Kaltgestellt
bekomme.« Kurze Zeit später hatte er Buchanan tatsächlich am Apparat und erzählte ihm von Sir Guys Ermordung und Ruperts Plan, die Leiche nach England fliegen zu lassen. Dann bat er ihn, ein paar Leute nach Heathrow zu schicken und dafür zu sorgen, daß der Tote auch wirklich obduziert wurde. »Lassen Sie die Kugel in seinem Kopf mit der vergleichen, die den Premierminister getötet hat. Außerdem sind da noch die Kugeln, denen der Mann in Nähe der Regent Street, der deutsche Politiker Heinz Keller und der französische Minister zum Opfer gefallen sind.« Nachdem er das gesagt hatte, hörte Tweed Buchanan einige Minuten aufmerksam zu, bevor er sich bei ihm bedankte und die Verbindung unterbrach. »Gibt es was Neues von Roy?«, fragte Paula. »Ja. Er war gerade auf dem Weg nach Heathrow. Ein anonymer Anrufer hat gesagt, daß in einem nach Westen fliegenden Flugzeug eine Bombe versteckt sei. Dafür kommen natürlich sehr viele Maschinen in Frage, die jetzt alle nicht abheben können. In Heathrow ist daraufhin das Chaos ausgebrochen, was wohl genau das war, was der Anrufer bezweckt hat. Offenbar handelt es sich um einen neuen Plan, um England zu destabilisieren. Roy hat mir versprochen, so lange am Flughafen zu bleiben, bis die Maschine mit Guys Leiche gelandet ist.«
»Ach, Tweed«, sagte Newman. »Kurz bevor wir auf Ihr Zimmer sind, ist mir übrigens noch aufgefallen, wie jemand, von draußen kommend, das Hotel betrat. Es war Ed Osborne.«
»Interessant«, sagte Tweed. »Aber jetzt gehen wir erst mal hinunter ins Restaurant und sehen zu, daß wir noch etwas zum Mittagessen bekommen. Ich glaube, die Stunde null rückt unaufhaltsam näher.«
Als die drei den Speisesaal betraten, räumten die Bedienungen gerade die Tische ab. Nur ein einziger Gast saß noch im Saal. Es war Sharon Mandeville. Nachdem Tweed vom Oberkellner erfahren hatte, daß es noch etwas zu essen gab, steuerte er einen Tisch im hinteren Teil des Saals an. Als er und die anderen an Sharon vorübergingen, winkte sie ihnen zu. Sie goß sich gerade etwas Kaffee aus einer Kanne ein, die ihr ein Kellner soeben auf den Tisch gestellt hatte. Dann vertiefte sie sich wieder in eine Akte, die sie neben ihrem halb leer gegessenen Teller liegen hatte. Nachdem Tweed, Paula und Newman ihre Bestellung aufgegeben hatten, lehnte Paula sich in ihrem Stuhl zurück und seufzte leise. »Diese Frau hört wohl nie mit dem Arbeiten auf«, sagte sie. »Haben Sie gesehen, daß sie einen ganzen Aktenstapel auf dem Stuhl neben sich liegen hat?«
»Sie kann wohl nicht anders«, sagte Tweed. »Ob sie wohl schon weiß, daß Guy ermordet wurde?«
»Wenn nicht, dann wird sie es sicher bald erfahren.«
»Sie kommen mir so vor, als ob Sie in Eile wären.«
»Das bin ich auch. Zu dieser Jahreszeit wird es bald dunkel«, sagte Tweed und machte sich über sein Essen her, das der Kellner vor ihn hingestellt hatte.
»Und das bedeutet?«, fragte Paula.
»Daß Ronstadt jeden Augenblick aufbrechen kann. Ich wundere mich, daß Marler sich noch nicht gemeldet hat. Er wird wohl der Erste sein, der etwas vom Aufbruch der Amerikaner mitbekommt.«
»Dann sollten wir heute wohl lieber auf unseren Kaffee verzichten.«
»So ist es.« Newman blickte auf und sah, wie ein gut gekleideter großer Mann mit glattem Gesicht den Speisesaal betrat. Er blickte hinüber zu Sharon, die so sehr in ihre Arbeit vertieft war, daß sie nicht mitbekam, wie der Mann Newman zuwinkte.
»Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick«, sagte Newman zu Tweed. »Ich bin gleich wieder zurück.« Der große Mann verließ den Speisesaal, und Newman folgte ihm in die Bar, wo Basil Windermere mit dem Rücken zu ihnen an der Theke saß und ein Glas in der Hand hielt. »Chuck Venacki«, sagte Newman zu dem Mann. »Wenn das keine Überraschung ist. Das letzte Mal sind wir uns in London in der Park Crescent begegnet.«
»Wo Sie mit Ihrem Geländewagen mein Auto angefahren haben. Ein genialer Trick, das muß man Ihnen lassen.«
»Was treibt Sie hierher, Mr. Venacki?«
»Sie können mich Chuck nennen, wenn Sie wollen. Und sagen Sie Tweed, daß er auf sein Zimmer gehen soll. Und zwar sofort.«
»Weshalb?«
»Das wird er dann schon herausfinden. Aber er muss schnell machen. Sie haben nicht mehr viel Zeit.«
»Wollen Sie mir nicht sagen, worum es geht?«
»Sputen Sie sich, Newman, bevor es zu spät ist.« Newman ging zurück in das Restaurant, setzte sich und schob den leeren Teller weg, auf dem seine Nachspeise
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