Kaltgestellt
daß alle sofort mit dem Essen aufhörten. Bevor Ronstadt sich auf den Weg machte, legte er ein Stück Fleisch zwischen zwei Scheiben Brot, und wickelte das Sandwich in eine Papierserviette. »Ich muss noch mal aufs Klo«, sagte Venacki. »Dann beeil dich. Wir warten im Auto.«
Die beiden weißen Audis fuhren so schnell durchs Höllental, daß Paula es fast mit der Angst bekam, als sie auf den Tachometer schaute. Tweed saß am Steuer des ersten Wagens. Er hatte darauf bestanden, daß Newman seinen verstauchten Knöchel schonte. Noch am Schluchsee hatte Paula Salbe auf Newmans Knöchel geschmiert und ihn dann einbandagiert. Tweed hatte Paula gefragt, wie schlimm die Verletzung sei.
»Es ist nichts Ernstes«, hatte Paula geantwortet. »Mit der Salbe müßte die Schwellung eigentlich in drei, vier Stunden abklingen, vielleicht sogar früher. Aber fahren sollte er nicht. Ich könnte ja für ihn das Steuer übernehmen.«
»Nein. Das werde ich tun«, hatte Tweed bestimmt gesagt. Jetzt saß Paula neben ihm, und Kent und Newman nahmen die Rücksitze ein. Hinter ihnen fuhr Marler den zweiten Audi. Nield war der Beifahrer, und Butler saß auf dem Rücksitz. Marler hatte Mühe, mit Tweeds Geschwindigkeit Schritt zu halten.
»Wir fahren aber wirklich schnell«, sagte Paula vorsichtig, als sie mitten im Höllental waren.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, versuchte Tweed sie zu beruhigen. »Der Schneepflug, dem wir auf der Hinfahrt begegnet sind, hat die Straße frei gemacht. Ich muss so schnell wie möglich nach Freiburg. Vielleicht wartet im Colombi eine Nachricht auf mich.«
»Von wem denn?«
»Von Monica natürlich.«
»Ich schätze, wir haben am Schluchsee schlechte Arbeit geleistet«, sagte Paula. »Wir hätten den Laster nicht entkommen lassen dürfen.«
»Jetzt machen Sie aber mal halblang«, sagte Newman von hinten. »Als Ronstadt von Basel abgefahren ist, waren es noch zwölf Amerikaner. Jetzt sind es nur noch vier – ihn selbst mit eingeschlossen.«
»Außerdem haben wir ein Vermögen an gefälschten Banknoten vernichtet und dazu noch die Basis am Schluchsee«, sagte Tweed.
»Also, wenn wir im Colombi sind, werde ich Buchanan anrufen und ihm sagen, daß er sich um den Lastwagen mit den Blüten kümmern soll.«
»Aber Sie haben Buchanan doch schon vorhin mit dem Handy zu erreichen versucht«, sagte Paula, »und Sie haben keine Verbindung bekommen.«
»Das lag vermutlich daran, daß der Feldberg im Weg war.«
»Warum müssen Sie überhaupt mit Buchanan sprechen? Kann denn Otto Kuhlmann nichts für Sie tun?«
»Ich vermute, daß Otto dadurch in politische Schwierigkeiten kommen könnte«, antwortete Tweed. »Ich nehme an, daß der Lastwagen zu einem der amerikanischen Luftwaffenstützpunkte in Deutschland unterwegs ist, wo ein Transportflugzeug auf ihn wartet, um ihn mitsamt seiner Ladung nach England zu fliegen wahrscheinlich zu einem ihrer Militärflughäfen in East Anglia. Vielleicht kann Roy den Laster dort aufhalten – wenn wir ihn rechtzeitig verständigen.«
»Übrigens – diese zwei Explosionen, die wir gehört haben, bevor das Haus in die Luft geflogen ist, sind von zwei Handgranaten gekommen, die Marler unter die beiden anderen Audis gerollt hat«, sagte Newman. »Das hat er mir erzählt, während wir das Feuerwerk beobachtet haben.«
»Im Colombi werden wir übrigens etwas essen«, sagte Tweed. »Mit leerem Magen marschiert sich schlecht – hat schon Napoleon gewußt.«
»Und was machen wir nach dem Essen?«, fragte Paula. »Keine Ahnung. Es hängt alles davon ab, ob im Colombi eine Nachricht auf mich wartet oder nicht.« Als die zwei Wagen vor dem Hotel anhielten, schaffte es Tweed endlich, Buchanan auf Becks Handy zu erreichen. Er erklärte ihm kurz das Problem und sagte abschließend: »Es ist wirklich sehr wichtig, daß Sie den Lastwagen ausfindig machen, Roy.«
»Das ist nicht nur wichtig«, sagte Buchanan, der Tweed während seinen Ausführungen kein einziges Mal unterbrochen hatte, »es ist sogar lebenswichtig. Wir müssen alles in unserer Macht stehende tun, um das Falschgeld so bald wie möglich aus dem Verkehr zu ziehen.«
»Ich hoffe nur, daß Sie auch genügend Zeit dafür haben.«
»Die habe ich. Ich bin übrigens gerade in Norwich und werde sofort alle amerikanischen Luftwaffenstützpunkte anrufen lassen. Wenn der Lastwagen wirklich an Bord einer C47 eingeflogen wird, kommt nur eine Hand voll Flugplätze in Frage. Solche riesigen Transportmaschinen brauchen eine lange
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