Kaltgestellt
tue?«
Oben am Rand der Schlucht trat Marler auf die Bremse. Er hielt den Wagen an, ließ aber den Motor laufen. Fieberhaft versuchte er, sich in seine Gegner hineinzuversetzen, und fragte sich, was er an ihrer Stelle tun würde. Dann traf er eine schnelle Entscheidung.
»Hier steigen wir aus«, sagte er zu den beiden anderen. »Wer weiß, was uns dort vorn erwartet.«
»Schwärmen wir aus?«, fragte Nield. »Ja.«
»Ich gehe links entlang«, verkündete Butler, der bereits die Tür geöffnet hatte.
»Und wir beide gehen rechts«, sagte Marler zu Nield. »Aber schauen Sie nicht nach unten.« Sekunden später setzten sich die drei in Bewegung. Marler hatte das Armalite in der einen und die Walther in der anderen Hand. Butler begann, den kurzen schneebedeckten Abhang neben dem Weg hinaufzusteigen. Auch er hatte eine Walther gezückt. Als er oben angelangt war und auf der anderen Seite nach unten blickte, erschrak er. Er befand sich nur wenige Meter von Brad entfernt, der mit beiden Händen am Brecheisen hinter seinem Felsblock stand. Brad blickte hinab auf die Straße, auf der sich der zweite weiße Audi mit hoher Geschwindigkeit näherte. Im Gürtel unter dem Anorak hatte er nicht weniger als drei Pistolen stecken. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich schräg hinter ihm etwas bewegte. Er drehte sich um, sah Butler und tat genau das Falsche, indem er das Brecheisen losließ und verzweifelt versuchte, eine seiner Pistolen zu ziehen. Butler feuerte in rascher Folge drei Schüsse auf ihn ab, die alle trafen. Die Brust des Anoraks färbte sich rot, während Brad rückwärts gegen den Felsblock taumelte. Er fiel hin und begann, den Hang hinunterzurutschen. Der Versuch, sich am Felsblock festzuhalten, hatte diesen aus dem Gleichgewicht gebracht. Wie in Zeitlupe setzte er sich in Bewegung und überrollte Brad, den er tief in den Schnee drückte. Im Licht des Mondes konnte Butler sehen, daß ein Teil des riesigen Felsblocks, der nun unaufhaltsam weiter ins Tal rollte, voller Blut war. Paula sah zu ihrem Entsetzen, wie sich der Felsblock in Bewegung setzte und immer rascher auf sie zukam. Ihren Berechnungen nach mußte er kurz vor ihnen auf die Straße fallen – falls er den Audi nicht gleich zermalmte. »Treten Sie auf die Bremse, Bob!«, schrie sie. Newman reagierte sofort, ohne zu wissen, weshalb, und brachte den Wagen mit einer Notbremsung zum Stehen. Obwohl sich Tweed und Kent festgehalten hatten, wurden sie nach vorn in die Sicherheitsgurte gedrückt. Der riesige Felsbrocken schlug unmittelbar vor dem Wagen auf der Fahrbahn auf und rollte mit kaum gebremster Wucht in den Straßengraben.
»Danke, Paula«, sagte Newman. »Das war knapp.«
»Gern geschehen.«
Newman setzte den Wagen wieder in Bewegung, da sah Paula einen weiteren Felsblock von oben auf sie zurasen. Für Sekundenbruchteile verschlug ihr der Schreck die Sprache, dann schrie sie aus voller Kehle: »Geben Sie Gas! Fahren Sie, so schnell Sie können!« Newman trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, und der Audi schoß in einer Wolke aufgewirbelter Schneekristalle nach vorn. Paula, deren Handflächen schweißnaß waren, sah den Felsblock auf sie zupoltern. Und sie sah noch etwas: Der ganze Hang schien ins Rutschen gekommen zu sein und bewegte sich wie eine riesige Flutwelle aus Schnee und Steinen unaufhaltsam auf sie zu. Offenbar hatte der zweite Felsbrocken eine Lawine ausgelöst. Paula murmelte ein Stoßgebet, während Newman nur mit Mühe verhindern konnte, daß er von der Straße abkam. Paula drehte sich um und sah, wie der Felsbrocken hinter ihnen auf die Straße fiel, auf die Gegenfahrbahn rollte und aus ihrem Blickfeld verschwand. Auch die Lawine, die nicht so umfangreich war, wie Paula zunächst befürchtet hatte, erreichte jetzt das Tal. Newman konnte den Wagen gerade noch auf die Gegenfahrbahn lenken, während die rechte Spur unter den Schneemassen begraben wurde. Dann herrschte auf einmal eine tiefe Stille in der Schlucht. »Am besten übernehmen Sie jetzt das Steuer«, sagte Newman halb im Scherz zu Paula.
»Ronstadt muss ganz in unserer Nähe sein«, bemerkte Tweed ganz ungerührt.
»Das rote Licht fängt an zu blinken.« Nachdem Bruce, der Mann mit der Narbe auf der Stirn, den zweiten Felsblock losgehebelt hatte, zog er die Pistole, die er im Gürtel stecken hatte. Kurz zuvor hatte er Marlers drei Schüsse gehört und gesehen, wie Brads Block nach unten donnerte. Von Brad selbst fehlte jede Spur, dafür aber sah Bruce zwei Männer, die
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