der Mann, mit dem Newman geredet hat? Bob schien ihn zu kennen.«
»Vielleicht hat er ihn schon einmal interviewt.«
»Das glauben Sie wohl selber nicht.«
»Ehrlich gesagt, weiß ich im Augenblick nicht, was ich überhaupt noch glauben soll«, entgegnete Tweed. »Und warum war es so wichtig, daß Sie sofort auf Ihr Zimmer gehen?«, fragte Paula.
»Keine Ahnung. Aber wenn Bob mir sagt, daß ich etwas tun soll, dann tue ich es auch.« Kurz darauf klingelte das Telefon.
»Vielleicht war es ja deshalb«, sagte Tweed, bevor er abhob. »Ja, bitte. Wer ist dran?«
»Ronstadt hat soeben seine Rechnung bezahlt und mit seinem Gepäck das Hotel verlassen.«
»Wer sind Sie?«
»Das möchte ich lieber nicht sagen. Alles Gute.«
Tweed legte auf und ging zum Schrank, um seine fertig gepackte Reisetasche herauszunehmen. »Es geht los«, sagte er zu Paula.
»Der Anrufer wollte mir nicht seinen Namen nennen, aber er hatte eine gepflegte Stimme mit amerikanischem Akzent. Gehen Sie auf Ihr Zimmer, und holen Sie Ihr Gepäck. Ich rufe inzwischen die anderen an.«
Paula, die bereits ihre warmen Sachen trug, zu denen auch Leggings und dicke Winterstiefel mit Profilsohlen gehörten, blieb auf dem Weg zur Tür noch einmal stehen, weil Tweeds Handy klingelte. »Ich bin’s«, sagte Marler.
»Hier ist etwas im Gange. Kommen Sie mit dem Auto herüber, und sagen Sie Bob, er soll am Ende der Herrenstraße parken. Er weiß dann schon, wo.«
»Das war Marler«, sagte Tweed zu Paula, die nun endgültig das Zimmer verließ. Tweed ging ans Telefon und wählte die Nummer von Newmans Zimmer.
»Es ist so weit«, sagte er. »Nehmen Sie Ihre Sachen und gehen Sie schon mal zum Wagen. Ich zahle noch rasch die Rechnung und komme nach. Und sagen Sie Keith Kent Bescheid.«
38
Als sie in dem Audi vom Hotel wegfuhren, war es schon fast dunkel. Die Sitzverteilung war dieselbe wie auf der Herfahrt: Newman saß am Steuer und Paula auf dem Beifahrersitz, während Tweed und Keith Kent sich die Rückbank teilten. Paula hatte eine auseinandergefaltete Karte auf den Knien. Es herrschte nicht viel Verkehr, so daß sie nicht lange bis zum vereinbarten Treffpunkt brauchten. Dort hielt Newman an und schaltete das Licht aus. Wie aus dem Nichts tauchte auf einmal Marler neben dem Wagen auf und sprach durch das geöffnete Fahrerfenster mit hastigen Worten auf Newman ein.
»Ihr seid gerade noch rechtzeitig gekommen. Ronstadt ist soeben abgefahren. Er sitzt selbst am Steuer und hat drei von seinen Gorillas dabei. Die beiden anderen Audis sind, mit sieben Mann besetzt, zuvor schon abgefahren. Sie fahren voraus, und Ronstadts Wagen folgt ihnen. Haben Sie den Empfänger eingeschaltet, den ich in Ihrem Auto installiert habe, Bob?«
»Nein. Aber das werde ich jetzt nachholen.«
»Wie funktioniert er denn?«, fragte Tweed und beugte sich vor. Marler hatte unter dem Armaturenbrett einen runden beleuchteten Monitor von etwa fünfzehn Zentimetern Durchmesser angebracht, der durch mehrere dünne Linien in die vier Quadranten der Kompaßrose aufgeteilt war. Ein roter Punkt, der etwa so groß war wie eine britische Fünf-Pence-Münze, bewegte sich darauf langsam nach Osten. »Dieser Punkt ist Ronstadt«, erklärte Marler. »Der Sender, den ich auf dem Dach seines Wagens befestigt habe, ist etwa so groß wie ein Mantelknopf und sendet ein Signal zu einem Satelliten, der es verstärkt und zu den beiden Empfängern in unseren Wagen zurückschickt. Zum Glück ist der Sender schwarz, so daß er auf Ronstadts Audi nicht weiter auffällt. Haben Sie das Prinzip begriffen?«
»Ich glaube schon«, sagte Paula. »Aber ersparen Sie uns bitte weitere technische Einzelheiten.«
»Allzu schnell werden sie nicht vorankommen«, fuhr Marler fort. »Ich habe vorhin den
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